Emmen: Designstudierende bauen Rückzugsorte für Tiere
In einem zweitägigen Modul haben Studierende der Hochschule Luzern im Emmenpark Unterschlüpfe für einheimische Tiere erstellt. Ein spannender Perspektivwechsel.
Wie die Gemeinde Emmen mitteilt, haben Studierende der Hochschule Luzern in einem zweitägigen Modul im Emmenpark Unterschlüpfe für einheimische Tiere erstellt.
Der Perspektivenwechsel zeigt auf, dass Gestaltung mehr als unsere Spezies berücksichtigt und auf den ersten Blick auch einmal chaotisch erscheinen darf.
Ganz nah dran am Projekt
«Kommt näher und schaut rein. Das ist die letzte Gelegenheit», winkt eine Studentin die Zuhörer herbei. «Wird in diesen Haufen aus Steinen, Ästen und Laub tatsächlich ein Igel einziehen, sollten die Menschen nicht mehr zu nahe herangehen.»
Schliesslich sollen die Tiere den Winter möglichst ungestört verbringen können.
Eine gemischte Gruppe aus Studierenden, Dozierenden, spontanen Passanten und Mitarbeitenden der Gemeinde Emmen hat sich am 29. Oktober 2024 zum Abschluss des Moduls im Emmenpark, direkt hinter der HSLU Design Film Kunst am Rande der Viscosistadt, versammelt.
Design als Verantwortung
Im Rahmen ihrer Studiengänge werden die Studierenden an neue Rollen für Designer herangeführt, die nicht nur das ästhetische, sondern auch das ökologische Wohl in den Blick nehmen. Dabei muss nicht immer der Mensch im Mittelpunkt stehen.
Durch das Schaffen von Rückzugsorten für Tiere tragen die Studierenden aktiv zum Erhalt des Ökosystems bei, da viele Tierarten wichtige Funktionen im natürlichen Gleichgewicht erfüllen, etwa als Bestäuber oder als natürliche Schädlingsbekämpfer.
So werden Ressourcen geschont und die lokale Flora kann durch die Anwesenheit der Tiere besser gedeihen, was langfristig auch der Bindung von CO₂ zugutekommt.
«Oftmals nehmen wir den Tieren ihren Lebensraum, wenn wir alles perfekt organisieren und in unseren Augen schön zurechtmachen», reflektieren die Studierenden. Die Herausforderung im zweitägigen Modul hat also gewissermassen darin bestanden, Lebensraum durch gezielte Unordnung zu schaffen.
Winterquartiere für Blindschleiche und Co.
«Um das Überleben der einheimischen Blindschleiche zu unterstützen, haben wir 80 Zentimeter unter dem Boden eine Winterschlafgrube als sicheren Ort zum Überwintern geschaffen», erklärt ein Student eine Station weiter. Ob sich tatsächlich Eidechsen oder Blindschleichen im Unterschlupf aufhalten, kann mittels Rohrtelefon überprüft werden.
Neben den Bauten für die Tiere geht es Dozentin Karin Fink auch darum, die Menschen zu sensibilisieren: «Die Auseinandersetzung mit der Zielgruppe und die Information auf dem Campus ist ebenfalls Teil der Aufgabe.»
Nicht in jeder Hinsicht eigne sich der Emmenpark ideal für die Unterschlüpfe, aber die Bauten sollen insbesondere Inspiration sein für alle Menschen, die daran vorbeigehen. So findet sich neben dem Igelbau eine einfache Anleitung, wie man im eigenen Garten ein gemütliches Nest zur Verfügung stellen kann.
Naturnahes Lernen und Handarbeit
Eine weitere Gruppe hat sich der Fledermaus angenommen. Die effizienten Schädlingsbekämpfer sind in der Schweiz geschützt und machen aufgrund des Nahrungsmangels in den kalten Monaten ebenfalls einen Winterschlaf.
Für den professionell erstellten Fledermauskasten haben die Studierenden auf dem Campus keinen geeigneten Platz gefunden – da Fledermäuse lichtgeschützte Orte benötigen. In der Zusammenarbeit mit der Gemeinde Emmen wird das Unikat einen besonderen Platz erhalten und im besten Fall als Prototyp für weitere Exemplare fungieren.
«Es hat mir viel Freude bereitet, mal wegzukommen vom Online-Whiteboard und draussen in der Natur aktiv mit den Händen zu arbeiten», resümiert ein Student.
Diese Gelegenheit wird Karin Fink noch weiteren Studierenden bieten – die erstellten Unterschlüpfe wollen schliesslich beobachtet und gepflegt werden.