Rückkehr zu einer weitgehenden Normalität
Das Herbstsemester an der Universität Freiburg startet im Präsenzmodus.
Die Unifr setzt im Herbstsemester auf möglichst viel Präsenzunterricht. Qualitativ hochstehende Lehre und Forschung brauchen «reale» Begegnungen. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, aus der Ferne zu studieren.
Damit sollen insbesondere gefährdete Personen das Studium auch ohne physische Präsenz an der Universität absolvieren können. Unterstützend investiert die Universität in die digitalen Fähigkeiten ihrer Mitglieder auf allen Stufen. Ein von swissuniversities mitfinanziertes Projekt soll die Kompetenzen von Studierenden, Dozierenden und Forschenden fördern.
Die thematische Breite der Kurse und Ateliers reicht von Programmieren über Datenverwaltung bis hin zur Informationsrecherche oder Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten. Aber auch die Digitalisierung von Prozessen und Abläufen in der Verwaltung ist hier ein Thema.
Interne Umfrage zum Frühlingssemester
Um aus dem Frühlingssemester lernen zu können, führte die Dienststelle Qualitätssicherung im Sommer eine Umfrage beim Personal und den Studierenden durch. Es zeigte sich, dass fast alle Lehrveranstaltungen nach den vier Wochen mit Präsenzunterricht für die restlichen zehn Wochen online oder auf eine andere Art weitergeführt werden konnten.
Die meistgenutzten Unterrichtsformen waren Live-Online-Unterricht oder die Bereitstellung von Aufnahmen von PowerPoint-Präsentationen, in denen die Dozierenden zu sehen oder zu hören waren. Diese Unterrichtsformen wurden in der Regel durch strukturierte Dokumentationen auf der Lernplattform Moodle ergänzt.
Bestimmte Elemente des Fernunterrichts wurden von den Studierenden sehr geschätzt. Sie sollen deshalb in Zukunft eingesetzt werden, um den Präsenzunterricht zu bereichern.
Lehre weitgehend auf Kurs, Forschung beeinträchtigt
Ein grosser Unsicherheitsfaktor betraf die Prüfungen, die fast gänzlich im Fernmodus stattfanden. Am häufigsten geschah dies als sogenannte Open-Book-Prüfungen oder mündliche Prüfungen per Video. Die Erfolgsquote war bei den meisten Fakultäten leicht höher als bei denselben Prüfungssessionen der vergangenen Jahre.
Aus den besseren Erfolgsquoten kann jedoch nicht automatisch auf die Qualität oder die Schwierigkeit der Prüfungen geschlossen werden. Mit ein Grund könnten die vereinfachten Rückzugsmöglichkeiten gewesen sein. Sie erlaubten es Studierenden, sich auch kurzfristig von einem Examen zurückzuziehen.
Schliessung der Bibliotheken und der Labore
Während die Lehre im Lockdown dank des grossen Einsatzes sowohl der Dozierenden als auch der Studierenden insgesamt recht gut weitergeführt werden konnte, war es für die Forschung bisweilen schwierig. Rund die Hälfte der Forschenden beklagte schlechtere oder gar viel schlechtere Bedingungen als sonst.
Erschwert wurde ihre Arbeit insbesondere durch die Schliessung der Bibliotheken und der Labore. Die Erfahrungen waren jedoch unterschiedlich: Manche Forschende schätzten die ruhige Zeit ohne Ablenkung.
Vielfältige Forschungsunterstützung ...
In den vergangenen Monaten erhielten zahlreiche Forschende der Universität Freiburg Zuschüsse für ihre jeweiligen Projekte zugesprochen. Besonders erfreulich sind drei PRIMA-Beiträge. Dabei handelt es sich um ein äusserst kompetitives Karriereförderprogramm des Schweizerischen Nationalfonds, das sich ausschliesslich an Frauen richtet.
Darunter befinden sich ein Projekt zum Thema allgemeine Geschichte, eines aus der Psychologie und eines aus den Materialwissenschaften. Der Erfolg bei den Materialwissenschaften ist kein Zufall: So belegte die Universität Freiburg in einer von der Wissenschaftszeitschrift Nature erstellten weltweiten Rangliste einen Top 50-Platz der am schnellsten wachsenden Institutionen in den Materialwissenschaften.
Mit dabei sind nur sieben Hochschulen ausserhalb Chinas und zwei davon in der Schweiz. Nebst der Universität Freiburg ist dies die ETH Zürich.
... und vielfältige Forschung
An einer Volluniversität wird in ganz unterschiedlichen Disziplinen geforscht. Eine neulich am Lehrstuhl für Marketing abgeschlossene Studie beleuchtet die Wahrnehmung von Kundinnen von Quasi-Monopolisten wie zum Beispiel von ehemaligen Bundesbetrieben.
Negative Emotionen und die Wahrnehmung von Preisungerechtigkeit sind zwei zentrale Ausdrucksformen der Kundinnen, die sich bei einem Anbieter gefangen fühlen. Diese Gefühle entladen sich in Frustration und Ärger und rufen schlechte Mundpropaganda als Bewältigungsstrategie hervor.
Das Forschungsprojekt wird nun weiter gehen und sich auch auf Dienstleister wie Spitäler, Versicherungen oder Steuerämter fokussieren.
Neue Studiengänge in Sicht
Um der grossen Nachfrage einer umfassenden Spezialisierung im Fach Marketing nachzukommen, bietet das Departement für Betriebswirtschaftslehre ab dem Herbstsemester 2021 einen Master in Marketing an. Dieses neue Studienangebot umfasst ein Kernmodul Marketing, das die ganze Breite des Fachs abdeckt.
Als Zusatzmodul werden Studierende wahlweise aus einem der Bereiche Unternehmertum und Innovation, Strategie, Datenanalyse, Umgang mit der Digitalisierung oder Kommunikation wählen können. Ebenfalls in einem Jahr soll ein Master Italienische Sprache und Literatur beginnen.
Es handelt sich um einen Doppelabschluss der Universitäten Freiburg und Verona in Italien. Dieses Programm ist das Resultat einer mehrjährigen engen Zusammenarbeit der jeweiligen Departemente.
Mit dem jetzigen Herbstsemester startet neu der schweizweit einzigartige Masterstudiengang in Umwelt- und Umweltgeisteswissenschaften. Studierende unterschiedlicher akademischer Herkunft können diesen nach vier Semestern mit einem Master of Science in Environmental Sciences and Humanities abschliessen.
Begrenzungsinitiative: Die Hochschulen wären betroffen
Am 27. September stimmt das Schweizer Stimmvolk über die Volksinitiative «Für eine massvolle Zuwanderung» ab. Bei einer Annahme ständen sämtliche Verträge der Bilateralen I in der Schwebe. Die Hochschulen wären bei der Personenfreizügigkeit und beim Forschungsabkommen betroffen.
Fallen die Bilateralen I weg, muss die Schweiz für alle Kooperationen einzelne Partnerschaften suchen. Das Aushandeln dieser Vereinbarung ist langwierig und komplex.
Die Folgen für den Forschungs- und Innovationsstandort Schweiz wären verheerend, denn der grösste Teil der Forschung ist heute international. Die Schweizer Hochschulen und Organisationen der Forschungs- und Innovationsförderung lehnen die Volksinitiative deshalb ab.