Gemeinderat äussert sich zu Mobilitätsplan Agglomeration Grenchen
Ziel des Gemeinderates ist unter anderen, den Verkehr in den Quartieren zu beschränken und auf die Staatsstrassen als Hauptverkehrsadern im Dorf zu leiten.
Wie die Gemeinde Grenchen schreibt, wurde unter Federführung des Kantons Solothurn der Mobilitätsplan Agglomeration Grenchen erarbeitet.
Der Mobilitätsplan hat zum Ziel, ein in sich abgestimmtes Massnahmenpaket für die Bewältigung zukünftiger, verkehrlicher Herausforderungen bereitzustellen – dies für alle Verkehrsträger vom Fuss- und Veloverkehr über den öffentlichen Verkehr bis hin zum motorisierten Individualverkehr (MIV).
Trotz Massnahmen: Motorisierter Individualverkehr im Dorf steigt
Mit dem Bau der Autobahn wurde der motorisierte Individualverkehr (MIV) in Lengnau reduziert.
Heute zeigt sich, dass die damaligen flankierenden Massnahmen des Kantons Bern nur beschränkt wirken. Festzustellen ist, dass der MIV im Dorf wieder steigt. Insbesondere die Bürenstrasse, Badmattstrasse und Solothurnstrasse weisen einen hohen Zuwachs aus.
Ohne längerfristige Massnahmen wird sich der Zubringerverkehr Autobahnanschluss Lengnau Richtung Grenchen weiter erhöhen und zu einer Belastung der Lengnauer Bevölkerung durch Lärm, Staub und Abgase führen.
Zudem können die Verkehrswege für Fussgänger, Velofahrer und insbesondere Schulkinder durch eine erhöhte Belastung des MIV weniger sicher werden.
Zentrales Anliegen des Gemeinderats: Langsamverkehr stärken
Ziel des Gemeinderates ist, den Verkehr in den Quartieren zu beschränken und auf die Staatsstrassen als Hauptverkehrsadern im Dorf zu leiten. Mit der Einführung von Tempo-30-Zonen in den Quartieren konnte eine massive Verbesserung erreicht werden.
Weiter verfolgt der Gemeinderat das Ziel, bei Sanierungen die Quartierstrassen vermehrt zu begrünen und zunehmend spezielle Bereiche für Fussgänger und Velos zu gestalten. Dies, sofern die Platzverhältnisse es zulassen. Auch wenn die Staatsstrassen in Zukunft die Hauptverkehrsachsen sein werden, ist zu prüfen, ob es geeignete Massnahmen geben wird, um insbesondere den Verkehr auf der Hauptverkehrsachse Bürenstrasse – Badmattstrasse – Solothurnstrasse zu minieren, ohne Ausweichverkehr in die Quartiere zu fördern.
Die Stärkung des Langsamverkehrs (Velodorf Lengnau, Förderung Fussverkehr, Fusswege) ist ein zentrales Anliegen des Gemeinderates.
Gegenüber dem Kanton Solothurn forderte der Gemeinderat Lengnau, folgende Punkte seien näher zu beleuchten und zu überarbeiten.
MIV / Verkehrszunahme auf Staatsstrassen in Lengnau / Massnahmen
Der MIV ist aus Sicht des Gemeinderates siedlungsverträglich zu gestalten. Bereits heute ist diese auf der Bürenstrasse – Badmattstrasse – Solothurnstrasse während der Hauptverkehrszeiten nicht mehr gegeben. Es sind Handlungsansätze zu erarbeiten, die eine Reduktion des MIV auf den Staatsstrassen fördern.
Abgelehnt wird eine Zweiterschliessung Lengnau über die Verbindung Moosstrasse – Industriestrasse für den MIV. Dies auch unter Berücksichtigung, den öffentlichen Verkehr über diese Strecke zu leiten.
Autobahnzubringer Grenchen / Hauptzubringer / Massnahmen
Der Autobahnzubringer ist die kürzeste mögliche Strecke von der Autobahn in die Stadt/Agglo Grenchen. Dies auch unter der Betrachtungsweise, dass sie vornehmlich ausserhalb des bewohnten Gebietes verläuft.
Seit Betrieb der Autobahn N5 wird die Ausfahrt Grenchen, wegen fehlender Kapazitäten, als kritisch beurteilt. Mit der Verkehrszunahme akzentuiert sich dieser Umstand.
Es wird erwähnt, dass Massnahmen in Erwägung gezogen würden. Ansonsten wird diese Thematik vorwiegend aussen vor gelassen, obwohl es sich um die hauptsächliche Erschliessung (MIV) handelt.
Auch wenn die Agglo Grenchen hervorragend für den MIV erschlossen ist, besteht für den Gemeinderat Lengnau dennoch Handlungsbedarf. Aus Sicht des Gemeinderates Lengnau muss der Ausbau des Kreisels und der Archstrasse – Flughafenstrasse dringend verfolgt werden. Damit sollte eine Entlastung durch den MIV im besiedelten Gebiet des Dorfes Lengnau möglich sein.
Parkierung / Parkplatzangebot / Differenzierung privater und öffentlicher Raum
Die Festlegung des Parkplatzangebotes ist ein wesentliches Element der kommunalen Verkehrsplanung. Die Lage, Art der Bewirtschaftung und Verfügbarkeit von Parkierungsmöglichkeiten beeinflussen das Verhalten der Verkehrsteilnehmer den dorfinternen Verkehr betreffend, namentlich in Bezug auf die Wahl des Verkehrsmittels. Auch wenn eine Verlagerung des MIV auf den Langsamverkehr begrüsst wird, steht der Gemeinderat der Reduktion von öffentlichen Parkplätzen eher kritisch gegenüber. Die Einwohnergemeinde verfügt über ein moderates Angebot, das auch in Zukunft Bestand haben soll. Indirekt ergibt sich eine Beschränkung des Parkplatzangebotes in Lengnau durch das Bevölkerungswachstum.
Der Gemeinderat setzt zur Steuerung eher auf eine konsequente Bewirtschaftung der Parkplätze und eine laufende Überprüfung der zu erhebenden Gebühren. Von einem Ausbau der Parkplätze ist abzusehen.
Den privaten Raum betreffend lehnt der Gemeinderat ein «parkplatzarmes» Bauen ab. Ein Umdenken und damit die Verlagerung vom MIV in den Bereich Langsamverkehr wird jedoch unterstützt. Private Parkplätze im privaten Raum sollen angemessen sein. Die Freiflächen bei denen absehbar ist, dass neuer Wohnraum (Mehrfamilienhäuser) geschaffen wird, befinden sich mehrheitlich an der Peripherie des Dorfes Lengnau. Auch in Zukunft wird somit ein Anspruch an individueller Mobilität ein Bedürfnis sein.
Aus Sicht des Gemeinderates scheint es zielführend, Massnahmen zu erwirken, welche die Bevölkerung motivieren, in der Agglo auf den Langsamverkehr zu setzen. Gleichzeitig soll verhindert werden, dass im öffentlichen Raum mehr Parkplätze gebaut werden müssen. Bei Bauvorhaben ist ein Parkplatzangebot mit Faktor 2 zu 1 (Veloparkplätze/Autoparkplätze) anzustreben.
Öffentlicher Verkehr / Buskonzept
Das Angebot des öffentlichen Verkehrs in Lengnau wird als durchschnittlich, jedoch nicht als überaus gut beurteilt. Die Bahnerschliessung im Halbstundentakt für den Regionalverkehr ist aus Sicht des Gemeinderates auf einen Viertelstundentakt auszubauen. Damit einher geht auch die Forderung, die Anschlüsse an das Interregio- und Intercity-Netz zu verbessern. Hier sollte vehement darauf hingearbeitet werden, dass Grenchen wieder halbstündlich bedient wird.
Auch fehlt eine direkte Verbindung nach Büren an das Bahnnetz BLS Richtung Lyss. Dies wäre eine Vereinfachung und Verbesserung für die Stadt Grenchen wie die gesamte Agglo Grenchen, um eine direktere Verbindung in die Hauptstadt zu haben.
Die Gebiete Krähenberg und Rolli sind nicht mit dem Bus erschlossen, respektive werden nicht direkt bedient. Hier ist zu prüfen, wie Abhilfe geschaffen werden kann. Auch ist ein Mobilitäts-Hub Bahnhof Lengnau zu verfolgen. Wäre es doch von grossem Vorteil, wenn das Busnetz näher zum Bahnhof – mit attraktiven Anschlüssen – geführt werden könnte.
Das Busangebot am Sonntag (ausser Nachtbus Biel – Solothurn) fehlt vollständig. Dies zeigt sich an der Nutzung der Verkehrsträger. Ist doch die ansässige Bevölkerung unterdurchschnittlich mit dem ÖV oder Langsamverkehr unterwegs. Es sind weitere Lösungsansätze zur Verbesserung der Situation (Umlagerung des MIV auf den ÖV/Langsamverkehr) zu finden.
Langsamverkehr allgemein
Der öffentliche Verkehr und der Langsamverkehr sind im Verhältnis zu anderen Agglomerationen als unterdurchschnittlich zu verzeichnen. Das dichte Netz an Fuss- und Veloverkehr scheint derzeit wenig attraktiv oder wird nicht genügend benutzt. Die Schaffung von hochwertigen Hauptbewegungsachsen für den Fuss- und Veloverkehr sollte sich nicht nur auf Grenchen, sondern über die gesamte Agglomeration beziehen.
Erst mit einer übergreifenden und separativen Erschliessung über die drei Gemeinden hinweg ist die Attraktivierung des Fuss- und Veloverkehrs zu verbessern. Entsprechend wären wohl nicht nur Netzlücken zu schliessen, sondern das System neu zu denken und in einem agglointernen Netzbild den Velo- und Fussgängerverkehr aufzuarbeiten. Das heisst auch, kurze Wege zu planen, die nicht zwingend, aber auch zu Lasten der MIV-Verkehrsflächen gehen.
Konkret heisst dies, dass im Bereich Fussverkehr die neuralgischen Punkte in Lengnau auch aufzunehmen sind. Insbesondere die Querung der Bahnlinie (Brücke Bürenstrasse) sind zu vermerken. Als Mindestforderung für den Veloverkehr ist eine Durchbindung Ost/West vorzusehen. In Lengnau ist zusätzlich eine erweiterte Veloroute Nord/Süd zu prüfen.
Offen bleibt, wie mit E-Bikes und E-Trottinetts umgegangen werden soll
Neben den Bike&Ride-Standorten an den Bahnhöfen wird nicht beleuchtet, wo und wie zur Förderung des Langsamverkehrs Veloparkplätze auszugestalten sind. Es bestehen grosse Bedenken einer unkontrollierten Parkierung, würde kein gewünschter Rahmen und damit eine geordnete Parkierung entgegengesetzt.
Offen bleibt, wie mit E-Bikes und E-Trottinetts umgegangen werden soll. Die Fragestellung von Ladestationen steht aussen vor. Der Fokus für neue Veloparkplätze ist am Bahnhof, im Zentrum Lengnau und den öffentlichen Gebäuden (Schulhäuser) zu legen.
Die Thematik der Schulwegbewältigung ist aus Sicht des Gemeinderates zu wenig ausgereift. Der Gemeinderat verfolgt das Ziel, die Elterntaxis im Bereich des Schulareales Campus Dorf nicht mehr zu tolerieren und entsprechende Signalisationen (Verbote/Beschränkungen) vorzusehen.