Für mehr Schulwegsicherheit: Köniz lanciert Pilotprojekt
Das Pilotprojekt beim Schulhaus Blindenmoos setzt auf eine Schulstrasse und eine «Kiss & Ride»-Zone. Nach zwölf Monaten soll Bilanz gezogen werden.
Es kann triftige Gründe geben, sein Kind einmal mit dem Auto zur Schule zu fahren. Die Häufung sogenannter Elterntaxis führt jedoch bei mehreren Schulen zu gefährlichen Situationen.
Im Pilotprojekt «Schulwegsicherheit Blindenmoos» mit teilweisem Fahrverbot und einer «Kiss & Ride»-Zone testet die Gemeinde beim Schulhaus Blindenmoos in Schliern, wie Automanöver im Umkreis der Schule reduziert werden können, teilt die Gemeinde Köniz mit.
Eltern rollen teils bis auf den Pausenhof
Immer wieder hat Astrid Schneider Eid in den letzten fünf Jahren gefährliche Fahrmanöver vor der Schule Blindenmoos beobachtet. Sie ist Co-Präsidentin des Elternrats Schliern und beurteilt das wachsende Verkehrsaufkommen rund um die Schule mit Sorge.
Um 8 Uhr rolle der elterliche Verkehr durch die Quartierstrassen und führe teilweise bis auf den Pausenhof. Sind die Kinder ausgestiegen, folgen die gefährlichen Wendemanöver und Rückwärtsfahrten. Um 12 Uhr wiederhole sich das Ganze.
Elternrat hat seine Möglichkeiten ausgeschöpft
Gemäss Erhebungen variieren die elterlichen Fahrten von und zur Schule stark nach Witterung. Im Oktober und November 2023 wurden vor Schulbeginn rund 20 Elternfahrten gezählt. Dabei sind die Anzahl Fahrten nicht das Hauptproblem, sondern die Fahrmanöver, die daraus entstehen.
Die Schulwegsicherheit liege in der Verantwortung der Eltern, sagt Astrid Schneider Eid, doch der Elternrat habe seine Möglichkeiten ausgeschöpft.
Mit Pedibus, Flyer-Aktionen, Bannern und Infos an Elternabenden weisen Könizer Elternräte regelmässig darauf hin, dass der gemeinsame Schulweg zu Fuss oder Velo den alltäglichen Weg zur Schule für alle Kinder am sichersten mache.
«Wir sind froh, läuft nun etwas», atmet sie angesichts des Pilotprojekts auf.
Sicherer Schulweg zum Blindenmoos
Die Gemeinde sieht bei der Verkehrssicherheit rund um Könizer Schulen Handlungsbedarf. Seit Mitte Oktober 2024 testet die Gemeinde im einjährigen Pilotprojekt mehrere Massnahmen an der Schule Blindenmoos, um Elterntaxis besser zu lenken und womöglich zu reduzieren.
Der Hauptzugang der Schule und die Schwandenhubelstrasse werden zu einer «Schulstrasse» erklärt. Eine sichere Strasse für die Schulkinder, die zu Fuss oder mit dem Velo zur Schule kommen, ist die Devise.
Farbige Bodenmarkierungen, Schriftzüge mit «Schule» und kleine Poller zur Verkehrsberuhigung sollen die neue Situation für alle augenfällig machen.
Keine Elterntaxis vor der Schule
Das alleine reicht nicht: Damit Eltern ihre Kinder nicht direkt zum Schuleingang fahren, wird auch ein Fahrverbot für Autos und Motorräder vor dem Schulhaus angebracht.
Der Zubringerdienst für Anwohner bleibt grundsätzlich gestattet. Deshalb weist eine Tafel «Elterntaxi verboten» aus drücklich aufs Verbot von Bring- und Holdiensten für Kinder in dieser Zone hin.
Solche Tafeln sind bereits vereinzelt in verschiedenen Gemeinden zu sehen, zum Beispiel in Ittigen. Zusätzlich dazu wird auf der Schwandenhubelstrasse ausserhalb von markierten Parkfeldern ein Halteverbot eingeführt.
Verkehrspolizist:in kommt zur Schule
Schulleiterin Brigitta Blaser ist Teil der Pilotprojektgruppe. Die Schulkinder möchte sie gerne in das Projekt miteinbeziehen. Um sie gehe es ja schliesslich und sie können zu Hause davon erzählen und helfen, die Regeln zu verankern.
So sollen Ende Oktober einige Klassen die Auffahrt zum Schulhaus selber mit der Bodenmarkierung ausgestalten.
Wichtig ist Brigitta Blaser aber auch Folgendes: «Wir verbieten Elterntaxis nicht. Wir möchten das Phänomen auch nicht schlecht machen, sondern Ordnung und Struktur reinbringen, um die Gefährdung von Kindern zu vermeiden.»
Damit die neuen Regeln deutlich wahrgenommen und eingehalten werden, organisiert die Gemeinde zeitweise auch Verkehrspolizisten, die zu Bring- und Holzeiten die Situation in der Schwandenhubelstrasse beobachten.
Ort für Kuss und Tschüss
Manchmal gibt es gute Gründe, warum ein Kind zur Schule gefahren werden muss. Für diese Fahrten werden in der Gaselstrasse bei der Einmündung Froschweg zwei sogenannte «Kiss & Ride»-Haltezonen eingerichtet. Dafür werden rund sechs bestehende Parkfelder umgenutzt.
In dieser Zone können Eltern kurz anhalten, dem Kind einen Kuss auf die Wange drücken, Tschüss sagen und unverzüglich in die gleiche Richtung weiterfahren. In diesem Abschnitt der Gaselstrasse gilt zudem ein Halteverbot ausserhalb aller Parkfelder.
Mit Gefahren umgehen lernen
Das Programm Fuss Velo Köniz organisiert regelmässige Aktionen zur Schulwegsicherheit wie etwa die Kampagne «Ich kann das. Ich geh zu Fuss.»
Mit Unterstützung der Eltern, Lehrpersonen und Verkehrsinstruktoren sollen Kinder Lust auf den Schulweg bekommen und lernen, Strategien zu entwickeln für verschiedene Situationen.
«Kinder müssen lernen, mit Gefahren in unserer Welt umzugehen,» gibt auch Schulleiterin Brigitta Blaser zu bedenken. Die Erwachsenen sollen die Kinder dabei begleiten und ihnen auch Vertrauen schenken auf dem Weg zur Eigenständigkeit:
«Das selbstständige Bewältigen des Schulwegs ist ein wichtiger Schritt».
Angst um Sicherheit
Das nahende Gewitter, eine stark befahrene Strasse, ein wichtiger Termin oder schwere Schulsachen vor den Ferien: Eltern haben verschiedene Gründe, weshalb sie ihre Kinder mit dem Auto bringen oder abholen.
Wer sein Kind regelmässig aus Sicherheitsbedenken mit dem Auto zur Schule bringt, sollte wissen: Jedes Auto ist eine mögliche Gefahr für ein anderes Kind, das gerade zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs ist.