Fotofestival Lenzburg unter dem Motto «Zeiten unter Druck»
Für sechs Wochen steht Lenzburg im Zeichen der Fotografie. Vom 12. September bis 25. Oktober 2020 findet das 3. Fotofestival Lenzburg statt.
Eigentlich hätte die dritte Ausführung des Fotofestivals Lenzburg bereits im Frühjahr stattfinden sollen, doch aufgrund der Corona-Pandemie kam alles anders. Am 12. September ist es aber soweit: das Fotofestival startet und bringt die nationale und internationale Fotowelt nach Lenzburg. Während sechs Wochen finden Ausstellungen, Workshops und Vorträge in verschiedenen Räumlichkeiten sowie draussen statt.
Leiterin Margherita Guerra hatte in den letzten Monaten einiges zu tun. Alles musste umorganisiert und neu geplant werden. Sie ist aber froh, das Festival noch in diesem Jahr durchführen zu können. «Das Festival steht im Zeichen von ‹Zeiten unter Druck› und ist damit gerade sehr aktuell. Gerade während Corona verspürten viele Druck und Stress.»
Aus Italien zum Fotofestival Lenzburg
Margherita Guerra wuchs in Mailand auf und wohnte in Florenz, bevor sie mit ihrer Familie vor sieben Jahren nach Lenzburg kam. «Wir hatten Lust auf ein neues Abenteuer», sagt die dreifache Mutter. Dem Thema Fotografie widmet sich die gelernte Bildredaktorin schon seit Jahren. Heute führt sie eine eigene Bildagentur und beschäftigt freischaffende Bildredakteurinnen und -redakteure, welche für verschiedenste Medien Bildrecherchen durchführen.
Schon länger hegte Margherita Guerra den Plan eines Fotofestivals. Ihre Idee stiess bei der Stadt Lenzburg auf Anklang. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen gründete sie dann den Verein Lenzburger Gesellschaft für Fotografie und 2018 fand die erste Ausführung des Festivals statt. «Mittlerweile ist das Fotofestival etwas gewachsen. Dennoch finden die einzelnen Anlässe noch in einem intimen Rahmen statt.»
Genau dieser kleine Rahmen zeichnet das Festival aus. «So hat man die Möglichkeit, an den Anlässen mit allen in Kontakt zu treten und gute Gespräche zu führen», sagt Guerra, die während der sechs Wochen jeden Anlass besuchen möchte.
Hauptausstellung im Stapferhaus
Die Ausstellung «Divided We Stand» ist eines der Highlights am diesjährigen Fotofestival. Mathias Braschler und Monika Fischer sind ein weltbekanntes erfolgreiches Schweizer Fotografenpaar mit Aargauer Wurzeln. Ihre Fotografien erscheinen in zahlreichen internationalen Magazinen, sind in Buch- und Katalogform publiziert worden und werden in Galerien und Museen in ganz Europa, Asien und den Vereinigten Staaten ausgestellt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen einfache Menschen, die das Fotografenpaar 2019 auf seinem viermonatigen Roadtrip in Amerika getroffen hat. Bilder und Stimmen erzählen Geschichten vom Druck durch politische, soziale und persönliche Veränderungen.
Die Corona-Krise geht als besonderes historisches Ereignis in die Geschichte ein. In dieser Zeit, in der die politischen Entscheidungen gezeigt haben, welchen tödlichen Einfluss sie auf das Leben der Menschen haben können, zeigt das Werk der Aargauer Fotografen, wie sehr das Leben eines jeden von uns mit dem der anderen verbunden ist. Die Gesichter, begleitet von den Stimmen der Audioaufnahmen, bewegen und berühren.
Wettbewerbsgewinner in der Alten Bleiche
Zum vorgängigen Fotowettbewerb wurden 323 Einzelbilder und 268 Portfolios von Fotografen und Fotografinnen aus über 20 Ländern eingereicht. Eine internationale Jury aus renommierten Kuratoren und Redaktoren hat die interessantesten Projekte ausgewählt. Es sind dies: Anna Galí («time on quaaludes and red wine»), Kata Geibl («there is nothing new under the sun»), Lea Meienberg («è così la vita») und Nils Stelte («Renaissance»).
Die vier ausgewählten Portfolios werden in den Räumlichkeiten der Alten Bleiche ausgestellt. Unter ihnen wird der Jury-Preis für das beste Portfolio an der Eröffnungsveranstaltung verliehen. Der Preis ist mit Fr. 1'500 dotiert und wird von der SWL Energie AG gesponsert.
Open-Air-Ausstellung in der Altstadt
Rund 60 der eingereichten Einzelbilder werden während des Fotofestivals in den Schaufenstern der Geschäfte in der Lenzburger Altstadt als Open-Air-Ausstellung zu sehen sein. Unter ihnen wird der Publikumspreis, dotiert mit Fr. 1'000 verliehen (Hauptsponsor SWL Energie AG).
Welches das Gewinnerfoto wird, entscheidet die Öffentlichkeit. «Bei den Schaufenstern hat es jeweils eine Nummer und per SMS kann man seine Stimme abgeben», erklärt Margherita Guerra. Die Preisverleihung findet an der Finissage, am 24. Oktober, statt.
Weitere Ausstellungen im öffentlichen Raum
Entlang des Aabachs findet unter dem Titel «Warning Signs» eine weitere Open-Air-Ausstellung statt. Diese Bilder befassen sich mit dem Klimawandel. Seit 2008 dokumentieren Künstler und Wissenschaftler des Kollektivs Project Pressure den Klimawandel, insbesondere das Abschmelzen der Gletscher. Übrigens: Die diesjährigen Festival-T-Shirts wurden aus Respekt vor der Natur mit dem Lenzburger Sponsor Nikin entwickelt.
Auf dem Seetalplatz (bei der Hypothekarbank) heisst es «Inside Out Project, Zeit! Zurück zum Leben!». Das Fotofestival Lenzburg beteiligt sich damit am internationalen Inside Out Project. Während des Festivals werden Schwarz-Weiss-Porträts von Kindern einen Teil des Bodens schmücken. Die Botschaft: «Der Stadtboden gehört den Kindern und die Erwachsenen sollen sich Zeit nehmen, diese zu respektieren und zu schützen. Die Kinder sind unsere Zukunft», so die Festival-Leiterin.
In der Kulturkabine Kronenplatz (alte Telefonkabine) ist während des Festivals Zeit für Entschleunigung. «Hier sollen die Besucher den Alltagsstress beiseitelassen und sich dem Schreiben einer Postkarte widmen. Einfach mal Grüsse aus Lenzburg an die Liebsten versenden», sagt Margherita Guerra.
Workshops, Vorträge und Fotomarathon
Nebst den Ausstellungen finden verschiedene Workshops und Vorträge statt. So etwa der «Tag mit den Profis», bei welchem Interessierte einen ganzen Tag mit den Hauptausstellern Braschler und Fischer verbringen und von deren Wissen profitieren können.
Aber auch für die Kleinen wird mit dem Kinderworkshop (Alter 8 - 13 Jahre) am 18./19. September etwas geboten. Zudem findet am 19. September der 2. Lenzburger Fotomarathon statt. «Den Teilnehmenden werden sechs Themen vorgegeben und sie haben dann Zeit, loszugehen für jedes Thema ein passendes Bild zu knipsen», erklärt Guerra. Es gibt tolle Preise zu gewinnen und: «Das beste Bild wird an der Finissage am 24. Oktober im Stapferhaus prämiert.»
In verschiedenen Lokalen laden Fotobücherecken zum Verweilen ein. Die Bücher werden im Anschluss an das Festival der Stadtbibliothek gespendet, wo die Büchersammlung des Fotofestivals das ganze Jahr über zur Verfügung steht.
Gratis Einblick am Eröffnungstag
Der Eröffnungstag, 12. September ab 10 Uhr, ist für alle Interessierten kostenlos. Anschliessend ist für die Indoor-Ausstellungen jeweils ein Festivalpass am Eingang der Ausstellungsorte (Stapferhaus und Alte Bleiche) erhältlich. Dieser ist während der ganzen Festivaldauer gültig.
Workshops und Vorträge sind kostenpflichtig und nur mit Anmeldung möglich. Unter www.fotofestivallenzburg.ch finden Sie weitere Informationen.