Kam es zum Aufstand im Liestaler Gefängnis aus Mangel an Arbeit?
Im Gefängnis Liestal weigerten sich zahlreiche Häftlinge am Montag, in ihre Zellen zurückzukehren. Ein Anwalt kritisiert nun die Haftbedingungen.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Gefängnis Liestal gab es am Montag einen grossen Polizeieinsatz.
- Die Insassen hatten sich geweigert, in ihre Zellen zurückzukehren.
- Ein Anwalt bemängelt nun die Haftbedingungen und fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten.
Das Gefängnis Liestal hat in dieser Woche landesweit Aufmerksamkeit erregt. 24 der 25 Häftlinge hatten sich geweigert, in ihre Zellen zurückzukehren.
Obwohl der Widerstand der Häftlinge nur geringe Auswirkungen hatte, offenbaren Untersuchungen nun suboptimale Haftbedingungen. Strafrechtsanwalt Andreas Noll bezeichnet diese gegenüber der «Basler Zeitung» sogar als rechtswidrig. Seit Juli sind im Liestaler Gefängnis Vollzugshäftlinge untergebracht, die grundsätzlich zur Arbeit verpflichtet sind. Allerdings gibt es dort keine Arbeitsmöglichkeiten.
Ein Zustand, den Noll gegenüber der Zeitung stark kritisiert: «Ohne Arbeit kann man niemanden resozialisieren. So ist der Strafvollzug kontraproduktiv. Man entsozialisiert die Häftlinge zusätzlich. Das erhöht die Rückfallgefahr und kreiert so weitere Kriminalität».
Gefangene ohne Perspektive
Nach Ansicht von Noll ist Freiheitsentzug ohne sinnvolle Beschäftigung problematisch: «Das ist auch ein Grund, weshalb es den Untersuchungshäftlingen viel schlechter geht als den Häftlingen im Strafvollzug». Er betont zudem das erhöhte Suizidrisiko bei Untersuchungshäftlingen und kritisiert, dass diesen zu wenig Perspektiven geboten würden.

Die Gefängnisseelsorgerin Birgit Schmidhalter, die bei der Baselbieter ökumenischen Gefängnisseelsorge tätig ist, bestätigt der «BaZ»: «Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich die Häftlinge in Liestal enorm langweilen. Sie würden gerne arbeiten.»
Suboptimale Situation anerkannt
Auch die Baselbieter Sicherheitsdirektion erkennt das Problem an. Sprecher Andreas Schiermeyer sagt: «Den Insassen fehlt einerseits eine sinnvolle Tagesbeschäftigung, und andererseits können sie kein genügendes Arbeitsentgelt erwirtschaften und ersparen.»
Er betont jedoch laut der «BaZ», dass das Fehlen von Arbeitsmöglichkeiten nicht am Gefängnis liege. Der Grund dafür seien die wirtschaftliche Auftragslage und die Schwierigkeit, externe Arbeitspartner zu finden.
Trotzdem besteht gemäss Schiermeyer kein Zusammenhang zwischen dem Vorfall am Montag und der mangelnden Beschäftigung. Er versichert auch, dass sich das Personal korrekt verhalten habe: «Wenn man so nahe aufeinander lebt, kann immer etwas passieren».
Über den Grund für den Konflikt schweigen sowohl Polizeisprecher Adrian Gaugler als auch Schiermeyer selbst. Weitere Untersuchungen sind nicht geplant.