Der Absturz der Rapperswil-Jona Lakers ist nach dem Höhenflug der letzten beiden Saisons heftig. Die Verunsicherung nimmt immer dramatischere Züge an.
SC Rapperswil-Jona Lakers
Es läuft bei den Rapperswil-Jona Lakers in dieser Saison gar nicht. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Rapperswil-Jona Lakers stecken in einer Krise.
  • Gemäss Sportchef Janick Steinmann sei aber die Stimmung im Team «gut».
  • Im November gewannen die Lakers in der National League nur gerade ein Spiel.
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Krise ist, wenn nach einer 1:6-Klatsche gegen Lugano weder der Trainer noch ein Spieler mit den Medien sprechen darf. Krise ist, wenn sich die Führungsriege nach Spielende im Trainerzimmer versammelt. Und danach mit ernster Miene gemeinsam in die Garderobe tigert.

Krise ist, wenn die Fans im letzten Drittel zu pfeifen beginnen. Krise ist, wenn man auf einfachste Art und Weise vier Gegentore bekommt. Im Stil einer unbedarften Juniorenmannschaft auf die genau gleiche Weise nach einem einzigen, langen Pass.

Die Rapperswil-Jona Lakers erfüllen an einem winterlichen Dienstagabend alle diese Punkte mit «Bravour». Die Welt in Rapperswil ist eine beschaulichere als in Zürich oder Bern. Deshalb kriselt es am Obersee zwar heftig, aber nur leise. Kein Poltern, kein Toben, keine medienwirksamen Straftrainings oder Ultimaten.

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Die Defensive der Lakers war gegen Lugano löchrig. - keystone

Statt Spieler oder Trainer erklärt sich der Sportchef. «Ich will ihnen einen freien Rücken schaffen», entschuldigt sich Janick Steinmann. «Sie sollen jetzt den Kopf lüften, ich will ihnen diesen Break geben.»

Einzig beim Pay-TV-Sender MySports musste sich ein Spieler äussern, und der sprach Klartext. «Das war eine Frechheit für die Zuschauer», nahm Verteidiger David Aebischer kein Blatt vor den Mund.

«Gute Stimmung» bei den SC Rapperswil-Jona Lakers

Von Krisenstimmung will Steinmann allerdings nichts wissen. «Wir haben eine gute Stimmung in der Mannschaft, aber logisch wird es jetzt enger.» Tatsache ist: Was in den letzten Jahren fast wie in einem Märchen lief, funktioniert derzeit mit dem praktisch identischen Personal nicht mehr.

Nach der zwölften Niederlage in den letzten fünfzehn Partien sind die Rapperswil-Jona Lakers auf den zweitletzten Platz abgerutscht. Die Playoffränge sind nur noch mit dem Feldstecher schemenhaft erkennbar.

«Heute waren die vielen Niederlagen und die Verunsicherung extrem spürbar», stellt auch der Sportchef fest. Bisher taten sich die Rapperswiler vor allem beim Kreieren von Torchancen schwer. Gestern fielen die SC Rapperswil-Jona Lakers aber auch in der Defensive auseinander.

Verrückt: In der Champions League zeigen die Lakers, wie es eigentlich gehen würde. In den Gruppenspielen bezwangen sie unter anderem den Titelverteidiger Tappara Tampere, und in den Achtelfinals den Qualifikationssieger Adler Mannheim. Der europäische Höhenflug ist aber vielleicht auch Teil des Problems. Auch wegen vieler Verletzter lief das Team zeitweise auf dem Zahnfleisch.

Glauben Sie, dass es die Rapperswil-Jona Lakers in dieser Saison in die Playoffs schaffen werden?

Diese Ausrede zählt aber seit geraumer Zeit nicht mehr. Aktuell steht auf der Verletztenliste gerade noch der – allerdings sehr wichtige – Abwehrchef Emil Djuse. Dennoch hapert es im Aufbauspiel. Die Passqualität ist mangelhaft, so tut man sich schwer, sich im gegnerischen Drittel festzusetzen und hochkarätige Torchancen zu kreieren.

Mit einer «super Truppe» aus der kleinen Krise

Der Trainerstab um Stefan Hedlund ist derzeit kein Thema, Steinmann ist überzeugt, dass an den richtigen Sachen gearbeitet werde. Vielmehr liege das Problem im Kopf. Deshalb versucht man, alle Beteiligten aus der Schusslinie zu nehmen und nicht noch mehr Druck aufzubauen.

Man will am Obersee den Gepflogenheiten der Branche trotzen. Und nicht – wie zuletzt in Kloten – den Trainer zum Sündenbock machen.

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Trainer Stefan Hedlund muss sich noch keine Sorgen über seine Zukunft machen. - keystone

«Niemand ist happy damit, wo wir stehen, wir haben uns das natürlich alle anders vorgestellt», versichert Janick Steinmann.

«Aber es geht jetzt auch um die Menschen. Das sind keine Maschinen, wo man einfach einen Knopf drücken kann.»

Deshalb gibt es für die Spieler nun einen freien Mittwoch. «Wichtig ist jetzt die mentale Frische. Sie sollen sich aufladen und am Donnerstag mit guter Energie ins Training kommen.»

Steinmann betont, man habe eine super Truppe. «Das stimmt mich positiv, dass wir zusammen aus dieser kleinen Krise kommen.» Da fällt es doch noch aus offiziellem Mund, das Wort Krise. Zumindest eine kleine.

Im November gewannen die Lakers in der National League nur gerade ein Spiel. Am Freitag, wenn Fribourg-Gottéron zu Gast ist, hat der Dezember begonnen. Am Obersee hoffen sie inständig, dass dann wieder nur der Schnee rieselt und nicht die Gegentore.

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