Der verschollen geglaubte Teil einer archäologischen Sammlung ist auf dem Estrich des Benediktiner-Klosters in Sarnen aufgetaucht. Insgesamt sind es rund 2000 Objekte – vom Geweih über Pfeilspitzen bis hin zur Öllampe. Auch ein Kuriosum ist darunter.

Angelegt hatte die Sammlung Pater Emmanuel Scherer, der von 1876 bis 1929 lebte. Die Artefakte datieren von der Altsteinzeit bis in die frühe Neuzeit. Es handle sich um einen «Schatzfund», sagte Christian Harb von der Luzerner Kantonsarchäologie am Freitag bei der Präsentation in Sarnen. Er kümmert sich im Auftrag des Kantons Obwalden um die wiederaufgetauchten Objekte.

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Zwar beinhalte dieser «Schatz» keine Silbermünzen, dafür bilde er die Geschichte der Zentralschweiz ab und berge viele Funde aus Obwalden, die bislang nicht im Blickfeld waren. Die Sammlung sage viel über die Archäologie von damals aus. Scherer habe «wirklich alles gesammelt», sagte Harb.

Zudem weisen Preisschilder bei einigen Stücken darauf hin, dass auch Objekte gehandelt wurden, was heute verboten sei. So kostete ein Steinbeil, das angeblich 1921 in Gersau SZ gefunden wurde, 5 Franken. Das waren laut Harb damals 2,5 Stundenlöhne eines Maurers.

Die Existenz der Sammlung war bereits bekannt. 1989 hatte der Kanton Obwalden den Archäologen Philippe Della Casa beauftragt, Scherers Nachlass aufzuarbeiten. Er sichtete rund 500 Objekte, die in einem Schrank im Treppenhaus zum Dachstock des Klosters lagen und erstellte anhand Scherers Aufzeichnungen eine Inventarliste.

Darin seien aber viele Objekte als verschollen bezeichnet, sagte Harb. So wie es ausschaue, habe man nun die fehlenden Puzzleteile gefunden. Diese befinden sich in zwei Truhen auf dem Estrich.

Das Kloster in Sarnen richtet sich derzeit neu aus. Als Ministranten Möbel und Matratzen vom Dachstock räumten, habe man einen Blick in die zwei Kommoden geworfen, in denen sich der Grossteil der Sammlung befindet, sagte Pater Benedikt Staubli. Weil nach dem Tod Scherers kein Pater mehr Interesse an der Archäologie hatte, sei es still geworden um die Sammlung.

Der Zustand der Objekte sei nicht schlecht, sagte Harb. Zu den ältesten Stücken gehörten Steinpfeilspitzen aus Frankreich, die 40'000 Jahre alt sein dürften. Auch ein Kuriosum sei darunter, sagt der Archäologe, öffnet eine Schublade, entnimmt dieser eine Papiertasche, die schwarze, ledrige Stücke enthält. «Prima Apfelschnitze Kalifornien» steht auf der Tasche.

Brand spricht von einer sehr breiten Sammlung. Die meisten Funde stammen aus der Schweiz, die Sammlung enthält aber auch Stücke aus Frankreich, Italien, Griechenland und sogar Nordamerika. Etwa ein Drittel der Sammlung sei nicht bezeichnet, sagte Harb.

Weil Obwalden selber keine Kantonsarchäologie betreibt, werden die Fundstücke nach Luzern gebracht, dort gesichtet und inventarisiert. Danach werden sie ihren Heimatkantonen zugeführt. Denn seit 1907 ist in der Schweiz gesetzlich geregelt, dass archäologische Objekte dem Kanton gehören, aus dem sie stammen.

Funde mit unbekannter Herkunft und Funde aus dem Kanton Obwalden werden im Funddepot Kägiswil OW eingelagert. Für 2024 ist eine Ausstellung der Sammlung Scherer vorgesehen.

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