Tennis: Céline Naef hat die Corona-Pause optimal genutzt
Seit dem Restart im Tennis gewann Nachwuchstalent Céline Naef 19 von 23 Spielen. Der Unterbruch scheint sich positiv auszuwirken.
Die internationale Welt des Tennis befindet sich momentan in einer besonderen Situation. Wie in vielen anderen Sportarten finden Turniere nicht oder nur unter strengen Auflagen vor leeren Rängen statt. Die momentan stattfindenden US Open geraten dabei fast in Vergessenheit.
Davon profitiert seit dem Restart im Juni vor allem das nationale Tennis. Etablierte Spielerinnen und Spieler wie Belinda Bencic oder Henri Laaksonen traten bei nationalen Wettkämpfen auf Interclubstufe an. Bei den Wettkämpfen stand auch Nachwuchstalent Céline Naef für den Grasshopper-Club Zürich auf dem Platz und gewann all ihre Einzelspiele.
Keine Spur von Corona-Müdigkeit
Die Auftritte am NLA-Interclub spiegeln die Form wider, in welcher sich die 15-Jährige momentan befindet. Seit dem Restart gewann die Schwyzerin 19 von 23 Einzelpartien und wurde Mitte Juli souverän Schweizermeisterin in der U16 Kategorie. Auf dem Weg zum Titel gab sie insgesamt nur sechs Games ab.
Vor wenigen Tagen konnte sie ihren bisher grösster Erfolg an einem Preisgeldturnier im Wallis feiern. Sie gewann das Verbier Open und schlug dabei auf dem Weg zum Sieg erstmals zwei Top-20-Spielerinnen aus der Schweiz.
Der Corona-Unterbruch scheint also keine negativen Spuren hinterlassen zu haben, im Gegenteil. «Céline ist nach dem Restart physisch weiter als jemals zuvor», stellt Mutter Sandra Huber Naef fest. Das hat auch seinen Grund. Konditionstrainer Beni Linder stellte für alle Nationalkaderathletinnen und -athleten einen Trainingsplan zusammen, den sie während der Corona-Pause konsequent befolgt hat.
Dass Céline diese Arbeit sichtlich Spass machte, konnten Abonnenten ihrer Social-Media-Kanäle regelmässig beobachten. Mit Videos der Konditions- und Koordinationsübungen gewährte die Jungathletin einen Einblick in ihren Trainingsalltag. «Ergänzt haben wir dieses Programm mit polysportiven Aktivitäten. Céline spielte zudem regelmässig an die Hauswand oder übers Mini-Tennis-Netz», sagt Mutter Sandra.
Mit der Physis war die Arbeit allerdings noch nicht getan. Auch auf den mentalen Bereich wurde während der langen Pause grossen Wert gelegt. Neben Mentaltrainerin Tina Dyck stand Céline dabei auch ihre Mutter zur Seite.
«Wir haben gemeinsam das Buch ‚Tennis im Kopf‘ von Jim Loehr gelesen, welches spezifisch die mentale Stärke im Tennis behandelt. Viele dieser Ideen und Techniken haben wir während der Pause in den mentalen Schulungsprozess eingebaut.»
WTA und FedCup als grosse Ziele
Der Corona-Unterbruch beeinflusste nicht nur das Training des Jungtalents, sondern zwang sie auch dazu, ihre Ziele für 2020 anzupassen. «Eigentlich wollte ich dieses Jahr auf der ITF-U18 Stufe Rankingpunkte sammeln», sagt Céline. Da viele Wettkämpfe allerdings nicht stattfinden oder stattfinden werden, ist dieses Ziel zumindest für dieses Jahr ins Stocken geraten.
Frust sei allerdings zu keiner Zeit aufgekommen, sagt Mutter Sandra. «Céline befindet sich momentan sowieso in einer Ausbildungsphase, in der langfristiges Denken im Vordergrund steht», sagt sie.
Mittelfristig wird Céline dennoch versuchen, in den nächsten zwei Jahren die Top 50 der ITF-U18-Rangliste zu erreichen. Das würde sie im Normalfall für die Teilnahme an den Juniorinnen-Grand-Slams berechtigen. Dies soll allerdings nur ein Zwischenziel zum eigentlichen Ziel sein. «Langfristig will ich den Sprung auf die WTA-Tour und ins FedCup-Team schaffen», sagt Céline.
Neben diesen Zielen hegt Céline zudem einen grossen Traum. «Ich träume davon, auf den Centre-Courts dieser Welt, allen voran in Wimbledon, zu spielen und zu gewinnen», so Naef. Nun sollen im Herbst aber Turniere in Frankfurt und Prag folgen, wo sie ihr Können wieder unter Beweis stellen kann.