Eine neue Bärin für Goldau
Rund 120 Kilo schwer, hellbraun und 28 Jahre alt: Das ist Laila, Neuzuzügerin in Goldau. Anfang Oktober ist die Syrische Braunbärin vom Zoo in Münster in den Natur- und Tierpark Goldau gekommen.
Die erste Woche nach der Ankunft im Goldau verbrachte Laila im Innenbereich sowie im Vorhof der Bärenanlage, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Nach einer Woche der ersten Akklimatisierung konnte sie in eine der Aussenanlagen und erkundete neugierig ihr neues Revier.
Dabei konnte sie von den Tierpark-Gästen bereits entdeckt und beobachtet werden – aufmerksamen Bärenkennern dürfte sie bereits aufgefallen sein. Laila ist eine ruhige Bärin; dies merkte man sowohl auf dem Transport als auch beim ersten Gang in die Aussenanlage.
Langsam und bedacht verliess sie ihre Box, untersuchte den Schieber und drehte eine Runde in ihrer neuen Umgebung. Dass sie das bergige Terrain nicht gewohnt ist, merkt man – so dürfte sie durch die Bewegung bergauf und bergab die nächsten Wochen und Monate wohl an Muskelmasse aufbauen.
Aber nach einer Woche in der Aussenanlage, in welcher sie sehr viel unterwegs war, bewegt sie sich schon agiler. Dass sie sich zu Hause fühlt, sieht man auch, da sie sich bereits eine Mulde gemacht hat, in welcher sie gerne liegt und döst.
Die vielen neuen Eindrücke, Düfte und Geräusche scheinen sie zu beeindrucken und auch zu ermüden. Doch Laila ist auch trotz ihres hohen Alters sehr anpassungs- und lernfähig. Sie orientiert sich stark an den anderen Bären.
Wenn sich zum Beispiel die Bärin Evi am Abend in Richtung des Stalles bewegt, schaut Laila ihr dies ab und bewegt sich mit ihr den Hügel hinauf.
Unterschiedliches Verhalten
Die Reaktion der anderen Bären und der Wölfe fiel unterschiedlich aus. Während die Wölfe aufgeregt und neugierig am Zaun standen und die neue Bärin aufmerksam beobachteten, reagierte der 11-jährige Takis noch etwas verhalten und schüchtern – er ging erst einmal auf Abstand.
Da er im Stall in der benachbarten Box ist, konnte er sie vom ersten Tag an «riechen» und es schien, als ob er sie von Anfang an wahrgenommen hat. Die 29-jährige Bärin Evi hat Laila im Stall selbst nicht direkt erlebt.
So zeigte sie eher Skepsis ihrer neuen «Konkurrenz» gegenüber: Bevor sie Laila das erste Mal sah, wollte sie ihre Box kaum verlassen. Immer wieder stoppte sie, um an der Nachbartür zu riechen. Doch kaum war der erste Sichtkontakt passiert, war diese erste Vorsicht vorbei.
Wie Laila den Winter verbringt, wird sich zeigen. Denn während Evi Winterruhe hält, bleibt Takis wach. Er reduziert zwar Futter und Aktivität, ist aber auch während der kalten Jahreszeit draussen und kann gut beobachtet werden. Laila hat bisher keine Winterruhe gehalten.
Aufwändiger Transport
Da der Allwetterzoo Münster die Haltung von Syrischen Braunbären einstellt, wurde im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) entschieden, dass Laila in Goldau am besten aufgehoben ist. Der Transport eines Tiers, gerade wenn es ein so grosser Beutegreifer ist, bedarf jeweils einer sorgfältigen Vorbereitung und intensiver Planung.
So wurde die Bärin in einer bärensicheren Transportkiste mittels Spezialtransport per LKW in die Schweiz gebracht. Nebst der Vorsicht, die bei einem solchen Transport geboten werden muss, gibt es meist auch Herausforderungen betreffend Gewicht und Dimensionen der tierischen Fracht.
So sind zum Beispiel die Platzverhältnisse im Goldauer Bärenstall gegeben und eher knapp. Ein Traktor konnte die Transportkiste zwar bis zum Bärenstall fahren, die letzten Meter wurden aber mit Muskelkraft zurückgelegt. Zudem wurde viel Präzision benötigt, um die Kiste so zu platzieren, dass Laila sicher im Stall ankam.