Wo bleibt der neue Ebenrain-Chef?
Vor knapp sechs Monaten hat Lukas Kilcher seinen Rücktritt als Ebenrain-Leiter angekündigt. Seit dem 1. Januar ist der Posten verwaist. Der Kanton mauert.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Lukas Kirchner Ebenrain am 1. Januar verlassen hat, ist die Chefposition unbesetzt.
- Niemand weiss, wer den Posten übernehmen soll.
- Es dürfte wenige Kandidatinnen und Kandidaten geben, die für den Job qualifiziert wären.
Vor zwei Monaten hat Lukas Kilcher seinen Chefsessel im Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung in Sissach nach zehnjähriger Tätigkeit geräumt.
Am 1. Januar 2024 trat der 60-Jährige seine neue Stelle als Direktor der landwirtschaftlichen Beratungszentrale Agridea an. Seither wird das Ebenrain-Zentrum interimistisch von Kilchers bisherigem Stellvertreter Andreas Bubendorf geleitet.
Wer auf Kilcher folgen soll, darüber herrscht auch ein halbes Jahr nach dessen Abgangs-Ankündigung immer noch keine Klarheit.
Sicher ist nur: Bubendorf wollte schon vor zehn Jahren nicht auf den Chefsessel wechseln, und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Die Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD), der das Ebenrain-Zentrum untersteht, hält sich derweil mit Informationen zurück – um nicht zu sagen: sie mauert.
Niemand weiss etwas
In Sissach hat man bisher jedenfalls vergeblich auf Signale aus Liestal gewartet. «Wir verfügen über keine Informationen zur Neubesetzung der Stelle», sagt Interimsleiter Andreas Bubendorf zu «OnlineReports».
Und auch in anderen der Landwirtschaft nahestehenden Kreisen weiss man nichts über den Stand der Dinge – ausser dass ein sogenannter Headhunter eingesetzt wurde und dass offenbar eine zweite Ausschreibung der Stelle nötig gewesen war.
Die Antwort von VGD-Sprecherin Raffaela Bernold auf die Frage nach den Gründen für die Verzögerung mutet etwas seltsam an: «Die Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion strebt bei der Besetzung der ausgeschriebenen Stellen jeweils die bestmögliche Vergabe an. Sie befindet sich bezüglich der Vakanz in Prüfung. Die Rekrutierung bei leitenden Funktionen dauert erfahrungsgemäss länger. Bereits beim letzten Auswahlverfahren im Jahr 2013 kamen mehrere Runden zum Tragen.»
Mehr als diese Allerwelts-Auskunft war von der VGD auch nach der Bitte um Präzisierung nicht zu erfahren. Immerhin bestätigt die Kommunikations-Verantwortliche indirekt, dass die Stelle zweimal ausgeschrieben werden musste.
Wobei der Hinweis auf die letzte Suche nach einem Ebenrain-Chef im Jahr 2013, die schliesslich mit der Wahl von Lukas Kilcher erfolgreich abgeschlossen werden konnte, allerdings nicht zu überzeugen vermag.
Grosse Fussstapfen
Damals war eine zweite Stellenausschreibung vor allem deshalb nötig, weil die erste fehlerhaft war und mögliche Kandidatinnen und Kandidaten allenfalls abgeschreckt hatte.
Es wurde nämlich im ersten Stelleninserat nach einem Dienststellenleiter und einem Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung (Schulleiter) in Personalunion gesucht, statt nur nach einem Dienststellenleiter. Ein schier unerfüllbares Anforderungsprofil.
Warum es offenbar aber auch dieses Mal schwerfällt, einen neuen Ebenrain-Chef zu finden, ist nicht leicht auszumachen. Möglich ist – wenn wir von Fehlern einmal absehen –, dass Lukas Kilcher grosse Fussstapfen hinterlässt.
Er war zwar nicht überall und zu jeder Zeit unbestritten, aber er positionierte den Ebenrain mit diversen hochkarätigen Projekten und einer effizienten Öffentlichkeitsarbeit hervorragend.
Hohe Anforderungen
Im Weiteren dürfte auch das Angebot an qualifizierten Kandidatinnen und Kandidaten aus der Region nicht eben riesig sein. Von einem Ebenrain-Chef wird nämlich – bedingt durch die besondere Stellung des Zentrums an der Schnittstelle zwischen landwirtschaftlicher Fachstelle und Politik – nebst grossen fachlichen Kenntnissen und Innovationsfreudigkeit auch Vertrautheit mit den hiesigen Verhältnissen erwartet.
Denn kaum eine andere landwirtschaftliche Schule oder Dienststelle in der Schweiz ist derart im Fokus der Konsumentenschaft und der nichtlandwirtschaftlichen Öffentlichkeit wie der Ebenrain. Baselland ist bekanntlich nicht gerade ein Agrarkanton. Stadt und Land kommen sich hier sehr nahe – mit entsprechenden Herausforderungen für einen Ebenrain-Leiter. «Aber genau das macht auch den Reiz dieses Jobs aus», erklärt ein ehemaliger leitender Mitarbeiter des Zentrums.
Ein Reiz, der allerdings viel Engagement und auch ein gewisses feu sacré erfordert, wie es seinerzeit der inzwischen fast schon legendäre Otto «Otti» Buess verkörpert hat.
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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal OnlineReports.ch publiziert.