Mehr Vermögensdelikte und weniger Gewaltdelikte im Kanton Solothurn

Im Kanton Solothurn wurden 2024 insgesamt 25'612 Straftaten zur Anzeige gebracht. Das sind rund fünf Prozent mehr als im Vorjahr.

Kantonspolizei Solothurn
Kantonspolizei Solothurn. (Archivbild) - Kantonspolizei Solothurn

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Kanton Solothurn haben die Straftaten im Jahr 2024 leicht zugenommen.
  • Insgesamt wurden 1'304 Straftaten erfasst.
  • Es kam zu mehr Vermögensdelikte, weniger Gewaltdelikten.

Im Jahr 2024 wurden im Kanton Solothurn insgesamt 25'612 (2023: 24’308) Straftaten polizeilich erfasst, 1’304 mehr als im Vorjahr (+5,4 %). Der grösste Teil davon (knapp 90 %) entfällt wie üblich auf Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch StGB.

Bei den Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz wurden 1’222 Anzeigen erfasst (+2 %), gegen das Ausländer- und Integrationsgesetz 502 (+26 %) und 870 (-9 %) wegen Widerhandlungen gegen andere Bundesnebengesetze.

Mehr Vermögensdelikte, weniger Gewaltdelikte

Der Anstieg an Straftaten im Berichtsjahr ist erneut fast ausschliesslich auf die Zunahme bei den Vermögensdelikten zurückzuführen, die jeweils den grössten Anteil der polizeilich registrierten Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch ausmachen.

Seit Einführung der Polizeilichen Kriminalstatistik im Jahr 2008 wurden noch nie so viele Vermögensdelikte registriert wie im Jahr 2024. Insgesamt waren es 15'159 (2023: 14'295), 6 % mehr als im Vorjahr. Besonders stark zugenommen haben die Einbruch- und Einschleichdiebstähle (+31,5 %).

Diese Fälle schlagen statistisch gleich mehrfach zu Buche, weil sie jeweils eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch und im Fall des Einbruchs zudem eine weitere wegen Sachbeschädigung mit sich ziehen. Zugenommen haben Diebstähle von E-Bikes (von 1'354 auf 1'688, +25 %) sowie die Ladendiebstähle (+1,4 %). Hingegen wurden weniger Diebstähle aus verschlossenen und nicht verschlossenen Fahrzeugen zur Anzeige gebracht (-15,8 %).

Aufklärungsquoten bleiben unverändert

Erfreulicherweise ging die Anzahl der angezeigten Gewaltstraftaten im Kanton Solothurn 2024 erneut zurück (von 1'558 auf 1'453, -7 %).

Gegenüber dem Vorjahr wurden ebenfalls weniger Delikte gegen die sexuelle Integrität (254, -14 %) und im Bereich der der Häuslichen Gewalt (655, -5 %) verzeichnet. Alle drei Deliktsbereiche sind entgegen dem nationalen Trend rückläufig.

Kantonspolizei Solothurn
Kantonspolizei Solothurn. (Symbolbild) - Kantonspolizei Solothurn

Die Aufklärungsquoten sind im Vergleich zum Vorjahr in vielen Bereichen in etwa gleichgeblieben, trotz der höheren Deliktzahlen.

Erneut mehr Straftaten über das Internet

Eine steigende Tendenz ist auch – wenn auch weniger stark als im Vorjahr – bei der so genannten digitalen Kriminalität zu erkennen. Im Berichtsjahr wurden 1'201 Delikte gegen das Strafgesetzbuch registriert, die über das Internet ausgeübt wurden.

Das sind 4 % mehr als im Vorjahr. Straftaten wie Betrug, Geldwäscherei und Pornografie werden inzwischen mehrheitlich auf diese Weise verübt. Zugenommen haben erneut Betrugsfälle über Online-Marktplätze und Fälle von Online-Anlagebetrug.

Wenige Personen verüben viele Straftaten

Die Zahl der Vermögensdelikte nimmt seit 2022 stark zu. Zuvor wurden von Jahr zu Jahr stets weniger derartige Straftaten verzeichnet.

«Die Zunahme im Berichtsjahr 2024 dürfte erneut auf Seriendelikte von delinquenten Einzeltätern oder Gruppierungen zurückzuführen sein», erläutert Andreas Sutter, Chef Kriminalabteilung der Kantonspolizei Solothurn.

Nicht zuletzt dank der Mithilfe aus der Bevölkerung konnte die Polizei auch 2024 vermehrt Tatverdächtige anhalten oder ihnen im Zuge von Ermittlungen auf die Spur kommen. Bei der bekannten Täterschaft fallen drei Gruppierungen auf, wie Andreas Sutter bei der Vorstellung der Statistik ausführte:

Einbrecher
Einbrecher. (Symbolbild) - keystone

«Zum einen haben wir es mit organisierten Banden zu tun, die vor allem Ladendiebstähle begehen oder hochwertige E-Bikes entwenden. Zum zweiten sind häufig junge Erwachsene nordafrikanischer Herkunft als Einzeltäter anzutreffen, die sich illegal in der Schweiz aufhalten.

Zum dritten wurden auch 2024 vor allem im Raum Grenchen und im Raum Solothurn wenige Personen festgestellt und mehrfach festgenommen, deren deliktisches Handeln teilweise in den Bereich der Beschaffungskriminalität fällt.» So wurde allein in Raum Grenchen eine Person für 192 Straftaten angezeigt und im Raum Solothurn ein Mann für 175 Straftaten (beides Schweizer).

Weniger beschuldigten Minderjährige

Die Zahl der beschuldigten Personen sank gegenüber dem Vorjahr von 3'894 auf 3'816. Dabei handelt es sich um 1’641 Schweizer/innen (43 % und um 2'175 ausländische Staatsangehörige, wobei der Anteil der ständigen Wohnbevölkerung konstant blieb.

Die Zahl der beschuldigten minderjährigen Personen bei den StGB-Delikten ging nach dem letztjährigen Anstieg wieder zurück (von 406 auf 376).

Die Kriminalitätsbelastung der Solothurner Bevölkerung, ausgedrückt in der Häufigkeitszahl (Anzahl Delikte pro 1’000 Einwohnende), stieg von 77 auf 80 und erreichte damit den höchsten Wert seit Einführung der PKS im Jahr 2008. Am stärksten betroffen waren 2024 erneut die Bezirke Solothurn (270), Lebern (84), Olten (83) und Gäu (84).

«Entwicklung stoppen»

Die Zunahme der Straftaten beschäftigt die Polizei stark, wie Thomas Zuber, Kommandant der Kantonspolizei Solothurn, vor Medien erklärt.

«Erfreulich ist, dass Gewaltdelikte, ebenso die Delikte gegen die sexuelle Integrität im Kanton Solothurn zurückgehen und zwar entgegen dem nationalen Trend. Der Anstieg der Vermögensdelikte aber belastet die Bevölkerung und trübt das Sicherheitsgefühl».

Zudem sei die Polizei sehr stark ausgelastet. «Wir tragen mit äusserst knappen Mitteln unseren Teil zur Sicherheit der Bevölkerung bei. So erfolgten im vergangenen Jahr 1’860 Anhaltungen und vorläufige Festnahmen, das sind 30 % mehr als im Jahr 2022 (1432). Umgerechnet sind das 5 Anhaltungen pro Tag. Das Weitere liegt nicht in unserer Kompetenz», so Zuber.

Aus rechtlichen Gründen sei es bei den so genannten niederschwelligen Vermögensdelikten nicht möglich, Personen in Untersuchungshaft zu nehmen und damit weitere Straftaten zu verhindern.

70 Strafanzeigen pro Tag

Im Durchschnitt haben Mitarbeitende der Kantonspolizei Solothurn über alle Deliktgruppen pro Tag 70 Strafanzeigen erstellt. «Das ist rekordverdächtig», bilanziert Zuber.

Die Verarbeitung des hohen Anzeigevolumens binde viele Ressourcen über verschiedene Bereiche bei der Polizei hinweg. «So fehlen eigentlich die Mittel, um im öffentlichen Raum präsenter zu sein». Hinzu komme, dass der Kanton Solothurn bei der Polizeidichte den 22. Platz belegt.

Einbruch Olten
Kantonspolizei Solothurn. (Symbolbild) - Polizei Solothurn

Für das Jahr 2025 setze die Polizei dennoch alles daran, die Zunahme der Vermögensdelikte zu stoppen. «Dazu braucht es einerseits eine noch engere Zusammenarbeit mit anderen Behörden und ein entschiedenes, fokussiertes Handeln. Wir kommen auch nicht daran vorbei, Prioritäten zu setzen und damit verbunden, Aufgaben sowie Leistungen zu hinterfragen», so Zuber.

Er dankte der Bevölkerung für ihre Aufmerksamkeit und die zahlreichen Hinweise. «Unsere Anhaltungen und Festnahmen zeigen, dass wir Hinweisen rasch nach gehen und tun, was wir können. Die Bevölkerung ist für uns ein wichtiger Partner».

Organisierte Kriminalität bekämpfen

Die PKS gibt ein Bild über die angezeigten Straftaten. «Sie sind aber wie die Spitze des Eisbergs, denn im Kanton Solothurn gibt es auch eine organisierte Kriminalität», betont Regierungsrätin Susanne Schaffner.

Diese Kriminalität breite sich immer stärker aus. «Der Kanton Solothurn geht entschlossen dagegen vor. Aktuell ist eine Arbeitsgruppe an einem Strategiepapier zur Bekämpfung der Strukturkriminalität und wird dem Regierungsrat demnächst Massnahmen vorschlagen. Wir wollen einen sicheren Kanton, Verbrechen dürfen sich nicht lohnen».

Dazu müsse zunächst versucht werden, mit den vorhandenen Ressourcen durch eine engere und effizientere Zusammenarbeit aller Behörden eine Wirkung zu erzielen. «Ich bin stolz auf das, was die Polizei leistet und mit den beschränkten Mitteln bewältigt».

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