Die Kantonspolizei St. Gallen will den Frauenanteil erhöhen - insbesondere im Kader: nur gerade drei Prozent der Führungspositionen sind von Frauen besetzt. Mit gezielter Rekrutierung und Teilzeitpensen soll der Polizeiberuf für Frauen attraktiver werden.
Kapo St. Gallen
Ein Auto der Kapo St. Gallen. (Symbolbild) - Kapo St. Gallen

«Frauen sind in der Grundversorgung und in den Kaderfunktionen der Polizei gesamtschweizerisch untervertreten», heisst es in einer Mitteilung des St. Galler Sicherheits- und Justizdepartements für die Jahresmedienkonferenz der St. Galler Regierung vom Dienstag. Mit ein Grund sei, dass Frauen noch nicht lange ins Polizeikorps aufgenommen würden; bei der Kantonspolizei St. Gallen erstmals 1971/1972. Zur Erinnerung: 1971 wurde in der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt.

Am Dienstag veröffentlichte die St. Galler Regierung auch ihre Antwort zur Einfachen Anfrage «Frauenförderung und Gleichstellung bei der Kantonspolizei St. Gallen» von Monika Simmler (SP). Die Kantonspolizei setze sich in ihrer Rolle als Arbeitgeberin für Chancengleichheit und Gleichbehandlung ein und sie sei gegen jede Form von Diskriminierung oder Sexismus, heisst es darin.

Für die Kantonspolizei sei die angemessene Vertretung beider Geschlechter wichtig und zur Erfüllung der Aufgaben zwingend notwendig. «Gemischte Teams arbeiten wirksamer», schreibt die Regierung. Erklärtes Ziel sei daher, den Frauenanteil bei der Kantonspolizei zu erhöhen - «nicht nur bei den Mitarbeitenden, sondern insbesondere auch im Kader».

In der gesamten Staatsverwaltung beträgt der Frauenanteil im Kader 24,9 Prozent (Stand Ende 2019). Im Kader der Kantonspolizei ist der Frauenanteil dagegen marginal. Nur gerade fünf von total 164 Führungspositionen werden von Frauen besetzt. Im obersten Kader sind keine Frauen vertreten. Bei den Zivilangestellten gibt es eine Abteilungsleiterin und eine Gruppenchefin, beim Korps zwei Gruppenchefinnen und eine Schichtführerin.

Die Kantonspolizei St. Gallen zählt 986 Mitarbeitende, davon sind 775 Männer und 211 Frauen. Auch wenn sich der Frauenanteil in den letzten zehn Jahren kontinuierlich erhöht hat, liegt er im Korps erst bei 14 Prozent. Bei den Zivilangestellten sind Frauen mit 51 Prozent in der Mehrheit.

SP-Kantonsrätin Monika Simmler wollte auch wissen, was die Regierung unternimmt, um die Arbeitsbedingungen im Polizeiberuf für Frauen attraktiver zu machen. Frauenförderung sei ein fester Bestandteil in der Personalentwicklung, heisst es in der schriftlichen Antwort. Beim Projekt «Gender Diversity» gehe es darum, gezielt Frauen als Polizeiaspirantinnen zu rekrutieren.

2020 waren von den Aspirantinnen und Aspiranten der Kantonspolizei St. Gallen ein Drittel Frauen. Es gibt aber starke Schwankungen: 2011 betrug der Frauenanteil ein Siebtel, 2016 waren es 40 Prozent Frauen, die zur Kantonspolizei wollten, 2019 dann wieder nur 5 von 35 Aspiranten.

Polizistinnen sollen mit dem Projekt aber auch motiviert werden, eine Führungskarriere einzuschlagen; insbesondere bei Zivilstellen soll der Anteil von weiblichen Führungskräften erhöht werden.

Frauen in der Kantonspolizei arbeiten viel häufiger Teilzeit als ihre männlichen Kollegen: Bei den Korpsangehörigen sind es 38 Prozent der Frauen und sechs Prozent der Männer. Bei den Zivilangestellen haben knapp 48 Prozent der Frauen und elf Prozent der Männer einen Beschäftigungsgrad unter 90 Prozent.

Die Kantonspolizei versuche, mit Teilzeitstellen so viele Frauen wie möglich im Polizeiberuf halten zu können, so die Regierung. Auch sollen Frauen nach familienbedingter Abwesenheit wieder in den Polizeiberuf zurückgeholt werden.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

RegierungFrauenförderungGleichstellungSexismusSP