Ostschweizer Fachhochschule entwickelt neues Screening-Tool
Wie die Ostschweizer Fachhochschule mitteilt, entwickeln ihre Forschende ein Screening-Tool, das Cybermobbing erkennt.
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Bereits jeder vierte Achtjährige besitzt ein eigenes Smartphone. Bei den 13-Jährigen sind es über 70 Prozent.
Während der Woche nutzen Jugendliche das Netz im Schnitt zwei Stunden pro Tag, am Wochenende drei, zum grössten Teil sind sie in sozialen Netzen oder mit Unterhaltung aktiv.
«Die häufige Mediennutzung beeinflusst nicht nur die Art der sozialen Interaktion, sondern führt auch dazu, dass Mobbing vermehrt im virtuellen Raum stattfindet», heisst es im «Bildungsbericht Schweiz 2023», der von der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung herausgegeben wird.
Laut Studie wurde ein Viertel der Jugendlichen schon einmal im Internet «persönlich angegriffen» und ein Sechstel der Jugendlichen hat erlebt, dass «beleidigende Bilder und Texte» über sie verschickt wurden.
Screening-Tool für die Rechtsberatung
Bis zu fünf Prozent aller Kinder und Jugendlichen sollen mindestens wöchentlich unter Mobbing und Cybermobbing leiden, Mädchen sind dabei häufiger betroffen als Buben.
«Obwohl diese Delikte im digitalen Raum seit 2019 signifikant zugenommen haben, gibt es im Vergleich zu herkömmlichen Mobbingformen kaum Ansätze, die eine niederschwellige, automatisierte und datengestützte Verdachtsprüfung für die Betroffenen erlauben», sagt Michael Gino Kraft, Dozent für Qualität & Nachhaltigkeit am Institut für Organisation und Leadership der OST – Ostschweizer Fachhochschule.
Zusammen mit Kollegen vom Institut für Informations- und Prozessmanagement entwickelt Kraft eine Applikation, die Cybermobbing erkennt.
«Dieses Screening-Tool kann von Rechtsberatungen angeboten werden, um Betroffenen oder ihren Betreuungspersonen die Möglichkeit zu geben, Verdachtsfälle durch ein textbasiertes maschinelles Lernverfahren auf Mobbing- und Hate-Speech-Kriterien hin zu überprüfen und prädiktive Einschätzungen für Handlungsoptionen abzuleiten», so OST-Dozent Kraft.
Datensätze zu Cybermobbing
Eine von Innosuisse finanzierte Vorstudie zeigt, dass Beschimpfungen im Netz bereits zuverlässig identifiziert werden können.
Bei Erpressung und übler Nachrede hingegen fehlten geeignete Datensätze, um das maschinelle Lernverfahren zu trainieren.
Eine weitere Herausforderung stellten Ehrverletzungsdelikte dar, weil diese oft auf Schweizerdeutsch erfolgten, was eine maschinelle Übersetzung erschwere.
«Die Hauptherausforderung besteht darin, dass Cybermobbing kein juristisch klarer Begriff darstellt und unterschiedlich komplexe Phänomene darunter verstanden werden können», erklärt OST-Dozent Beat Tödtli vom Institut für Informations- und Prozessmanagement.
Partnerorganisationen werden gesucht
Die OST-Forschenden suchen nun für die nächsten Schritte Partnerorganisationen, die juristisch einwandfrei zuordenbare Textfragmente von Cybermobbing zur Verfügung stellen können.
«Unser Ziel ist ein Tool, dass sowohl in der Prävention als auch in der Rechtsberatung zur Einschätzung von Cybermobbing-Verdachtsfällen eingesetzt werden kann», so OST-Dozent Michael Gino Kraft.