Betroffene von Zwangsmassnahmen berichten im Kanton Nidwalden
Wie der Kanton Nidwalden mitteilt, arbeitet er mit den Gemeinden und den Landeskirchen das Thema der Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen vor 1981 auf.
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Bis 1981 gab es in der Schweiz fürsorgerische Zwangsmassnahmen.
Menschen wurden ihrem Umfeld entrissen, fremdplatziert, in Heime gesteckt oder als günstige Arbeitskräfte ausgebeutet.
Die Massnahmen wurden oft gegen den Willen der Betroffenen und ohne Möglichkeit, sich zu wehren, angeordnet. Viele der Betroffenen erlebten Gewalt und Missbrauch.
Lebensgeschichten von Betroffenen sind online verfügbar
Diese Erlebnisse wirken ein Leben lang nach. Mit Unterstützung von Bund, Kantonen und Stiftungen hat der Verein «Gesichter der Erinnerung» die Lebensgeschichten von Betroffenen und Angehörigen gesammelt, um sie im Internet zugänglich zu machen.
Seit Oktober 2022 ist die Webseite online. Parallel dazu gibt es in der ganzen Schweiz öffentliche Veranstaltungen, an welchen Betroffene von ihren Erlebnissen berichten.
Der Verein bietet den Betroffenen damit eine Plattform und trägt dazu bei, dass über dieses dunkle Kapitel gesprochen wird.
Podiumsdiskussion im Chäslager
Im Rahmen des Projekts zur «Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen vor 1981 in Nidwalden» laden der Kanton und der Verein «Gesichter der Erinnerung» am Donnerstag, 7. September 2023, im Chäslager zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion.
Betroffene von Zwangsmassnahmen berichten von ihren Erlebnissen und diskutieren zusammen mit Geschichtsforschenden.
Auf dem Podium sind: Markus Christen, er wurde als Kind im Kanton Nidwalden fremdplatziert; MarieLies Birchler, sie ist Teil des Projektteams und wuchs nicht bei ihren Eltern auf und Dr. Loretta Seglias, sie ist Historikerin und ebenfalls Teil des Projektteams.
Moderiert wird der Anlass von Historiker Prof. Dr. Markus Furrer.
Nidwaldner Forschungsprojekt zur Aufarbeitung
Nidwalden will Licht in dieses schwierige Kapitel der Geschichte bringen, das auch unsere Region betroffen hat.
2022 hat der Kanton deshalb zusammen mit allen Nidwaldner Gemeinden und den Landeskirchen ein Forschungsprojekt für die Aufarbeitung der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen vor 1981 gestartet.
Es wird eine fundierte historische Aufarbeitung des Themas angestrebt. Als Resultat daraus wird im Herbst 2024 eine Publikation herausgegeben, die sich in erster Linie an ein regionales Publikum richtet.
Als Verlagspartner für die Buchveröffentlichung konnte der Historische Verein Nidwalden gewonnen werden.