«Meine Tochter schrie, als ich sie halten wollte»

Vor 29 Jahren wurde Peter G.* aus Steffisburg zum ersten Mal Vater. Warum er sich damals einen Vaterschaftsurlaub gewünscht hätte, erzählt er im Gespräch.

Tochter
Ein Vater mit einem Kleinkind (Symbolbild) - unsplash.com

Als seine Tochter auf die Welt kam, stand Peter G. ein einziger freier Tag zur Verfügung. Da ihm dieser persönlich nicht ausreichte, beschloss er, eine Woche Ferien zu nehmen. «Ich wollte bei meiner kleinen Familie sein, Zeit mit meiner Tochter geniessen und auch meine Frau unterstützen», erklärt er.

Die ersten Wochen und Monate im Leben eines Kindes seien sehr entscheidend, findet er. Beziehungen werden aufgebaut und gefestigt, erste Meilensteine geschehen. Dass diese Fortschritte auch schnell wieder verloren gehen können, weiss Peter G. nur zu gut.

Nach einer Woche Abwesenheit, erkennt ihn Tochter nicht wieder

Als seine Kleine ein paar Wochen alt war, musste Peter G. für eine Woche verreisen. Noch heute kann er sich lebendig an den Moment erinnern, als er heimkam und ihn seine Tochter nicht mehr erkannte.

«Sie fremdete extrem, schrie, wenn ich sie halten wollte, und hatte Angst.» Dies zeigte ihm eindrücklich, wie einschneidend es sein kann, wenn ein Vater nicht genügend Zeit mit seinem Neugeborenen verbringen kann.

Vaterschaftsurlaub
Ein Vater spielt mit seiner kleinen Tochter (Symbolbild). - Pixabay

Er schätzt sich trotz dieses Erlebnisses glücklich, denn nach seiner Abwesenheit konnte Peter G. viel Zeit mit seiner Tochter verbringen und sie gewöhnte sich schnell wieder an ihn. «Mein Arbeitsort war in der Nähe unseres Hauses, dadurch war ich viel zu Hause.»

Doch weiss er auch, dass damals die meisten Väter nicht in einer solchen Lage waren. Viele seiner Bekannten mussten nach einem kurzen Tag zurück in den Beruf, oft Vollzeit und mit langen Arbeitswegen.

«Zwei Wochen Vaterschaftsurlaub reichen nicht»

Vor einem Jahr kam der Enkel von Peter G.s Lebensgefährtin auf die Welt. Der junge Vater bekam von seinem Arbeitgeber zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Noch heute arbeitet er Teilzeit – und aktuell oft im Homeoffice –, um bei seinem Sohn sein zu können.

Peter G. freut sich, dass der Vaterschaftsurlaub heute in manchen Unternehmungen bereits eine Option ist. Jedoch reichen zwei Wochen nicht, findet er. «Es müsste eine längere Elternzeit geben, mit einer bestimmten Anzahl Wochen pro Partner und einem frei aufteilbaren Rest.»

Trotzdem wird er am Sonntag Ja zum Vaterschaftsurlaub stimmen. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagt er.

*Name der Redaktion bekannt.

Kommentare

Mehr aus Oberland

Ambulanz
Ambulanz
3 Interaktionen