Winznau: Zwei Frauen über die Kunst des Brauens
Heute ist der Schweizer Tag des Bieres: In der 47 Grad Nord Brauerei in Winznau wird trotz Lockdown weitergebraut.
Frauenpower in Winznau: In der Braui 47 Grad Nord brauen und verkaufen Sabine Eleganti und Linda Winz seit 2017 ihr eigenes Bier.
Obwohl die Bar aufgrund des Lockdowns derzeit geschlossen ist, geht der Betrieb hinter den Kulissen weiter. 170 Liter werden wöchentlich gebraut, wie Linda und Sabine erklären.
Vier verschiedene Sorten befinden sich im Dauersortiment: Hell, dunkel, IPA und Hefeweizen. Damit haben die Frauen die Auswahl seit Beginn von zwei auf vier Biere erweitert.
Zusätzlich tüfteln sie regelmässig an neuen Geschmacksrichtungen, diese Biere werden in kleineren Mengen hergestellt und mit diversen Kontrahenten gegärt.
Seit den Anfängen im 2017 hat sich in der Braui einiges getan: «Mit der Bierbrauerei haben wir ohne jegliche Vorkenntnisse begonnen. Heute verstehen wir das Handwerk und können die ganze Sache etwas lockerer angehen, ohne den anfänglichen Stress.»
Trotz der Routine ist kein Bier wie das andere: «Es ist wie bei einem Rezept. Das Resultat weist immer minimale Unterschiede auf.» Das meistverkaufte Bier ist nach Schätzung der Damen das Helle.
Die Herstellung des Bieres, die Abfüllung in Flaschen sowie der Gärprozess erfolgen im Braui-Lokal in Winznau. Dort wurden bisher stolze 15810 Liter hergestellt.
Lieferung und Verkauf in der Region
Obwohl die Braui zurzeit geschlossen ist, kann das Winznauer Bier weiterhin an diversen Verkaufsstellen bezogen werden. So neu auch im Denner in Lostorf oder im Wittich Getränkehandel in Olten.
Einbüssungen erhalten Linda und Sabine vor allem durch die Restaurants, welche das Bier ansonsten auf der Getränkekarte anbieten: «Diese gehen uns durch die Schliessung der Gastronomie verloren.»
Um die Region auch weiter mit den eigenen Getränken verköstigen zu können, kann das Braui-Bier online bestellt und abgeholt werden. «Wenn jemand seine Produkte nicht abholen kann, liefern wir diese auch gerne aus.»
Sabine wie Linda sind berufstätig und betreiben die Brauerei nebenbei. Dies sei in dieser Zeit ihre Absicherung: «Wir haben Glück, das wir noch nicht um die Existenz der Braui fürchten müssen.»
Winznauer Bier am Frauenstreik Zürich
Auf die Frage, ob das Brauen denn mit der Zeit an Attraktivität verliere, wird verneint: «Die Arbeit bereitet immer noch sehr grosse Freude.»
Ein Highlight durften die beiden im vergangenen Jahr erleben, wie Sabine erklärt: «Zwei Frauen des Zürcher Frauenstreiks sind auf uns gestossen. Wir durften für sie rund 2000 Flaschen mit eigener Etikette produzieren. Das war eine grossartige Erfahrung, auch wenn wir in dieser Zeit wirklich krampfen mussten (lacht).»
Take-away und Rampenverkauf
In der kommenden Woche, voraussichtlich am Donnerstag, plant die Braui einen Rampenverkauf diverser Biersorten: «Unsere eigenen Biere verfallen noch nicht. Allerdings haben wir auch andere Marken im Sortiment, welche wir nach dem Ablaufdatum nicht mehr verkaufen können.»
Ein weiteres Highlight ist der regelmässig stattfindende Event «Hummus in der Braui». Libanesisches Essen geniessen und dazu regionales Bier trinken. Bei diesem Anlass kochen eine Winznauerin und ihr Ehemann aus dem Libanon diverse Gerichte aus seinem Heimatland.
Am 5. Juni wird die Veranstaltung in abgeänderter Form stattfinden: «Wir werden ein Take-away einrichten. Die Leute können sich vorgängig bei uns anmelden und ein Menü inklusive Bier abholen.»
Sabine und Linda hoffen, ihre Gäste bald wieder begrüssen zu können: «Wir haben in den vergangenen zwei Jahren viel Stammkundschaft gewonnen, vor allem durch ansässige Vereine.»
Deshalb wollen die Damen nach dem Lockdown auch weiterfahren, wie bisher: in heimeliger Atmosphäre mit lockerer Stimmung und regionalem, selbstgebrauten Bier.
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