Sexueller Missbrauch an Schweizer Schulen
In zwei christlichen Institutionen in Kaltbrunn SG gibt es Hinweise auf sexuellen Missbrauch. Die Organisationen befürworten sich eine juristische Aufarbeitung.
Das Wichtigste in Kürze
- In zwei christlichen Institutionen in Kaltbrunn SG soll es Missbrauchsfälle gegeben haben.
- Zu diesem Schluss kommt ein Untersuchungsbericht in Auftrag der Nachfolgeorganisationen.
- Zu Anzeigen oder Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft kam es aber noch nicht.
In Kaltbrunn SG häuften sich die Gerüchte über Missbrauchsfälle in der Domino Servitte Schule und der Mission Kwasizabantu. Ein Untersuchungsbericht der beiden Nachfolgeorganisationen Christliche Schule Linth (CSL) und Evangelische Gemeinde Hof Oberkirch (EGHO) bekräftigt diese Gerüchte. Der Bericht liegt der «Linth-Zeitung» vor.
Konkret beschuldigt wird eine ehemalige Lehrperson, bei der sich Hinweise auf sexuelle Belästigung und Vergewaltigung fanden. Auch stiess die Untersuchung auf Hinweise auf schwersten sexuellen Missbrauch durch einen ehemaligen Präsidenten der Mission Kwasizabantu.
Gemäss dem Bericht der «Linth-Zeitung» sind die betroffenen Personen nicht mehr für die CSL oder die EGHO tätig.
«Theologie der Angst»
Im Abschlussbericht heisst es, dass in den Institutionen eine «Theologie der Angst» geherrscht habe. Die Lehre der Institutionen habe zu Grenzüberschreitungen und teils schweren Missbräuchen psychischer, physischer, sexueller und religiöser Art geführt. Es habe eine Kultur der Manipulationen und Drohungen geherrscht, zitiert die «Linth-Zeitung» aus dem Bericht.
Sexueller Missbrauch hatte noch keine juristischen Konsequenzen
Bisher gab es noch keine Anzeigen zu den Fällen. Auch Staatsanwaltschaft oder Polizei sind noch nicht tätig geworden. Schule und Gemeinde selbst wünschen sich aber eine juristische Aufarbeitung der Geschehnisse: «Ich bin klar für eine Anzeige», sagt Josef Morger, der heutige Leiter der EGHO, gegenüber der «Linth-Zeitung».
«Es wäre nicht mehr als recht, wenn die Hinweise auf schwerste sexuelle Missbräuche strafrechtlich untersucht würden. Zum einen für die allfälligen Opfer und zum anderen, damit Klarheit in diese Sache kommt.
Organisationen wollen Unterstützung bei Anzeigen bieten
Die beiden Organisationen haben jedoch davon abgehalten, selbst Anzeige zu erstatten. «Wir sollen nicht ein Verfahren anstreben, das die Betroffenen vielleicht gar nicht wollen», sagt der Mediensprecher Markus Baumgartner. «Wenn jemand zum Schluss kommen sollte, juristisch vorgehen zu wollen, würden Schule und Kirche aber Unterstützung bieten.»
Für die Untersuchung wurden fast 500 ehemalige Schüler und Gemeindemitglieder gebeten, Erfahrungsberichte abzugeben. 31 der angeschriebenen Personen hätten laut Josef Morger keine Rückmeldung geben wollen. Die Autoren des Schlussberichts betonen, dass der Bericht lediglich die subjektive Sicht der Betroffene wiedergebe.