Wahlen in der Stadt Zürich: Vierter SP-Sitz, Grüne bleiben bei einem
Die Stadt Zürich wählte heute Sonntag ein neues Stadtratsmitglied und ein neues Parlament. Die Stimmen sind mittlerweile ausgezählt.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute wählte die Stadt Zürich einen neuen Stadt- und Gemeinderat.
- Gewinnerin ist die SP – aber auch die FDP konnte ihre Sitze verteidigen.
Die Alternative Liste (AL) büsst in Zürich ihren einzigen Stadtratssitz ein, Profiteurin ist die SP. Corine Mauch (SP), die ohne Konkurrenz durch die etablierten Parteien antrat, bleibt zudem Stadtpräsidentin.
Simone Brander (SP) holte sich den frei werdenden Sitz von Richard Wolff (AL). Damit hat die SP ihren Sitz zurückerobert, den sie bei den letzten Wahlen an die GLP verloren hatte. Die AL ist künftig nicht mehr in der Stadtzürcher Regierung vertreten.
«Ich freue mich enorm und bin erleichtert», erklärt Brander im Interview. «Ich habe immer damit gerechnet, gute Chancen zu haben. Aber wissen tut man es erst, sobald die Stimmen ausgezählt sind», so die Neo-Stadträtin.
Baumer rechnete mit Fotofinish
Zeitweise zittern musste die FDP: Der bisherige Michael Baumer lag während der Auszählung der Wahlkreise zeitweise auf dem 11. Platz. Am Ende belegten Filippo Leutenegger und Baumer Platz 8 respektive 9.
Das Kopf- an Kopfrennen mit Walter Angst erklärt Baumer mit der Reihenfolge der Stimmauszählung der Kreise: «Ich habe mit einem Fotofinish gerechnet, aber auch, dass es reichen wird.»
Der Zürcher FDP-Chef Severin Pflüger ist mit dem Resultat zufrieden: «Es ist ein guter Tag für uns. Wir haben unsere beiden Kandidaten durchgebracht.» Zudem lobt Pflüger die Resultate der Gemeinderatswahlen.
Bei der Stadtratswahl traten acht der neun Bisherigen erneut an, die etablierten Parteien schickten gleich neun weitere Kandidierende ins Rennen. Die Stimmbeteiligung betrug 43,6 Prozent.
Die neun gewählten Stadträte sind:
- Daniel Leupi (Grüne, bisher)
- André Odermatt (SP, bisher)
- Raphael Golta (SP, bisher)
- Karin Rykart Sutter (Grüne, bisher)
- Simone Brander (SP, neu)
- Andreas Hauri (GLP, bisher)
- Filippo Leutenegger (FDP, bisher)
- Michael Baumer (FDP, bisher)
Neben Walter Angst ist auch der grüne Klimaaktivist Dominik Waser knapp gescheitert.
Richard Wolff hofft auf AL-Nachfolge
Frei wurde einzig der Sitz von Tiefbauvorstand Richard Wolff: Der erste Zürcher Stadtrat der Alternativen Liste (AL) verzichtete auf eine Wiederwahl. Seine Partei wollte den seit 2013 gehaltenen Sitz mit Gemeinderat Walter Angst verteidigen – erfolglos.
Wolff garantiert jedoch, dass die Alternative Liste eine starke Opposition bleibe.
Die neun Jahre im Stadtrat seien schön, spannend und wichtig gewesen, so Wolff. Nichtsdestotrotz freue er sich darauf, wieder mehr Zeit für sich und seine Familie zu haben: «In mir entsteht bestimmt keine Leere.»
Stadtparlament weiterhin mit links-grüner Mehrheit
Im 125 Sitze zählenden Stadtparlament stellt die links-grüne Ratsseite weiterhin die absolute Mehrheit: Allerdings ist diese aufs Minimum geschrumpft: SP, Grüne und AL kommen zusammen noch auf 63 Sitze. Während SP (-6 Sitze) und AL (-2) verloren haben, konnten die Grünen zulegen (+2).
Damit kann sich auch die bürgerliche Seite in der Legislatur 2022-2026 etwas mehr Hoffnungen als in den vergangenen vier Jahren machen: Gerade bei Abwesenheiten auf der politischen Gegenseite könnte sie mit ihren 62 Stimmen durchaus hin und wieder punkten.
Während SVP (-3) und EVP (-1) Verluste hinnehmen mussten, konnten GLP (+3) und FDP (+1) dazugewinnen. Zudem schaffte Die Mitte (früher CVP) nach einer vierjährigen Abwesenheit den Einzug in den Gemeinderat der Stadt Zürich wieder (+6). Sie konnte gleich in drei der neun Wahlkreise die erforderliche Fünf-Prozent-Hürde überspringen.