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Ein sanfter Riese

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Der Asiatische Elefantenbulle Maxi wird fünfzig.

Der Asiatische Elefantenbulle Maxi
Der Asiatische Elefantenbulle Maxi - Zoo Zürich

Gleich vorweg: Wir kennen das genaue Geburtsdatum von Maxi nicht. Seine Papiere geben seinen Jahrgang mit 1969/70 an – da ist der fünfzigste Geburtstag nicht weit.

Maxi wurde in Thailand geboren und kam 1971 in den Zoo Dudley in England. Ein Jahr später wechselte er zum Zirkusunternehmen Chipperfield, wo er mit auf Tournee ging.

Nach einem kurzen Aufenthalt im Safaripark Longleat kam Maxi am 15. September 1981 – vor 38 Jahren – schliesslich nach Zürich. Maxi ist einer der dienstältesten «Mitarbeiter» des Zoo Zürich.

Seit 90 Jahren Elefanten im Zoo

Als der Zoo Zürich vor 90 Jahren – am 7. September 1929 – seine Pforten öffnete, zählten bereits zwei Asiatische Elefanten zum Tierbestand. Die erwachsene Kuh Mandjullah und der junge Bulle Chang waren das Geschenk von Auslandschweizern.

Untergebracht waren die Elefanten zunächst im Hauptgebäude, ein langjähriges Provisorium. Denn erst 1971 wurde das neue Elefantenhaus eröffnet, finanziert durch Beiträge von Stadt und Kanton.

Was dieser ansonsten sehr modernen Anlage noch fehlte, war ein Bullenstall. Um dennoch Nachwuchs zu erhalten, wurde zweimal eine Kuh von Zürich aus im Bahnwagen nach Kopenhagen zum Bullen im dortigen Zoo geschickt – beide Male leider erfolglos.

Erfolgreiche Zuchtbemühungen

Dank der Zuwendungen von den Elefanten – und dem Zoo – sehr zugeneigten Donatoren konnte 1981 ein Bullenstall mit Aussenanlage realisiert und Bulle Maxi erworben werden. Mit Maxi kam ein bereits gut trainierter Elefant, der so auch im geschützten Kontakt bestens betreut werden konnte.

Maxi erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen: Am 27. Juli 1984 brachte Ceyla-Himali mit Komali ihr erstes Kalb zur Welt.

Es folgten bis ins Jahr 2000 die weiteren Kälber Panang und die drei Bullen Upali, Xian und Aishu (die letzteren beiden erlagen jung einer Herpesinfektion). Nicht von Erfolg gekrönt waren die Zuchtbemühungen mit den beiden weiteren Kühen Chhukha und Druk, die als Geschenk des Königs von Buthan nach Zürich kamen.

Chhukha brachte nach einer Schwergeburt 1986 ein totes Kalb zur Welt und wurde anschliessend nicht mehr trächtig. Druk und Maxi verstanden sich nicht sehr gut.

Hatte Druk anfänglich dem jüngeren Bullen Maxi noch «den Meister gezeigt», wendete sich das Blatt mit dem Heranwachsen von Maxi. Wurde Maxi zur Gruppe gelassen, stand Druk schon vor dem Tor bereit, um abgetrennt zu werden.

1999 gesellte sich mit Indi eine weitere Kuh zur Gruppe. Indi war von Maxi gleich sehr angetan, was auch schnell Früchte trug: 2002 brachte Indi ihre erste Tochter Chandra zur Welt. Bei der ersten Begegnung mit Vater Maxi rannte Chandra gleich auf ihn zu, was dieser, eben mit Fressen beschäftigt, nicht sehr schätzte.

Mit einem Stosszahn griff er sehr kontrolliert Chandra unter den Bauch und beförderte sie – im freien Flug – ihrer mit wedelnden Ohren herbeieilenden Mutter entgegen. Die Aufregung war von kurzer Dauer, und Chandra hatte ihre Lektion gelernt. 2005 wurden zwei weitere Kälber geboren, Tochter Farha (Mutter Ceyla-Himali) und Sohn Fahim (Mutter Indi).

Neugierig in eine neue Umgebung

Rund ein Jahr vor dem Bezug des neuen Kaeng Krachan Elefantenparks begannen die Vorbereitungen für den Umzug der Elefanten. Einerseits wurden die Pflegenden und die Kühe mit neuen Trainingsmethoden im Hinblick auf die Umstellung des Managements vom direkten Kontakt zum geschützten Kontakt vertraut gemacht.

Andererseits startete das Training mit der Transportkiste, was auch Maxi betraf. Maxi war seit seiner Ankunft im Zoo nicht mehr mit Ketten fixiert worden.

Für den Transport in der Kiste war dies aus Sicherheitsgründen jedoch notwendig. Maxi machte dieses Training willig mit.

Im März 2014 war es dann soweit. Die Elefanten wechselten aus der alten in die neue, noch im Bau befindliche Anlage (dieser frühe Zeitpunkt wurde wegen der fortgeschrittenen Trächtigkeit von Indi so gewählt).

Mit einem Pneukran wurde Maxi in seiner Transportkiste auf einen Tieflader gehievt. Dank der im Kran eingebauten Waage erhielten wir erstmals einen Hinweis auf das Gewicht von Maxi: rund 5700 Kilogramm.

Da Maxi in seinem alten Umfeld auf Veränderungen oft unsicher und vorsichtig reagierte hatte, waren wir auf sein Verhalten am neuen Ort gespannt. Wie sich die Transportkiste öffnete, hob Maxi seinen Rüssel und schien seine neue Umgebung geruchlich «abzutasten».

Dann marschierte er entschlossen los, hob die da und dort ausgelegten Brote auf und wechselte zügig von den Quarantäneboxen in die erste grosse Sandbox. Dort fing er gleich an, alles zu erkunden.

Ein paar Wochen später hatte Maxi auch als erster Zutritt zur grossen Innenanlage. Auch hier zögerte er nicht lange und schritt die ganze Anlage ab, um sie dann im Detail näher kennen zu lernen.

Nochmals später auf den Aussenanlagen testete Maxi die Totholzbäume auf ihre Standfestigkeit. Dabei brach er den einen oder anderen Seitenast hingebungsvoll ab.

Kurz nach der Eröffnung des Kaeng Krachan Elefantenparks – der Name des thailändischen Nationalparks ist wohl eine passende Adresse für einen «geborenen» Thailänder – kam mit Omysha Maxis zwölfter und wohl letzter Nachwuchs zur Welt.

Ein männlicher Weggefährte

Eine neue Erfahrung für Maxi bedeutete der Zuzug des jungen Bullen Thai Ende Sommer 2014. Thai kam aus der Junggesellengruppe des Zoo Heidelberg und hatte dort bereits den Umgang mit einem ranghöheren Bullen gelernt.

Thai näherte sich Maxi unterwürfig rückwärts und liess sich geruchlich von ihm checken. Sind die beiden Bullen zusammen, ist Maxi meist stationär an einer Futterstelle beschäftigt, während Thai seine Runden zieht und immer wieder bei Maxi vorbeigeht, kurz bei ihm verweilt, dann weitergeht.

Maxi bedeutet für Thai auch Sicherheit, sucht er doch in schwierig einzuschätzenden Situationen gerne seine Nähe auf. Es ist wohl nicht eine ausgeprägte Freundschaft zwischen diesen beiden, aber ein respektvolles, bereicherndes Zusammensein.

Imposanter Stosszahnträger

Maxis Markenzeichen sind seine gewaltigen Stosszähne. Diese wären noch länger, hätte er nicht verschiedentlich Stücke davon abgebrochen – einmal gar ein Stück Zahn von über 70 Zentimetern Länge – oder hätte man nicht korrigierend kleine Stücke absägen müssen.

Zählt man alle diese Abschnitte zusammen, so wären Maxis Stosszähne heute gut drei Meter lang!

Freundlicher Riese

Maxi ist ein gut trainierter, freundlicher Bulle. Mit einer Ausnahme: Wenn er in Musth ist und seine Temporaldrüsen ein Sekret absondern und sein Urin tröpfelt. In diesem hormonell speziellen, bis mehrere Wochen andauernden Zustand (in dem er die letzten paar Jahre aber nicht mehr war) verlor er seinen Appell und seine Freundlichkeit, wollte er in Ruhe gelassen werden.

Eine angenehme Eigenschaft von Maxi ist die fehlende Neigung zu zerstörerischen Aktivitäten. Vielleicht mal einen Ast abbrechen, ja, aber sonst pflegt er einen sorgsamen Umgang mit seiner Anlage.

Spezielle Aufmerksamkeit für betagte Tiere

Das Alter ist an Maxi nicht spurlos vorbeigegangen. 2017 verlor Maxi deutlich an Gewicht, er wog keine fünf Tonnen mehr.

Er wurde veterinärmedizinisch untersucht und als betagtes Tier unter besondere Beobachtung gestellt, einem in regelmässigen Abständen erfolgenden Assessment zur Beurteilung seiner Gesundheit und der ihm verbleibenden Lebensqualität. Ziel dieser Massnahmen ist es, das Eintreten schwerer körperlicher Beschwerden zu erfassen und den alternden Tieren durch Euthanasie ein leidvolles Sterben zu ersparen.

Dank einer Anpassung in der Ernährung legte Maxi wieder an Gewicht zu und wog wieder über fünf Tonnen.

Maxis genetische Spur

Fünfzig Jahre ist ein gutes Alter für einen Elefantenbullen. Wenn auch Maxi in den letzten Monaten wieder an Gewicht verloren hat, bleibt er eine imposante Erscheinung, und sein ruhiger Gang kann schon fast als würdevoll bezeichnet werden.

Zu Maxis Stammbaum zählen 12 direkte Nachkommen, gezeugt mit den Kühen Ceyla-Himali (6), Chhukha (1), Indi (3) und Claudie (2, Circus Knie), 21 Enkel, von denen leider viele jung verstorben sind (Herpes, Aufzuchtprobleme), sowie 2 Urenkel. So hat Maxi seine genetische Spur in der europäischen Elefantenpopulation hinterlegt.

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