Mindestlohn: Erhalten 17'000 Menschen in Zürich bald mehr Geld?
Im Juni kann die Stadtzürcher Stimmbevölkerung über die Einführung des Mindestlohns abstimmen. Ökonomen befürworten die Einführung des Mindestlohns.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Juni wird in der Stadt Zürich über die Einführung eines Mindestlohns abgestimmt.
- 17'000 Personen sollen von dem Mindeststundenlohn von 23.90 Franken profitieren.
- Auch Ökonominnen und Ökonomen sehen grosses Potenzial in der gesetzlichen Festlegung.
Im Sommer 2022 präsentierte der Zürcher Stadtrat einen Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Ein Lohn zum Leben», die zuvor erfolgreich eingereicht wurde. Im Anschluss beschlossen SP, Grüne, Mitte, EVP und AL im Gemeinderat einen Kompromiss basierend auf diesem Gegenvorschlag bezüglich des Mindestlohns.
Die Kompromiss-Vorlage könnte dazu führen, dass bald 17'000 Menschen in Zürich einen höheren Lohn erhalten werden.
Die meisten dieser Arbeiterinnen und Arbeiter sind in der Büroreinigung, im Einzelhandel und bei Essenslieferungen beschäftigt. Dazu sind zwei Dritter dieser 17'000 Personen Frauen. Gemäss der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung verdienen diese Arbeiterinnen und Arbeiter weniger als 4.000 Franken im Monat in einem 100 Prozent Pensum.
Das sieht der Mindestlohn-Kompromiss vor
Der Mindestlohn-Kompromiss will einen Mindestlohn von 23,90 Franken pro Stunde für Angestellte ab 18 Jahren auf Gemeindegebiet einführen. Dabei sind Lernende, Praktikantinnen und Praktikanten und Familienbetriebe von der Regelung ausgenommen.
Unter 25-Jährige ohne abgeschlossene Erstausbildung stellen eine Ausnahme der Regelung dar. Damit soll der Anreiz für eine gute Ausbildung bestehen bleiben. Für Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten gilt zudem eine Übergangsfrist von zwei Jahren.
Gegenargumente sind nicht stichhaltig
Aufgrund der aktuellen hohen Teuerung werden 78.000 Menschen in der Schweiz in die Armut getrieben. Die Einführung eines Mindestlohns auf städtischer Ebene kann dazu beitragen, diese Armut zu bekämpfen.
Die herrschende Skepsis gegenüber der Einführung des Mindestlohns ist hierbei unbegründet. Zahlreiche Studien aus der Wirtschaftswissenschaft belegen die positiven Auswirkungen auf die Lohngleichheit und den gesamten Arbeitsmarkt.
Michael Siegenthaler ist Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmarkt bei der Konjunkturforschungsstelle KOF und kennt sich aus. Er betont, dass die Forschung klar aufzeigt, dass Mindestlöhne am unteren Ende der Lohnskala einen effektiven Anstieg der Löhne bewirken. Weiter funktioniere die Umsetzung der Regelung recht gut, wie er gegenüber dem «Direkt Magazin» sagt. «Menschen erhalten einen höheren Lohn und verlieren ihre Stelle nicht», so Siegenthaler.
Am 18. Juni können die Zürcherinnen und Zürcher über den städtischen Mindestlohn abstimmen.