Schweizer Skigebiete voller Zuversicht für Weihnachten
Trotz wärmerer Temperaturen blicken viele Skigebiete in der Schweiz mit Zuversicht auf das Weihnachtsgeschäft.
Der Schnee im November hat in der Skination Schweiz für Euphorie gesorgt. Die Hochstimmung dürfte angesichts der wieder wärmeren Temperaturen zwar etwas verflogen sein. Dennoch haben bereits viele Skigebiete geöffnet und blicken mit Zuversicht auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft.
Dies zeigt eine Umfrage der Nachrichtenagentur AWP bei Bergbahnen und Tourismusverbänden. Dank guter Buchungsstände rücken Sorgen wie die immer weniger werdenden Schneetage erstmal in den Hintergrund.
Auch dass stetig steigende Preise Skifahren als Volkssport gefährden, glauben die Touristiker eher nicht. Gerade in den oft kritisierten dynamischen Preismodellen sehen sie eine Antwort, wie sich die Schweizer Durchschnittsfamilie das Skiferien weiter leisten kann.
Wintersaison gut angelaufen
«Die Wintersaison ist gut angelaufen», sagt ein Sprecher von Graubünden Tourismus. «Und die Buchungen für die Weihnachtsferien sind sehr gut.» Laut einer Umfrage des Branchenverbands Hotelleriesuisse liegen sie praktisch in ganz Graubünden über dem Vorjahr.
Der Schnee im November sei der beste «Glutschtigmacher» für Skiferien gewesen, heisst es auch aus dem Wallis. Hier rechnen trotz der wieder wärmeren Temperaturen fast 90 Prozent der befragten Touristiker damit, die «starken Buchungszahlen» des Vorjahres für die Weihnachtszeit wieder zu erreichen oder gar zu übertreffen.
Die Bedeutung des Weihnachtsgeschäfts ist für die Skigebiete kaum zu überschätzen. «Die Weihnachtszeit markiert den Beginn der umsatzstärksten Phase der Wintersaison», so ein Sprecher von Flims-Laax. Viele Gäste nutzten die Feiertage für Ferien, was zu einer hohen Auslastung der Unterkünfte und Restaurants führe.
Schweizer Gäste dominieren
Auch ein Sprecher der Titlis-Bergbahnen betont die «grosse wirtschaftliche Bedeutung» des Weihnachtsgeschäfts für die Bergbahnen, aber auch für die Gastronomie und Unterkünfte. Dabei sind es gerade die Schweizerinnen und Schweizer, die für Umsatz sorgen. Laut dem Branchenverband Seilbahnen Schweiz (SBS) machten sie im letzten Winter 63 Prozent der Gäste aus.
Skiferien in der Schweiz werden aber immer teurer. Die Nachrichtenagentur AWP wollte deshalb von Tourismusvertretern wissen: Kann sich die Schweizer Durchschnittsfamilie Skiferien in der Schweiz überhaupt noch leisten?
Der Durchschnittspreis für einen Skitag in der Schweiz sei in den letzten zehn Jahren um 15 Prozent gestiegen, sagt SBS-Direktor Berno Stoffel. Und für die Wintersaison 2024/25 erhöhten die grossen Gebiete die Preise um rund 1 Prozent. Bei den mittleren seien es 2 bis 3 Prozent.
Skifahren bleibt erschwinglich
Das werde von den Gästen «gut akzeptiert». Stoffel ist daher überzeugt: «Skifahren bleibt ein erschwinglicher Volkssport.» Er verweist jedoch auch darauf, dass Skiferien in kleineren Gebieten und in der Nebensaison wesentlich günstiger seien. Im Ausland, beispielsweise in Österreich, seien die Preiserhöhungen grösser als in der Schweiz.
Eine Antwort für weniger zahlungskräftige Gäste sehen die hiesigen Skigebiete allerdings auch in dynamischen Preismodellen. Das Thema polarisiere zwar, sagt der Sprecher der Titlis-Bergbahnen. Aber eine Familie fahre damit günstiger als früher, wenn sie die Skipässe früh genug buche.
Auch Stoffel sieht in den dynamischen Preisen einen Vorteil für Frühbucher. Die meisten mittleren und kleinen Skigebiete seien aber noch mit dem klassischen Modell unterwegs.
Klimawandel bedroht Wintersport in der Schweiz
Gleichzeitig ist der Wintersport in der Schweiz zunehmend durch den Klimawandel bedroht. Besonders betroffen sind Skigebiete unterhalb von 1500 Metern. Aber auch in schneesichereren Gebieten werden die Winter kürzer. «Die Wintersaisons starten wegen der milden Temperaturen oft später», sagte etwa der Sprecher von Flims-Laax.
Umso wichtiger werde die technische Beschneiung. Laut SBS-Direktor Stoffel sind heute 54 Prozent der Schweizer Pisten technisch beschneit und damit schneesicher. Und dieser Anteil werde sich in Zukunft noch erhöhen.
Tiefer gelegene Gebiete ohne Beschneiung gingen derweil vermehrt Kooperationen mit höher gelegenen Skigebieten ein. «Zudem setzen viele verstärkt auf alternative Angebote wie Wandern oder Funsportarten, Wellness- oder Kulturangebote und bauen ihr Sommer- und Herbstangebot aus», sagt Stoffel. Allerdings bringen diese Alternativangebote niemals die Masse an Leuten in die Berge wie der Skisport.
Skitourismus setzt auf Klimaschutz
Natürlich sei es da im Interesse des von der Klimakrise besonders betroffenen Skitourismus, sich für den Klimaschutz einzusetzen und das eigene Handeln anzupassen, sagt Stoffel weiter. Das grösste Einsparpotenzial beim CO2-Ausstoss sehen die Touristiker bei der Anreise. Um Gäste zum Verzicht auf das Auto zu bewegen, setzen Tourismusregionen deshalb auf Promotionen in Zusammenarbeit mit der SBB.
Das Einsparpotenzial im Schweizer Wintertourismus ist jedoch begrenzt: Die mit Abstand grössten Emissionen im Tourismus entstehen bei Fernreisen mit dem Flugzeug. So ist etwa bei einer Reise auf die Malediven der CO2-Austoss deutlich höher als bei einer Woche Skiferien in der Schweiz.
Der Titlis-Sprecher zieht dazu einen pointierten Vergleich: Während die Beschneiung der ganzen Schweiz in einem Winter rund 3000 Tonnen CO2-Emissionen verursache, habe der Privatjet von Taylor Swift von Januar bis Juli 2022 bei 170 Starts und Landungen 8300 Tonnen CO2 ausgestossen.