Weihnachten: Jetzt werden Gschänkli retourniert – oder verkauft
Geschenke sorgen an Weihnachten für leuchtende Augen, aber nicht nur. Die Zahl der Retouren steigt an – ebenso die Inserate auf Online-Plattformen.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach der Bescherung ist vor der Rückgabe? Viele Geschenke werden im Januar retourniert.
- Zurückgeschickt werden in erster Linie Kleider und Schuhe.
- Elektronik, Spielzeug oder Bücher dagegen werden im Internet weiterverkauft.
Weihnachten – das Fest der Nächstenliebe, Besinnlichkeit und natürlich Gschänkli. Doch die lieb gemeinten Präsente kommen nicht immer gut an.
Das hat zum Beispiel Nau.ch-Leserin Sandra T.* erlebt. Ihre damals 12-jährige Tochter erhielt vor ein paar Jahren von den Grosseltern einen Kugelschreiber mit eingraviertem Namen zu Weihnachten.
Die Tochter ist enttäuscht, die Mutter hässig. «Das ist kein kindergerechtes Präsent», schimpft T. Kommt dazu: Wegen der Gravur kann der Kugelschreiber nicht umgetauscht werden.
Retouren-Quote im Januar am höchsten
Sandras Tochter dürfte nicht die Einzige sein, die mit ihrem Geschenk nicht glücklich war. Denn auch in diesem Jahr dürften viele enttäuschende Geschenke retourniert oder weiterverkauft werden.
«Erfahrungsgemäss gibt es im Januar die meisten Retouren», heisst es bei Digitec Galaxus auf Anfrage von Nau.ch. «Da ist sicherlich das eine oder andere Weihnachtsgeschenk dabei.»
Übers Jahr gesehen werden bei Digitec Galaxus rund zwei Prozent aller Produkte zurückgeschickt. Nach Weihnachten ist die Quote entsprechend höher.
Die höchste Quote an retournierten Artikeln gebe es bei Kleidern und Schuhen. Auch die Gründe der Retouren erhebt Digitec Galaxus: Mehr als die Hälfte der Artikel werden zurückgeschickt, weil sie nicht gefallen oder die falsche Grösse haben.

Diese Gründe bekommt auch Zalando häufig zu hören. Der Online-Versandhändler für Schuhe, Kleidung, Kosmetik und Accessoires sagt zu Nau.ch: «Nach den Feiertagen steigt die Zahl der Retouren in der Regel etwas an.»
Die Retourenquote hänge stark von der Art des Artikels ab. Ein T-Shirt wird weniger häufig zurückgeschickt als eine Jeans.
«Im Durchschnitt werden über das Jahr hinweg etwa 50 Prozent der bestellten Artikel retourniert.»
Auch Verkauf auf Drittplattformen steigt deutlich an
Viele Beschenkte schicken ihre ungeliebten Präsente aber gar nicht an den Anbieter zurück. Sondern verkaufen die Waren im Internet.
«Nach den Feiertagen verzeichnen unsere Plattformen einen deutlichen Anstieg der Inserate», sagte Michelle Gehri von der Swiss Marketplace Group.
Im Vergleich zur Woche vor Weihnachten stieg die Anzahl der Inserate auch in diesem Jahr deutlich: um 16 Prozent auf Ricardo, um 20 Prozent auf tutti.ch und um 22 Prozent auf Anibis.
Zu den am häufigsten weiterverkauften Artikeln gehören preisgekrönte Bücher oder beliebte Videospiele. Aber auch Spielzeug wie Lego-Sets und Sammelkarten sowie Parfüms in Originalverpackung werden weiterverkauft.
Weiterverkäufe statt Retouren: Das bemerken auch die Versandhändler: «Unsere Retourenquote beträgt das ganze Jahr über rund ein halbes Prozent. Diese Zahl ist konstant und steigt auch nach Weihnachten nicht höher», schreibt Brack.ch auf Anfrage.
Die Erklärung liefert der Sprecher von Brack.ch gleich mit und bestätigt die Aussagen von Digitec Galaxus und Zalando: «Wir führen kein Mode-Sortiment.» In diesem fielen klassischerweise überdurchschnittlich viele Retouren an.
Kleider und Schuhe zurück, Spielzeug wird verkauft
Herr und Frau Schweizer schicken nach der Enttäuschung unter dem Weihnachtsbaum Kleider und Schuhe also gerne an den Absender zurück. Elektronik, Spielzeug und weitere Waren werden dagegen zu Geld gemacht.
Wollen die Eltern von Sandra T. am nächsten Weihnachtsfest alles richtig machen, dann verzichten sie am besten auf Kleider und Schuhe. Und gravierte Kugelschreiber.
Dann ist das Risiko von enttäuschten Enkel-Augen deutlich tiefer. Oder immerhin die Aussicht auf Bares grösser.