Zürcher Justiz setzt im Kampf gegen Online-Anlagebetrug auf Daten
Das Schadenspotenzial bei Online-Anlagebetrug ist riesig. In Zürich setzt man im Kampf gegen Betrüger auf ein datenbasiertes Drei-Phasen-Konzept.
Betrüger versprechen im Internet mit exotischen Finanzanlagen raschen Reichtum: Das Schadenspotenzial ist riesig - die Zürcher Staatsanwaltschaft und die Kantonspolizei setzen im Kampf gegen die international agierenden Täter neu auf ein datenbasiertes Drei-Phasen-Konzept.
Das Auftreten der Betrüger sei professionell, sagte Peter Pellegrini, Leitender Staatsanwalt der auf Wirtschaftskriminalität spezialisierten Staatsanwaltschaft III, am Mittwoch an einem Mediengespräch. «Deren Online-Auftritte sind mit jenen von Banken vergleichbar.»
40 Millionen Franken in zwei Jahren
Auf zahlreichen Plattformen im Internet, die Anleger anlocken sollen, werde aber kein Handel betrieben. «Es ist alles Fake, es handelt sich um reine Luftschlösser.»
Doch darauf fallen viele rein: Alleine im Kanton Zürich gab es in der Periode von Mai 2018 bis Mai 2020 242 Fälle mit einer Schadenshöhe von über 40 Millionen Franken. Die Tendenz sei steigend, hielt Pellegrini fest.
Das Vorgehen der Betrüger folgt einem Muster. Zunächst werden potenzielle Anleger verführt: Auf erste kleine Einzahlungen, laut Pellegrini meist im Umfang von etwa 250 Euro, werden auf den Internetplattformen erste Gewinne ausgewiesen. Dann werden die Investoren unter Druck gesetzt, um weitere Einzahlungen zu leisten. Und schliesslich, wenn der Investor Rückzahlungen verlangt, machen sich die Hintermänner aus dem Staub.
Und ganz perfid sei, dass Betroffene danach von anderen Fake-Tradingplattformen erneut angegangen werden, sagte Pellegrini. Ihnen werde weisgemacht, sie hätten einfach Pech gehabt, doch beim neuen Anbieter seien die Gewinne real.
Täterschaft agiert aus dem Ausland
Im Einzelfall stossen die Staatsanwaltschaften an ihre Grenzen. Denn die Strafverfolgung sei äusserst anspruchsvoll, die gut organisierte Täterschaft operiere vom Ausland aus und bediene sich technischer Hilfsmittel, um ihre Standorte zu verschleiern. Das Geld der geprellten Investoren fliesse in «einen gigantischen Geldwäschereiapparat».
Nun sammeln Staatsanwaltschaft und Polizei in einer ersten Phase hauptsächlich Daten; etwa IP-Adressen und verwendete Pseudonyme, wie Pellegrini erklärte. In der zweiten Phase, der Analyse der Daten, «erhoffen wir uns den grossen Erkenntnisgewinn». Werden Zusammenhänge und Cluster erkennbar, soll in der dritten Phase gezielt ein Sammelverfahren über mehrere Kanton hinweg geführt werden.
Von diesem neuen Ansatz versprechen sich die Zürcher Strafverfolgungsbehörden viel: Das Drei-Phasen-Modell enthalte Ansätze, die bereits bei anderen Cybercrime-Phänomenen erfolgreich angewendet worden seien, heisst es in einer Mitteilung. «Nur im Grossen lässt sich erkennen, wie die Strukturen funktionieren.»