Zürcher Langstrasse: So funktioniert neues Verkehrsregime
Diese Woche wird in der Zürcher Langstrasse das Verkehrsregime umgestellt. Doch bei den neuen Regelungen gibt es einige Widersprüche.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Verkehrsregime in der Langstrasse in Zürich wird diesen Mittwoch umgestellt.
- Ob es allerdings dadurch wirklich zu einer Verkehrsberuhigung kommt, bleibt fraglich.
Ab Mittwoch wird die berühmte Langstrasse in Zürich teilweise autofrei, allerdings nur tagsüber. Dieses neue Verkehrsregime birgt einige Widersprüche und könnte sowohl für Verwirrung als auch Enttäuschung sorgen.
Fahrradfahrer scheinen zunächst die Gewinner zu sein, doch aufgrund des Anwohnerverkehrs ist ihre Fahrt nur bedingt frei. Denn die Stadt kann den Anwohnern nicht verbieten, zu ihren eigenen Häusern und Wohnungen zu fahren.
Nachtverkehr verdoppelt
Nach 22 Uhr endet jedoch das Fahrradparadies, wie die «NZZ» berichtet. Dann wird die Strasse alles andere als autofrei, der Verkehr nimmt sogar zu. Die Bewohner müssen dann mit doppelt so viel Verkehr rechnen wie bisher.
Auch für den öffentlichen Verkehr verschlechtert sich die Situation. Die VBZ-Busse werden sich während des Nachtregimes in den Stadtverkehr einreihen müssen und Verspätungen sind wahrscheinlich. Noch dazu könnte der Regimewechsel, der um 22 und 5:30 Uhr stattfindet, zu Verwirrungen führen.
Die Grundidee besteht beim Projekt, den Fahrradverkehr in der Langstrasse zu legalisieren. Bisher waren Fahrradfahrer oft illegal auf der Busspur unterwegs. Ohne Autoverkehr hätte das Fahrrad freie Fahrt.
Bedrohung durch Aufwertung und Lärm
Die vielen Widersprüche wurden schnell erkannt, auch von politischer Seite. Es gab Bedenken hinsichtlich einer Aufwertung der Langstrasse und steigender Mietpreise sowie Lärmbelästigung durch Nachtschwärmer.
Deswegen wurden erste Änderungen durchgeführt. Trotzdem blieb die Verkehrsberuhigung an der Langstrasse eine scheinbar unlösbare Herausforderung. Die Idee verschwand deshalb jahrelang in der Schublade. Erst im Herbst 2022 wurde sie wiederbelebt mit dem Versprechen des Tiefbauamtes, das neue Regime innerhalb eines Jahres umzusetzen.
Nacht- statt Tagesfahrverbote
In einem ungewöhnlichen Schritt setzt die Stadt ein Tagesfahrverbot für Autofahrer um statt eines Nachtverbots. Der Verkehr wird über alternative Routen umgeleitet, welche zuvor saniert und mit Lärmschutzfenstern ausgestattet wurden.
Markus Knauss, grüner Gemeinderat und Co-Geschäftsleiter des VCS Zürich, äusserte sich gegenüber der «NZZ» dazu: «Die direkte Zufahrt zur Langstrassenunterführung kann für die Velofahrenden nur über diese Route erfolgen.»
Kritik an Verkehrsverlagerung
Insgesamt findet eine Verlagerung von rund 3000 Autofahrten pro Tag auf alternative Routen statt. Trotzdem glaubt Knauss, dass die Lärmbelastung für Anwohner im Rahmen bleibt. Er betont jedoch den Widerspruch, dass der Verkehr tagsüber auf das Quartier verteilt wird. Diesen Vorgang lehnt der Stadtrat normalerweise ab.
Evelyne Richiger vom Tiefbauamt erklärt dazu gegenüber der «NZZ»: «Es müssen stets die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt werden.» Sie betont auch, dass Langstrasse und Brunaugebiet nicht vergleichbar seien.
Sowohl in der Langstrasse als auch im Brunau-Quartier scheint allerdings das Fahrrad Vorrang zu haben. Auch wenn dies zulasten der Anwohner geht.