Luzia Tschirky zum Ukraine-Horror: «Erlaube es mir nicht, zu weinen»
Das Wichtigste in Kürze
- Luzia Tschirky berichtet für SRF vor Ort über den Ukraine-Krieg.
- Aktuell befindet sich die 32-Jährige in Kiew.
- Im Interview mit SRF-«Focus» erklärt sie, wie sie mit der Situation umgeht.
Seit Ende Februar herrscht in der Ukraine Ausnahmezustand. Mittendrin: Die SRF-Russland-Korrespondentin Luzia Tschirky (32).
Zu Beginn des Krieges verliess Tschirky das Land. Nun ist sie in Warschau, Polen stationiert und reist jeweils für einige Tage in die Ukraine. Aktuell berichtet sie aus der Hauptstadt Kiew über das Massaker im Vorort Butscha.
Aufgewachsen ist Tschirky in Sargans SG, wie sie im SRF-Podcast «Focus» erzählt. Osteuropäische Wurzeln hat sie keine – «Tschirky» ist in Sargans ein verbreiteter Nachname. «Jeder Zweite heisst so», lacht die Journalistin. Ihre Begeisterung für Osteuropa begann bei einer Gymnasiums-Reise.
Bis vor kurzem lebte sie mit ihrem Mann – einem deutsch-russischen Journalisten – und ihrem Hund in Moskau. Ihre Wohnung dort wird sie aber wohl aufgeben müssen. «Zum aktuellen Zeitpunkt ist für mich undenkbar, zurückzugehen», so die Journalistin.
Luzia Tschirky: «Erlaube es mir nicht, zu weinen»
Die Bilder von Flüchtlingen, Tod und Zerstörung sorgen für Entsetzen. SRF-Österreich-Korrespondent Peter Balzli brach kürzlich bei einem Radiobericht über Ukraine-Flüchtlinge in Wien in Tränen aus.
Moderatorin Kathrin Hönegger (38) will von Luzia Tschirky wissen: «Du bist ständig umgeben von schrecklichen Bildern. Wie viel Gefühl darfst du als Korrespondentin zulassen?»
«Ich erlaube es mir nicht, zu weinen», erklärt Tschirky. Sie war nah dran, als sie nach Kriegsausbruch das erste Mal die Ukraine verlassen hat. Damals musste sie sich von ihrem ukrainischen Kameramann an der Grenze verabschieden.
«Es war für mich schlimm, jemanden zurückzulassen», so die 32-Jährige. «Ein ukrainischer Soldat stand neben mir. Er erzählte mir von sich, dass er 23 Jahre alt sei, eine Frau und ein kleines Kind habe. Ich fand die Situation unerträglich und war kurz davor, zu weinen.»
Der junge Soldat meinte: «Du bist doch eine starke Frau.» Da habe es Klick gemacht. «Ich dachte mir, was erlaube ich mir neben einem jungen Soldaten zu weinen? (...) Ich als ausländische Korrespondentin kann einfach so das Land verlassen, zurück in die Schweiz.»
Die Geschehnisse im Krieg könne sie noch gar nicht verarbeiten.