Nemo könnte gewinnen: Bern will ESC trotz Problemen zu sich holen
Am Samstag findet in Malmö der ESC statt. Nemo hat gute Gewinnchancen. Bern möchte den Contest zu sich holen – aber was ist mit Nemos Heimatstadt Biel?
Das Wichtigste in Kürze
- Am 11. Mai tritt Nemo für die Schweiz am Eurovision Songcontest in Malmö an.
- Der Star würde bei einem Gewinn gern in Biel BE den nächsten ESC durchführen.
- Die SRG müsste jedoch einige Faktoren bei einer Austragung in der Schweiz berücksichtigen.
Das Bieler Talent Nemo (24) könnte beim Eurovision Song Contest 2024 in Malmö triumphieren. Mit einem Sieg würde die Frage aufkommen: Wo soll der nächste ESC stattfinden?
Nemo selbst schlägt in einer SRF-Reportage die Heimatstadt Biel vor – beispielsweise im Kongresshaus. Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) hat da jedoch ganz andere Pläne.
Nemos Chancen auf einen ESC-Sieg sind noch immer hoch. Zwar wurde der Song «The Code» kürzlich im Wettbüro-Ranking auf den zweiten Platz verdrängt. Doch verloren ist noch nichts.
Wenn Nemo gewinnt, wäre es an der SRG, den nächsten ESC-Wettbewerb zu organisieren – eine logistische und finanzielle Herausforderung.
Die European Broadcast Union (EBU) produziert den ESC jeweils zusammen mit dem Sender des Gastgeberlandes. Und die Kosten sind happig: Vom Gastland verlangt die EBU einen Grundbetrag von etwa 6,2 Millionen Euro (rund 6 Millionen Franken). Die tatsächlichen Kosten können jedoch zwischen 10 und 20 Millionen Euro liegen.
Falls Nemo gewinnt, fängt die Arbeit an
Für kleinere Rundfunkanstalten wie die SRG kann ein solcher Betrag problematisch sein. Gerade auch, weil die drohende «Halbierungsinitiative» die Entscheidungen der SRG herausfordert. Daher ist es wichtig, die Produktionskosten so gering wie möglich zu halten. Hier spielt die Wahl des Austragungsortes eine entscheidende Rolle.
Trotz Nemos Wunsch dürfte Biel jedoch nicht infrage kommen. Dies schon nur aufgrund der begrenzten Kapazität in der Stadt. Die nächstgelegene Alternative wäre Bern, wo das Bernexpo-Gelände mit seiner neuen Festhalle für rund 9000 Personen Platz hätte.
Bernexpo-CEO Tom Winter spricht bei der «Berner Zeitung» klare Worte. «Wenn Nemo gewinnt, muss der ESC einfach in Bern stattfinden», findet er.
Andere Städte wie Genf, Basel und Zürich haben jedoch einen Vorteil: Sie stehen bereits auf der Liste der SRG. Alle diese Städte verfügen über grosse Veranstaltungsorte und sind gut erreichbar.
Am besten sieht es jedoch für die St. Jakobs-Halle in Basel und das Hallenstadion in Zürich aus. Die beiden Veranstaltungsorte bieten am ehesten die Kapazität für einen Mega-Event. Hier reibt man sich bereits die Finger. Das Hallenstadion sei dank zentraler Lage «prädestiniert» für Eurovision, meint Philipp Musshafen, CEO des Zürcher Hallenstadions gegenüber Nau.ch.
Auswirkungen auf den Gastgeber
Der Eurovision Song Contest ist aber nicht nur eine finanzielle Herausforderung, sondern auch eine grosse Chance. Bei einer Austragung in der Schweiz winken internationale Aufmerksamkeit und wirtschaftliche Vorteile.
Allerdings müsste die SRG bei ihrer Entscheidung verschiedene Faktoren berücksichtigen. Neben den Kosten spielt auch die Regionalpolitik eine Rolle. Eine Wahl ausserhalb von Zürich wäre für die Vielfalt der Schweiz wichtig, da die Mehrheit der TV-Produktionen dort gedreht werden.
Trotzdem wird sich die SRG wahrscheinlich für das kostengünstigste Angebot entscheiden müssen. Das bedingt eine ausreichend grosse Eventhalle, die bereits steht und nicht erst in einer Messehalle errichtet werden muss.
Nemos Traum von einem Heim-ESC in Biel scheint also unwahrscheinlich. Möglich ist aber, dass das Gesangstalent am Samstag das Eurovision-Publikum für sich gewinnen kann. Und wer weiss? Vielleicht wird die Schweiz 2025 tatsächlich Gastgeber des Eurovision Song Contests sein.