Nemo: Sollte SRG Schweiz-ESC zahlen? Halbierungs-Präsident kritisch
Nemo hat gute Chancen, den ESC für die Schweiz zu gewinnen. Die Finanzierung des Megaevents sorgt bereits jetzt für Diskussionen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ausnahmetalent Nemo hat gute Chancen auf den ESC-Sieg.
- Das heisst, der Event würde 2025 in der Schweiz ausgetragen werden.
- Für die SRG ein heikler Zeitpunkt.
Holt Nemo (24) den Eurovision Song Contest in die Schweiz? Der Song des Ausnahmetalents wird von den Wettbüros bereits als Sieger gehandelt.
Das Siegerland muss im Folgejahr den Wettbewerb bei sich ausführen. Das letzte Mal führte die Schweiz 1989 den ESC durch. Damals in Lausanne. Seitdem ist der Contest gewachsen und auch die damit verbundenen Kosten gestiegen.
Veranstalterin des Riesenevents wäre die SRG. Festgelegt haben das die Organisatoren, der Zusammenschluss der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten European Broadcasting Union (EBU).
Ebenfalls 2025 startet der Abstimmungskampf zur Halbierungsinitiative. Diese fordert, dass die Radio- und Fernsehgebühren von 335 Franken jährlich auf 200 Franken beschränkt werden.
Wird dem SRG das Budget reduziert, wären insbesondere «populäre Grossveranstaltungen» von den Sparmassnahmen betroffen. Das schreibt die SRG in einer Stellungnahme.
«Gebührenfranken sinnvoller eingesetzt werden»
Sind die Gebührengelder für den ESC sinnvoll investiert? Nein, findet Matthias Müller (32), Co-Präsident der Halbierungsinitiative.
Gegenüber der «Aargauer Zeitung» meint er: «Im Fall des ESC stellt sich schon die Frage, ob die SRG als öffentliches Medienhaus diese kommerzielle Unterhaltungskiste mit Gebührengeldern mitfinanzieren soll.»
Junge würden ganz andere Formate bevorzugen und Ältere könnten mit dieser Musik wohl nichts anfangen.
Zudem habe die Schweiz den ESC schliesslich seit 35 Jahren nicht mehr gewonnen. Müller: «Da kann unser Gebührenfranken viel sinnvoller eingesetzt werden, etwa für Information, Bildung oder Kultur.» Für ihn besteht die Aufgabe des Service public darin, «der Bevölkerung verständliche und sorgfältig aufbereitete Information zu liefern».
SRF gibt sich zurückhaltend
SRF reagiert auf die Vorwürfe, der ESC sei Gebührenverschwendung, nicht direkt.
«Die Austragung des Eurovision Song Contest ist für jeden Sender eine Herausforderung», so Yves Schifferle, Delegationsleiter SRF, diese Woche zu Nau.ch.
Die SRG müsste die Kosten nicht allein tragen. Die Stadt, in der er stattfindet, stemmt einen grossen Teil davon, ebenso die am ESC teilnehmenden Länder. Dazu kommen laut dem Delegationsleiter von SRF Einnahmen aus dem Ticketing und Sponsoring.
Österreich zahlte für den ESC im Jahr 2015 rund 25 Millionen Franken. Fällt für die Schweiz genau so viel an? Konkrete Zahlen will SRF keine nennen. Nur so viel: «Wir klären in Gesprächen, beispielsweise mit den Niederlanden, Portugal und Italien, ab, was der ESC überhaupt kostet.»
Die Austragung des Eurovision Song Contest sei für jeden Sender eine Herausforderung. «Andere Broadcaster in Europa standen jedoch vor ähnlichen Herausforderungen und haben Wege gefunden, diesen Grossevent zu finanzieren.»
Basel und Zürich buhlen um ESC
SRF klärt bereits in den grösseren Städten der Schweiz ab, welche Hallen sich eignen würden und verfügbar wären. Zürich, Basel, Bern, Lausanne und Genf kämen infrage.
Nau.ch hat in den grösseren Hallen der Schweiz nachgefragt – und stiess auf Begeisterung. So buhlen das Zürcher Hallenstadion und die St. Jakobshalle in Basel bereits um die grösste Musikshow Europas.
Anders klingt das in Bern. In der Bundesstadt käme aktuell eigentlich nur die PostFinance-Arena infrage. Mit 17'031 Plätzen ist sie die grösste Eissporthalle der Schweiz.
Hier muss man allerdings passen. Nebst dem Eishockey stünden auch Sanierungsmassnahmen an. Diese werden sofort nach der Saison gestartet und dürften mehrere Monate dauern.
Die Geneva-Arena in Genf will sich auf eine Anfrage nicht dazu äussern. Und das Beaulieu Lausanne, wo der ESC 1989 durchgeführt wurde, ist für den ESC mittlerweile wohl zu klein.