Roger Schawinski rechnet mit Yaël Meier ab: «Ziemlich entlarvend»
Das Wichtigste in Kürze
- Roger Schawinski (78) sprach mit Yaël Meier über die Generation Z.
- Nach Ausstrahlung des Podcasts sagt Schawinski: «Ich bin immer noch ratlos.»
- Er habe von Yaël Meier nichts über die Gen Z gelernt.
Nau.ch: Ihr Podcast hat für Aufsehen gesorgt. Nach Nau.ch berichtete auch «20 Minuten», Sie hätten sie «in die Mangel genommen». Haben Sie mit so viel Aufsehen gerechnet?
Roger Schawinski: Ich bin doch etwas überrascht. Ich habe erst nach der Sendung realisiert, wie unglaublich bekannt Yaël ist. Sogar meine ältere Tochter (41) in Hamburg kannte sie. Die Jüngere (26) sowieso. Auch die Jungen bei mir im Radio sind à jour. Sie ist eindeutig ein Big Name.
Nau.ch: Sie sind selbst nicht auf Yaëls wichtiger Plattform Linkedin aktiv – woher kannten Sie sie denn?
Roger Schawinski: Ich habe im Vorfeld in den Medien einiges über sie erfahren. Deshalb wollte ich das selbstdeklarierte «Gesicht der Gen Z» einladen. Es ging aber relativ lange, bis sie mir einen Termin gab. Sechs Wochen! Offenbar ist die Dame busy.
Nau.ch: Sie werfen Yaël vor, sehr privilegiert zu sein. Ihr Lebenspartner ist der Sohn des «Blick»-Chefs, das Mami schaut zu den Kindern, das Büro im Prime Tower gehört zu einem Co-Working-Space, den sie bewirbt. Man hat den Eindruck, Sie nehmen Yaël den Self-Made-Erfolg nicht ab.
Roger Schawinski: Den Erfolg hat sie eindeutig. Die Frage ist aber, was ist die Substanz? Was hat sie zu bieten ausser ihrer Persönlichkeit? Ich bin auch nach dem Gespräch noch ratlos. Wenn ich sie frage, was ist denn diese Gen Z, sagt sie nur, die sind vier Stunden am Tag auf Social Media. Das ist nun wahrlich keine wahnsinnige Erkenntnis. Ich wunderte mich auch, wie sie mit kritischen Fragen umgeht.
Nau.ch: Wie meinen Sie das?
Roger Schawinski: Sie behauptet, sie kriege eine Gage von bis zu 15'000 Franken pro Auftritt. Wenn man fragt, von wem, gibt sie keine Antwort. Und bei Sachen, von denen man belegen kann, dass sie falsch sind, stellt sie einfach eine Gegenfrage. Damit will sie den Interviewer in die Defensive drücken.
Nau.ch: Zum Beispiel?
Roger Schawinski: Sie behauptet, sie sei in einem Bergdorf aufgewachsen, und meint damit Vitznau. Als ich sage, das sei doch kein Bergdorf, gibt sie ihren Fehler nicht zu. Sondern fragt mich, was für mich denn ein typisches Bergdorf sei. Natürlich eins in den Bergen, sage ich – und Vitznau liegt am Vierwaldstättersee auf 400 Meter über Meer.
Nau.ch: Auch bei der Universität St. Gallen waren Sie sich nicht einig …
Roger Schawinski: Sie behauptete, die HSG sei die beste Wirtschaftsuni der Welt. Dies verneinte ich. Sie fragte mich nach meiner Quelle. Ich sagte, das zeigt das Ranking der «Financial Times» und fragte sie nach ihrer Quelle. Yaëls Antwort war ziemlich entlarvend. Dies sei halt «subjektiv», meinte sie. Damit zeigt sie, dass sie die HSG nur deshalb besser darstellte, um selbst bedeutender zu wirken, weil sie dort einmal auftreten durfte. Das ist ihre Methode.
Wie findest du das Gen-Z-Sprachrohr Yaël Meier?
Nau.ch: Sie sind also kein Fan geworden …
Roger Schawinski: Sie hat rhetorisches Talent, das ist wohl Teil ihres Erfolgs. Und es war mutig von ihr, in meine Sendung zu kommen. Dafür lobe ich sie. Aber bei Aussagen, bei denen man den Gegenbeweis bringen kann, sieht sie schlecht aus. Über die Gen Z habe ich von ihr nichts Neues erfahren. Ihr Geschäftsmodell ist möglichst viel Aufmerksamkeit, polarisieren und damit Kasse machen.
Nau.ch: Glauben Sie ihr, dass sie 15'000 Franken pro Auftritt verdient?
Roger Schawinski: Diese Gagen würden mich verwundern. Ich verlange selbst weniger.
Nau.ch: Kritiker sagen, Sie sind einfach ein alter weisser Mann, der die Jungen nicht versteht.
Roger Schawinski: Ich muss nicht auf Linkedin sein, um mit Frau Meier ein Interview zu führen. Ich muss auch nicht zu Blocher ins Albisgüetli gehen, um ihn kritisch zu befragen. Das Phänomen von Social Media habe ich auch ohne ihre Aussagen verstanden. Nach der Sendung lobten mich viele Hörer von Radio 1, weil ich mich getraut habe, ein kritisches Interview mit Yaël zu führen. Doch das ist für mich normal. So mache ich es bei allen meiner kontroversen Gäste.