Politikerinnen kämpfen mit «Helvetia ruft» für eine stärkere Vertretung ihres Geschlechts in der Politik. An vorderster Front auch SRF-Redaktorin Patrizia Laeri
SRF Club Patrizia Laeri
Patrizia Laeri moderierte SRF-«Börse». Ende Juni verlässt sie ihren aktuellen Arbeitgeber Richtung CNNMoney Switzerland. - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • SRF-«Börse»-Frau Patrizia Laeri kämpft für mehr Frauen und Wirtschaft und Politik.
  • Neu sitzt sie im Komitee von «Helvetia ruft».
  • SRF gibt ihr dafür grünes Licht und erklärt, sie setze sich dort als Privatperson ein.
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Es herrscht Aufbruchstimmung unter den Schweizer Feministinnen. Nach dem Doppelrücktritt von Johann Schneider-Ammann (FDP) und Doris Leuthard (CVP) waren rasch Politikerinnen auf dem Tapet und forderten von den Parteien reine Frauentickets.

Viele Männer unterstützen die Forderung. Noch in der Rücktrittswoche lancierte ein überparteiliches Bündnis unter der Führung der «Operation Libero» und des Frauenverbands «Alliance F» die Aktion «Helvetia ruft».

Im Trägerkomitee fungieren Frauen aus den grossen Parteien. Zu den Supporterinnnen, den «Helvetien», zählen aber auch Promis wie Gülsha Adilji oder Sportmoderatorin Steffi Buchli.

Journalistinnen im Komitee von «Helvetia ruft»

Die «MySports»-Programmchefin sagte im Nau-Interview, in ihrer SRF-Zeit wäre das nie möglich gewesen. «Da gilt die Devise, dass man sich für nichts einsetzt, was zum Beispiel mit Politik zu tun hat», so Buchli.

Offenbar gilt diese Devise mittlerweile nicht mehr. Denn mit Börsen-Moderatorin Patrizia Laeri, die fast nur noch über Aktionen für stärkere Frauen-Anteile twittert, sitzt eine der prominentesten SRF-Journalistinnen im Unterstützungskomitee von «Helvetia ruft». Dort wettert sie an einem Referat: «Die Medienbranche ist eine absolute Macho-Branche» und erklärt mit Bezug auf SRF: «Meine Vision wäre ja, dass wir in unseren Info-Sendungen 50 Prozent Expertinnen und Experten haben.»

Im Leutschenbach wird das offiziell nicht als Problem angesehen. SRF-Sprecher Andrea Di Meo sagt auf Anfrage, Laeri sei als Referentin zum Stand der Frauenförderung in der Wirtschaft eingeladen worden und habe unentgeltlich einen Vortrag gehalten.

Laeri tritt unentgeldlich auf

Weiter sagt der Sprecher des gebührenfinanzierten Medienunternehmens: «Dabei ist sie als Privatperson, die sich für die Gleichberechtigung der Frau einsetzt, aufgetreten.»

Die Aussage erstaunt, galt doch bisher grundsätzlich die Devise, dass sich SRF-Aushängeschilder nicht in die Politik einmischen sollen. Chefredaktor Tristan Brenn bloggte kürzlich zu umstrittenen Äusserungen von «10vor10»-Mann Arthur Honegger: «Als Journalisten stellen wir Öffentlichkeit her. Dadurch werden wir selber zu öffentlichen Personen. Unsere persönlichen Meinungen lassen sich deshalb nie ganz von der öffentlichen Funktion, die wir als Informationsvermittler haben, trennen». Laeri selbst erklärt gegenüber Nau, sie sympathisiere mit keiner Partei, sondern sei Botschafterin für ein Projekt. Obwohl es sich um ein Polit-Projekt handelt, sieht sie darin «nichts Kritisches».

Gibt die SRF-Spitze ein Jahr vor den nationalen Wahlen ihren Mitarbeitern nun generell grünes Licht für politische Engagements? Das darf bezweifelt werden. So richtig wohl scheint es der Kommunikationsabteilung nämlich nicht zu sein. «Weitere Engagements bei «Helvetia ruft» sind keine geplant», so Sprecher Di Meo.

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Patrizia Laeri verliess SRF und wurde Chefredaktorin bei «CNN Money Switzerland». Der Sender wurde aber inzwischen eingestellt. (Archivbild) - SRF
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