SRF-«Auf und davon»: Wirken Auswanderer-Pannen im TV abschreckend?
SRF begleitet Schweizer Auswanderer bei ihrem Abenteuer. Dabei geht viel schief. Wirkt das abschreckend auf Zuschauer?
Das Wichtigste in Kürze
- Waldbrände und Hurrikans – die SRF-Auswanderer haben es nicht leicht.
- Wirken solche Horrorstorys abschreckend auf Zuschauer, die selber auswandern wollen?
- Ein Experte ordnet ein.
Pleiten, Pech und Pannen – bei den SRF-Auswanderern ging in letzter Zeit so ziemlich alles schief, was schiefgehen kann.
Angefangen bei den Reptilien-Fans Alain Aegerter und Anita Thomi aus dem Emmental BE. Kaum in ihr Traumhaus auf der griechischen Halbinsel Peloponnes eingezogen, schon die Katastrophe: Das Anwesen wird von einem Waldbrand komplett zerstört. Anita und ihre Schwiegereltern entkommen den Flammen nur knapp.
Die beiden «Auf und davon»-Auswanderer mussten wieder ganz von vorne anfangen. Glück im Unglück: Der griechische Staat zahlt einen Teil der Wiederaufbaukosten.
Auch Barbara Hasenböhler und ihr Partner Thomas Range aus Zürich hatten sich das Auswandern wohl einfacher vorgestellt. Sie haben sich ein Anwesen auf der kanadischen Prince Edward Island gekauft, das sie in ein Gästehaus umwandeln wollen.
Dann bricht sich Barbara Hasenböhler kurz vor Eröffnung den Knöchel und war an einen Rollstuhl gebunden. Und als wäre das nicht genug, wütet Hurrikan «Fiona» im Herbst 2022 über die Insel. Die Villa wird beschädigt und muss renoviert werden. Kostenpunkt: 320'000 Franken!
Trotz Pech sind sich die beiden SRF-Auswanderer einig: Bereuen tun sie das Ausland-Abenteuer nicht. Im Gegenteil: Sie würden es sofort wieder tun.
«Jetzt erst recht!»
Doch welchen Effekt haben solche Auswanderer-Horrorgeschichten auf die TV-Zuschauer? Halten die Pannen die Leute davon ab, selber ihr Glück im Ausland zu probieren? Jein, so Dr. Hans-Ulrich Dombrowski. Er ist Psychologe und Psychotherapeut aus Lippstadt (DE) und hat ein Buch mit dem Titel: «Psychologische Strategien zur erfolgreichen Auswanderung» verfasst.
Laut ihm lassen sich Auswanderer in verschiedene Gruppen aufteilen. So werden sich Personen, deren Auswanderer-Plan bereits gereift ist, kaum noch davon abhalten lassen. Der Experte zu Nau.ch: «Den grössten Einfluss dürfte es hierbei auf die Gruppe der Ambivalenten haben, deren Motivlage nicht ausgereift ist oder mitunter in Familien unterschiedliche Vorstellungen bestehen. Diese Gruppe würde am ehesten von derartigen Sendungen beeinflusst.»
Dr. Dombrowski glaubt aber: Manche der Personen würden dann erst recht auswandern wollen. Ganz unter dem Motto: «Was anderen passiert, ist die eine Sache. Wir werden es besser machen!»
Spontane Auswanderungen scheitern öfter
Allgemein gelte: Je spontaner eine Auswanderung, desto häufiger entwickeln die Betreffenden falsche Vorstellungen vom Leben im Ausland. In Folge gebe es innerhalb der Gruppe der Spontan-Auswanderer eine hohe Rückkehrer-Quote.
Die Anzahl der Rückkehrer gehe nach mindestens drei Jahren zurück. Dr. Dombrowski: «Innerhalb dieses Zeitraums finden die meisten Abbrüche statt. Je länger der Zeitraum, desto wahrscheinlicher wird es, dass (...) der Auswanderer auch im aufnehmenden Land verbleibt.»
Schlussendlich würde sich der Erfolg oder Misserfolg aber bereits vor der Auswanderung entscheiden. So sei der Wille, trotz allen Strapazen nicht aufzugeben, das Wichtigste, glaubt der Psychologe.