Album-Debüt von Oasis erschien vor 25 Jahren

Die Geschichte von Oasis dauert gerade einmal anderthalb Jahrzehnte. Von Mitte der 90er bis Ende der Nullerjahre unterhalten Noel Gallagher und sein Bruder Liam die Welt mit ihren Songs. Schon längst ist bekannt, dass die beiden heute nicht mehr miteinander können.

Am 29. August 1994 stand mit «Definitely Maybe» das erste Oasis-Album in den Läden. Es wird das bis dahin bestverkaufte Indie-Debüt in Grossbritannien.

Bezeichnend ist, dass Frontmann Liam im ersten Song wie ein Mantra «I'm a Rock 'n' Roll Star» wiederholt. Es wirkt, als wolle er in unübertroffener Selbstsicherheit gleich klarmachen: In den elf Songs der Platte steckt mächtig gute Gitarrenmusik. Und in dem, was in den Jahren danach kommt, sowieso.

«Ich kann mich daran erinnern, dass ich damals echt stolz war». Das sagt Sänger Liam Gallagher im Sommer 2019 im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur über das Debüt.

Er sitzt in Berlin – Noel Gallagher (52) hingegen kommt 1000 Kilometer weiter westlich in London zum dpa-Gespräch. Fragen nach dem jüngeren Bruder beantwortet der Gitarrist nicht. Die Distanz zwischen den beiden könnte kaum grösser sein.

Beim Treffen ist er manchmal gelangweilt, zuweilen etwas arrogant. Er scheint sich einen Spass aus seinem Ruhm zu machen.

Aber er ist eben auch derjenige, der für den Erfolg von Oasis hauptverantwortlich war. Superhits wie «Don't Look Back In Anger», «Wonderwall», «Supersonic», «Live Forever» oder «Stop Crying Your Heart Out» entsprangen seiner Feder. Angesprochen auf sein Songwriting sagt Noel: «Ich erlaube der Brillanz, sich über mich zu ergiessen. Meistens tut sie das.»

An Selbstbewusstsein hat es den Gallaghers nie gemangelt. Da traf ein ums andere Mal Ego auf Ego. Sie machten nie einen Hehl daraus, dass sie sich nicht ausstehen können.

Der Jüngere musste etwa bis zum Oasis-Album Nummer fünf warten. Erst dann erlaubte Noel, dass auch mal einer von Liams Songs als Single ausgekoppelt wurde.

«Wir waren meiner Meinung nach die wichtigste Band der 90er Jahre», sagt Liam Gallagher heute. «Wichtiger als The Verve, Blur, Radiohead, die verdammten Suede oder Pulp.» Was ihn aber wurmt: Oasis seien zwar gross in England gewesen, aber nie weltweit - so wie etwa U2 oder Coldplay. «Ich dachte, wir werden ein ganzes Stück grösser.»

Doch grösser werden lag ab 2009 nicht mehr drin. Damals platzte Noel endgültig der Kragen: Er könne nicht länger mit Liam zusammenarbeiten. Minuten vor einem geplanten Auftritt schmiss er hin und lässt den Bruder und die anderen Bandmitglieder zurück. Praktisch genau 15 Jahre nach Veröffentlichung von «Definitely Maybe» geht damit eines der erfolgreichsten Kapitel der jüngeren Musikgeschichte zu Ende.

Nach eigenen Angaben will die Band weltweit bis heute mehr als 70 Millionen Alben verkauft haben. Alle sieben Studioalben stiegen an die Spitze der britischen Charts. Der Zweitling «Morning Glory» von 1995 gehört zu den fünf bestverkauften Platten aller Zeiten auf der Insel. Er enthielt die Mega-Hits «Wonderwall», inzwischen die Fanhymne von Manchester City, und «Don't Look Back In Anger».

Wie wichtig Oasis noch immer in ihrer Heimat sind, zeigt sich acht Jahre nach der Auflösung. Nach dem islamistischen Terroranschlag in Manchester 2017 bietet ihre Mitsing-Hymne «Don't Look Back In Anger» musikalischen Zusammenhalt.

Seit dem Ende der Band konkurrieren die Gallaghers musikalisch aus der Ferne miteinander. Der Name zieht immer noch: Noels erstes Album mit seiner neuen Band, den High Flying Birds, gehört zu den zehn erfolgreichsten britischen Durchstarter-Debüts dieses Jahrzehnts. Dasselbe zählt für Liams Solo-Platte von 2017.

Dass die Brüder wieder zusammenfinden werden, scheint derzeit aber unwahrscheinlich. Vor dem Start seines zweiten Albums «Why Me? Why Not» ist Liam ernüchtert: «Die Sache mit Noel ist derzeit wohl schlimmer, als sie jemals war.»

Von Oasis bleiben also erstmal nur Musik und Andenken. Oder, wie es Liam zusammenfasst: «Wir hatten grossartige Songs, eine starke Attitüde und grosse Klappen.»