Bully startete 1992 beim Radio: «30-Jähriges - das ist echt krass!»
Die spannende Mediensatire «Tausend Zeilen» von Michael Bully Herbig startet diese Woche in den Kinos - und damit 30 Jahre nach den «Bayern-Cops».
Das Wichtigste in Kürze
- Vor 30 Jahren startete die Karriere von Michael Bully Herbig erstmals im Radio.
- Zum Start seiner Mediensatire «Tausend Zeilen» blickt Bully im Interview zurück.
Kultregisseur Michael Bully Herbig (54) meldet sich am Donnerstag (29. September) mit der spannenden Mediensatire «Tausend Zeilen» in den Kinos zurück. In dem Film erzählt er, inspiriert von den wahren Vorfällen, die der Journalist Juan Moreno (49) in seinem Buch «Tausend Zeilen Lüge» (2019) festgehalten hat, die Geschichte des freien Journalisten Juan Romero (Elyas M'Barek, 40), der Ungereimtheiten in einer Titelgeschichte des preisgekrönten Reporters Lars Bogenius (Jonas Nay, 32) entdeckt. Romero beginnt entgegen aller Widerstände zu recherchieren und löst einen der grössten deutschen Medienskandale aus ...
Der Film erobert ziemlich genau 30 Jahre nach Bullys Karrierebeginn die Lichtspielhäuser. Im Jahr 1992 startete der Münchner zusammen mit seinem langjährigen Wegbegleiter und Kollegen Rick Kavanian (51) seine beeindruckende Karriere bei einem lokalen Radiosender. Im Interview mit spot on news blickt er auf diese «Welt voller Anarchie und Chaos - im positivsten Sinne» zurück.
Vor 30 Jahren haben Sie bei Münchner Radiosendern mit der «Morningshow» angefangen. Würden Sie das als Startschuss Ihrer Karriere bezeichnen?
Michael Bully Herbig: Auf jeden Fall. Begonnen haben wir bei Radio Gong. Damals herrschte eine Art Aufbruchsstimmung, weil das Privatradio noch in den Kinderschuhen steckte. Wir sind im positivsten Sinn in eine Welt voller Anarchie und kreativem Chaos hineingestolpert und konnten wahnsinnig viel ausprobieren. Für mich war die Zeit beim Radio dahingehend besonders wertvoll, weil es mein Ersatz für die Filmhochschule war. Da wollte ich nach meiner Ausbildung zum Fotografen eigentlich hin und weil das nicht geklappt hat, bin ich beim Radio gelandet.
Zu dieser Zeit gab es noch keine morgendlichen Unterhaltungsshows im Radio. Und weil wir keine Journalisten und keine Moderatoren waren, haben Rick Kavanian und ich halt das gemacht, was wir konnten - und das war Quatsch. Manchen war das morgens zwar noch etwas zu laut, doch nach einer Weile waren wir die erfolgreichste Radioshow in München.
Was haben Sie dort denn alles ausprobiert?
Bully: Es war alles live. Auf die Idee, dass man Dinge aufzeichnen könnte, sind wir gar nicht gekommen. Wir haben die Leute live angerufen, sie live in die Sendung geholt. Ich bilde mir sogar ein, dass wir die Blitzer-Meldung erfunden haben. Damals haben sich manche Hörer allerdings noch bei uns beschwert, dass wir sowas doch nicht machen können. Wenn ich heute im Radio bestimmte Claims höre, denke ich mir oft: Da schau her, das haben wir erfunden. Daran erinnert sich zwar sonst keiner mehr, aber ich muss immer schmunzeln, wenn ich es höre. Und es ist natürlich total schön, dass wir die Radiowelt ein Stück weit inspiriert haben.
Berühmt waren vor allem «Die Bayern-Cops», für die Sie 1996 Ihren ersten Preis erhalten haben. Wie kam es dazu?
Bully: Rick und ich sind von Radio Gong gefragt worden, ob wir auch eine Comedy-Serie im Radio machen könnten. Dann haben wir uns die «Bayern-Cops» ausgedacht. Ich habe ungefähr 800 Folgen geschrieben. Das Funkgerätegeräusch, das in den Folgen immer zu hören war, hat Rick übrigens schon in der Schule ständig gemacht. Er hat in der Radioserie unter anderem den Zentralisten gesprochen: «Isar 3, hier Zentrale, bitte kommen», war sein Standardsatz. Damals waren wir Anfang 20 und haben 40-, 50-jährige Polizisten gespielt. Inzwischen wären wir tatsächlich im richtigen Alter.
Drei Jahre lang haben wir das bei Radio Gong gemacht und dann ist die ganze Mannschaft zu Radio Energy gewechselt. 1996 wurde für ProSieben die «Bullyparade» entwickelt und 1997 ging es damit dann los ... 30-Jähriges - das ist echt krass!
Seither haben Sie unfassbar viele Preise bekommen. Wie viele sind es denn inzwischen?
Bully: Als mein Sohn noch kleiner war, kam er öfter ins Produktionsbüro - da stehen alle Auszeichnungen - und hat gefragt, ob er die Pokale putzen darf. Das war sehr süss. Als er sie damals gezählt hat, waren es schon über 65. Ich habe schon lange nicht mehr gezählt, vor ein paar Tagen kam wieder einer dazu, der Deutsche Fernsehpreis für «LOL». Also, was das betrifft, bin ich wirklich sehr gesegnet. Preise und Auszeichnungen sind immer ein tolles Kompliment.
Einer Ihrer Preise ist auch deshalb interessant, weil der Name inzwischen eine ganz andere Bedeutung bekommen hat: Vor zehn Jahren haben Sie den eher wirtschaftlich angehauchten Innovationspreis «Querdenker-Award» bekommen ...
Bully: Ja, der Begriff hat in den letzten zwei Jahren ein anderes G'schmäckle bekommen. Das finde ich auch ein bisschen bizarr. Vor zehn Jahren war es noch ein Kompliment und ein erstrebenswertes Attribut. Es hat leider seine Unschuld verloren. Das war eine schöne Auszeichnung und auch eine sehr nette Veranstaltung, hat aber mit der heutigen Interpretation nichts zu tun.