Daniel Küblböck - so leiden Kapitäne bei «Mann über Bord»
Am Sonntag ging Daniel Küblböck über Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Was das für den Kapitän bedeutet.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Überlebenschance in zehn Grad kaltem Wasser beträgt zwischen 30 und 60 Minuten.
- Wenn ein Passagier über Bord geht, muss das Schiff sofort umkehren.
Die kanadische Küstenwache hat die Suche nach dem vermissten Daniel Küblböck (33) eingestellt. 80 Stunden lang suchten vier Schiffe und zwei Flugzeuge nach dem «DSDS»-Sänger. Wegen der kurzen Überlebenszeit im zehn Grad kalten Wasser habe man die Suche gestoppt.
Daniel Küblböck war laut Augenzeugen am 9. September im Gebiet vor der kanadischen Küste von Bord des Kreuzfahrtsschiffes AIDAluna gesprungen. Das Schiff ist nun auf dem Weg ins kanadische Halifax. Die kanadische Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen, «um sich ein genaues Bild von den Ereignissen zu machen», informierte AIDA.
Hochseekapitän Dave Matthie (40) weiss, wie gefährlich das kalte Wasser ist: «Die Überlebensdauer im Wasser ist abhängig von Temperatur, Seegang und Fitness des Ertrinkenden», sagt er zu Nau. Bis null Grad dauere dies höchstens 15 Minuten, von 1 bis 5 Grand 15 bis 30 Minuten, von 3,3 bis 10 Grad 30 bis 60 Minuten. Für Küblböck fatal.
Kapitän leidet ähnlich wie Lokführer
Aber nicht nur für ihn: Weltweit verschwinden jährlich rund zwanzig Menschen von Kreuzfahrtschiffen. Das ist nicht nur für die Hinterbliebenen, die seit Jahren für strengere Sicherheitsmassnahmen kämpfen, ein Drama. Auch der Kapitän leidet. «Wenn ein Passagier plant, freiwillig von Bord zu gehen, bin ich als Kapitän machtlos», erklärt Matthie. Trotzdem sei es seine Aufgabe, die Crew zu befragen, ob sich der Gast vorher komisch benommen habe, ob es Anzeichen von Stress gab. «Jeder Tod auf dem Schiff, aus welchen Gründen auch immer, bedrückt den Kapitän, er fühlt sich verantwortlich.» Er persönlich habe dies zum Glück noch nie erlebt. «Die Sicherheit an Bord, der Schutz des Lebens ist Gebot Nummer eins von Kapitän und Crew, doch es liegt nicht in unserer Hand,wenn so ein Unglück trotzdem passiert. Jeder Kapitän fühlt sich nach solch einem Vorfall irgendwie schuldig und auch hilflos.»
So reagiert man bei Mann über Bord
Um einen Menschen zu retten, der über Bord gefallen ist, gebe es klare Richtlinien für den Kapitän. Das Wichtigste sei, dass Zeugen sofort Alarm schlagen und ihre Augen genau auf dem Punkt behalten, auf dem er ihn im Wasser sieht, ebenfalls ununterbrochen genau mit dem Finger darauf zeigen. Der Kapitän wendet das Schiff dann so, dass keine Gefahr besteht, dass der Ertrinkende unters Schiff gerät. Sofort müssen Küstenwache und Behörden alarmiert werden, ebenfalls alle weiteren Boote in der Region. Denn vor allem in kalten Gewässern zählt jede Minute.