Der Schlaue mit dem Schnäuzer: Jean Pütz wird 85

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Deutschland,

Jean Pütz hat Zuschauern erklärt, wie man Bier selbst herstellt, was gegen Flecken hilft und wie man sich richtig ernährt. Auch heute werkelt der einstige «Hobbytheker» noch gerne vor sich hin.

Jean Pütz hat sich einen Strandkorb in seinen Garten gestellt. Foto: Oliver Berg/dpa
Jean Pütz hat sich einen Strandkorb in seinen Garten gestellt. Foto: Oliver Berg/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Jean Pütz hat da mal was vorbereitet, aber das hat diesmal nicht so gut geklappt.

In kurzer Hose steht er auf dem Hof seines weitläufigen Grundstücks und grüsst freundlich. «Darin riecht es jetzt ein bisschen streng», sagt er vorwarnend, bevor er die Tür zum Haus öffnet.

Der Grund: Er sei gerade angerufen worden. «Da habe ich gar nicht gemerkt, dass ich eigentlich Bananen braten wollte.» Nun riecht es drinnen recht deftig nach warmer Südfrucht.

Pütz probiert immer noch gerne Sachen aus. Davon zeugt sein komplettes Anwesen im Grünen, etwa eine Stunde Autofahrt entfernt von Köln. Er nennt es selbst «Pützerosa-Ranch». Im Haus stehen überall kleine und grosse Gerätschaften herum. In der Küche sind Einmachgläser aufgereiht. Pütz ist aktuell in der Marmeladenproduktion. «Da lecken Sie sich die Finger nach!», verspricht er. Am diesem Dienstag (21.9.) wird er 85 Jahre alt.

Erfinder der Hobbythek

Bekannt wurde Pütz, weil er in den 70er Jahren die «Hobbythek» im WDR erfand und rund 30 Jahre lang moderierte. In der Sendung konnte man als Zuschauer erfahren, wie sich Waschmittel selbst herstellen lässt, wie man Regenwasser nutzen kann oder wie gute Ernährung aussieht.

Pütz verband erfolgreich Wissenschaft mit Unterhaltung und einer Portion «Do it yourself». Die Sendung gibt es nicht mehr, aber wenn man den Satz «Ich hab' da mal was vorbereitet» hört, hat man auch heute noch direkt Pütz mit seinem wippenden Schnäuzer vor Augen.

Pütz, Sohn eines Deutschen und einer Luxemburgerin, hatte ursprünglich Elektromechaniker gelernt und in einem Eisenhüttenwerk gearbeitet. Später holte er das Abitur nach und studierte Mathe, Physik, Soziologie und Volkswirtschaft. «Ich kann über 100 Themen ad hoc reden», erklärt er. Auch stundenlang. «Ich habe auch in Kirchen gepredigt!»

Wie er zum WDR kam? Eher ungeplant. «Irgendwer hat denen gesagt: Das ist der richtige Mann.» Beworben habe er sich jedenfalls nie. Im Sender habe er dann aber «Narrenfreiheit» gehabt. Mit Erfolg: 1984 entwickelte Pütz auch noch die «Wissenschaftsshow», aus der später «Quarks & Co» mit Ranga Yogeshwar wurde.

Ein Mann, der auffällt

Zur Bekanntheit trug auch bei, dass Pütz nicht unbedingt zu den Menschen gehört, die alles dafür tun, um nicht aufzufallen. Wobei er den schon von weither sichtbaren Schnäuzer auch zu Ehren seines Grossvaters trage, wie er erklärt.

Zum Gespräch trägt er an diesem Tag neben der kurzen Hose eine geblümte Weste über einem bunt-karierten Hemd. Später kommt noch ein Sonnenhut obendrauf. Das macht wohl niemand, der sich gegen die Rolle des Exzentrikers wehrt. Ihm sei es wirklich egal, wie er draussen ankomme, sagt Pütz.

Auch sein Liebesleben war auffallend oft öffentliches Thema. Die Klatschspalten liebten ihn dafür. Pütz sagt, er sei früher «ein grosser Freund von schönen Frauen» gewesen. Er sagt auch: «Warum das sich rumgesprochen hat, weiss ich nicht.» Man möchte an dieser Stelle darauf verweisen, dass in seiner Autobiografie recht grossflächig Sätze zu dem Thema zu finden sind («Ich war schon 18 Jahre alt, als ich zum ersten Mal mit einer Frau intim war. Sie hat mich regelrecht verführt. Vor lauter Aufregung versagte ich dabei auch noch im ersten Anlauf»). Pütz ist mittlerweile aber schon längst zu ganz anderen Fragen übergegangen. Unter anderem über Facebook, seinem «Fenster» nach draussen, teilt er sich heute mit.

Ökologisches Superanwesen

Pütz kann sich zum Beispiel geradezu in Rage reden, wenn er über Energiepolitik nachdenkt. Sein Haus, die «Pützerosa-Ranch» preist er als ökologisches Superanwesen. Es ist wahrlich ein Idyll. Im Teich schwimmen wuchtige Karpfen, Pütz baut auf dem weitläufigen Anwesen selbst Wein an und hält Bienen. Ein Feigenbaum wächst üppig.

Die vergangenen 15 Jahre habe er an der CO2-Neutralität seiner Familie gearbeitet, erklärt er. Mit seiner dritten Ehefrau hat er einen Sohn und eine Tochter. Das Mädchen ist heute zehn Jahre alt. Bei seiner Geburt war Pütz 74 Jahre alt. «Sonnenschein» nennt er sie im Gespräch. Und er sagt: «So bleibt man jung.» Die wichtigsten Erkenntnisse im Leben erfährt man eben doch nicht aus Wissenschaftssendungen im Fernsehen.

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