Dezent mittendrin: Die neuen Berlinale-Chefs
Auf die beiden wird besonders geschaut: Das neue Leitungsduo der Berlinale zeigt sich auf dem roten Teppich, drängt aber nicht in den Vordergrund.
Das Wichtigste in Kürze
- Für die beiden ist es eine Premiere: Erstmals leiten der Italiener Carlo Chatrian und die Niederländerin Mariette Rissenbeek die Berlinale.
Wie wirken die beiden nach den ersten Tagen des Filmfestivals?
Der frühere Chef des Festivals von Locarno und die Filmmanagerin folgten auf den langjährigen Direktor Dieter Kosslick und sind oft mittendrin, aber eher zurückhaltend. Sie sind viel auf dem roten Teppich unterwegs, lassen dort den Filmteams aber ihre Auftritte.
Bei der Eröffnung am vergangenen Donnerstag, am Tag nach dem Anschlag von Hanau, wurde ihnen gleich eine traurige Pflicht zuteil. «Eigentlich hätte ich an dieser Stelle etwas zum 70. Jubiläum und unsere Freude darüber sagen wollen», leitete Geschäftsführerin Rissenbeek ein. «Aber die Ereignisse in Hanau gestern haben uns alle wirklich sehr betroffen gemacht.»
Die Berlinale stehe für Freiheit, Toleranz, Respekt, Offenheit, Gastfreundschaft und wende sich «wirklich gegen Gewalt, gegen Rassismus». Es folgte eine Gedenkminute für die Opfer.
Schon vor dem offiziellen Festivalbeginn waren die beiden in der Stadt unterwegs. Chatrian diskutierte etwa mit dem deutschen Regisseur Fatih Akin über dessen Film «Gegen die Wand». Man merkt, dass er das richtig gerne macht: Über Filme reden.
So manche finden jedenfalls, dass man beiden Zeit zum Ankommen geben sollte nach dem Ende der Ära Kosslick. «Die beiden werden auf jeden Fall einen neuen Impuls setzen», sagte Fatih Akin. Die ersten Gespräche gingen in «eine interessante, gute Richtung».
Chatrian will den Film an sich in den Vordergrund stellen. Das findet Akin richtig: Man solle Filme nicht nach einem übergeordneten Thema aussuchen, sondern danach, was das Publikum und die Jury begeistere. «Danach sollte man gehen.»
Kulturstaatsministerin Monika Grütters schickte zur Eröffnung schon einmal Lob und Dank an die Adresse des neuen Führungsduos: Dass die Berlinale ihren Werten auch mit 70 und darüber hinaus treu bleiben könne, «dafür hat die neue Leitung mit viel Gespür und Enthusiasmus gesorgt», sagte die CDU-Politikerin.
Und Regisseur Tom Tykwer formulierte seine Sicht so: «Ich glaube, wir kriegen alle, was wir so toll finden an der Berlinale, aber auch ein paar Neuigkeiten. Das kann ja nicht schaden.»