Dokumentarfilmfestival «Visions du Réel» setzt auf hybride Formel
Das Dokumentarfilmfestival Visions du Réel, das vom 21. bis 30. April in Nyon stattfindet, hat sein diesjähriges Programm präsentiert. Allem voran zwei Werke, die bei den Filmfestspielen in Venedig und bei der Berlinale gewonnen haben.
Das Wichtigste in Kürze
- «Sur l'Adamant», ein Dokumentarfilm vom französischen Regisseur Nicolas Philibert über die Psychiatrie, gewann an der Berlinale 2023 den Goldenen Bären.
Das Werk wird am Vision du Réel kostenlos und auf Reservierung zur Voreröffnung am 20. April gezeigt.
Bei den Filmfestspielen in Venedig wurde «All the Beauty and the Bloodshed», ein Dokumentarfilm von der US-amerikanischen Regisseurin Laura Poitras über die Opioidkrise, mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Er handelt von einer Reise durch das Leben der Fotografin Nan Goldin, die für ihre Aufnahmen des New Yorker Untergrunds, der AIDS-Kranken und der Opioidkrise bekannt ist.
«Laura Poitras kann nicht dabei sein, wird aber an einer Online-Debatte am Abend der Filmvorführung teilnehmen», sagt Emilie Bujès, die künstlerische Leiterin des Festivals, zu Keystone-SDA.
Obwohl Visions du Réel die Rückkehr in die Kinosäle unterstützt, bleibt das Festival bei einer hybriden Formel: Liebhaberinnen und Liebhaber von Dokumentarfilmen können gewisse Titel online sehen, nachdem sie in einem der sechs Kinosäle des Festivals gezeigt wurden.
Insgesamt hat das Festival 163 Filme auf dem Programm, darunter 82 Weltpremieren, elf internationale Premieren, zwei Europapremieren und 26 Schweizer Premieren. Zur Auswahl standen 3000 Filme aus 46 Ländern.
Aus der Schweiz werden 37 Schweizer (Ko-)Produktionen gezeigt, darunter drei im Internationalen Wettbewerb: «While the Green Grass Grows» des schweizerisch-kanadischen Regisseurs Peter Mettler, der in der Appenzeller Landschaft gedreht wurde, «Pure Unknown» von Valentina Cicogna und Mattia Colombo, der sich mit der Bestattung von im Meer ertrunkenen Migranten befasst, und «Antier noche» von Alberto Martin Menacho, der ein kleines spanisches Dorf porträtiert, dessen Bevölkerung schrumpft.
Eine Sektion ist ausschliesslich Schweizer (Ko-)Produktionen gewidmet: der Nationale Wettbewerb (lange und mittellange Filme) mit zwölf Filmen, davon elf Weltpremieren und einer internationalen Premiere. In dieser Kategorie finden sich etwa die Werke «Chagrin Valley» von Nathalie Berger über eine Einrichtung für Demenzkranke, das Filmgedicht «Floating Islands» von Nicolas Humbert und Simone Fürbringer sowie «Ruäch» von Andreas Müller und Simon Guy Fässler über das jenische Europa.
Im Internationalen Wettbewerb für Mittel- und Kurzfilme ist «2720» von dem schweizerisch-portugiesischen Filmemacher Basil Da Cunha zu erwähnen. Der Film handelt von einer verhängnisvollen Begegnung zwischen einem siebenjährigen Mädchen in Lissabon, das seinen vermissten Bruder sucht, und einem gestressten Ex-Häftling, der sich auf dem Weg zur Arbeit befindet. Ebenfalls auf dem Programm steht Guillaume Brac, «ein Star» des französischen Independentfilms, mit «Un pincement au coeur», dem Märchen eines vergangenen Sommers.