«Ein Mann namens Otto»: Remake mit Tom Hanks
Mit seiner Frau Rita Wilson schaut sich Tom Hanks einen schwedischen Film an. Es geht um Nachbarschaft, schwieriges Miteinander, fehlende Empathie. Der Entschluss: So einen Film brauchen die USA.
Otto nervt. Seine Nachbarn, ehemalige Freunde, die Paketbotin, im Grunde auch sich selbst. Otto ist ein alternder Pedant. Er kontrolliert die Mülltrennung, verweist auf Verordnungen, lebt innerhalb klar abgegrenzter Regeln. Abgesehen von seinen kleinkarierten Ermahnungen und unnötigen Streits hat er sich weitgehend zurückgezogen. Tom Hanks ist «Ein Mann namens Otto».
Für seinen jüngsten Film greift der US-Schauspieler und Produzent auf bekannten Stoff zurück. Der schwedische Autor Fredrik Backman hat mit «Ein Mann namens Ove» 2012 einen Bestseller rausgebracht. Drei Jahre später gab es bereits eine schwedische Verfilmung von Hannes Holm.
Schwedisches Original
«Ich war sofort beeindruckt», sagt Hanks im Gespräch der dpa. Er habe die schwedische Fassung mit seiner Frau gesehen, der Schauspielerin Rita Wilson. Sie habe gleich festgestellt: «Das ist ein wichtiger Film, der gerade jetzt in Amerika gedreht werden sollte.» David Magee («Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger») bearbeitete das Drehbuch, zudem wurde der deutsch-schweizerische Regisseur Marc Forster («James Bond 007: Ein Quantum Trost») gewonnen.
Erzählt wird von der Nachbarschaft in einer unbestimmten Siedlung, irgendwo im Einzugsbereich einer namenlosen Stadt. Es geht um Nachbarn, um Einwanderer, eingerostete Freundschaften. Otto versucht all dies mit einem überzogenen Ordnungssinn im Griff zu behalten, zu kontrollieren, zu sanktionieren. Gegen Freundlichkeiten und Empathieschübe seiner Mitmenschen helfen ihm mal völlige Ignoranz, mal blanker Zynismus, oft aggressiv, immer genervt.
In diese Welt bricht die quirlige Marisol (Mariana Treviño) mit ihrer Familie ein. Das Chaos schwappt in Ottos Leben: Plötzlich findet er sich wieder als Babysitter wider Willen, kommt um Nachbarschaftshilfe nicht herum, selbst eine streunende Katze schleicht sich bei ihm ein.
Keiner kann alles allein
Was den Stoff auszeichnet: Die Handlung bleibt nicht bei der mehr oder weniger lustigen Schilderung eines verstockten alten Mannes hängen, den die Umstände zurück auf empathischere Ebenen führen. Otto leidet, sehr. Mit dem Tod seiner geliebten Frau ist die Freude aus seinem Leben verschwunden. In Rückblenden wird davon erzählt. Otto besucht häufig das Grab, erinnert sich dort, erzählt von den Dingen, die da plötzlich in seinem Leben passieren. Als er selbst Hilfe braucht, wird Marisol ihn wachrütteln: «Sie glauben, Sie müssen alles allein machen. Aber wissen Sie was: keiner kann das.»
Hanks selbst kann Marisols Haltung viel abgewinnen. «Jeder hat natürlich das Recht auf die eigene Art von Privatsphäre», sagt er. «Aber wenn man sein Leben nicht für die Einflüsse, Erfahrungen und auch Inspirationen öffnet, die man von anderen erhält, wird das Leben sehr beschränkt sein. Und ich denke, ein beschränktes Leben zu führen, ist traurig.»
Viele alte Menschen machten den Fehler zu glauben, dass weniger besser wäre, sagt Hanks über seinen Otto. «Und schliesslich beginnt man, eine Minimalversion von Leben zu führen, in der das eigene Leben eigentlich verschwindet.» Der Schauspieler schätzt den Wert von Zusammenhalt: «Der Geist einer Gemeinschaft macht den Unterschied aus zwischen Glück und Einsamkeit.»
Ein Mann namens Otto, USA 2022, 126 Min., FSK 12, von Marc Forster, mit Tom Hanks, Mariana Treviño, Rachel Keller, Manuel Garcia-Rulfo