Eine andere Welt - Halle Bailey ist die neue «Arielle»
Dem Zeichentrickfilm «Arielle» merkt man sein Alter nach drei Jahrzehnten langsam an. Nun bringt Disney eine Neuverfilmung ins Kino.
Das Wichtigste in Kürze
- Da lehnt sie also auf ihrem Felsen.
Schauspielerin Halle Bailey ist die neue «Arielle» – nach mehr als drei Jahrzehnten hat Disney die Geschichte erneut verfilmt. Nun spielt die US-Amerikanerin die berühmte Meerjungfrau, die gerne Gegenstände aus der Menschenwelt sammelt und sich in einen Prinzen verliebt. Die Zeichentrickfigur von 1989 war in vielen Kinderzimmern zuhause. Und brachte mehrere Generationen vor dem Fernseher zusammen.
Wenn solche Klassiker neu erzählt werden, kann das eine heikle Angelegenheit sein. Es liegt nahe, dass man sich fragt: Was ist wohl geblieben? Und was anders geworden?
Regisseur Rob Marshall erzählt die Geschichte nicht mehr mit Zeichnungen, sondern auch mit einigen menschlichen Schauspielerinnen und Schauspielern. Mit Einsatz von Computeranimationen werden sie zu Fantasiewesen. So spielt zum Beispiel Melissa McCarthy («Gilmore Girls») die Meerhexe Ursula und Javier Bardem («Der perfekte Chef») ist als König Triton zu sehen.
Es gibt auch neue Songs
Wer noch mit der alten Version aufgewachsen ist, dürfte sich gut an die Musik erinnern. Lieder wie «Unter dem Meer» oder «Küss sie doch» (Sha-la-la-la-la-la...) kommen – allerdings mit angepassten Texten – auch in der neuen Version noch vor. Komponist Alan Menken – mittlerweile mehrfacher Oscar-Preisträger – hat seinen alten Liedern auch neue zur Seite gestellt. Zusammengearbeitet hat er mit Lin-Manuel Miranda, dem Komponisten des Musicals «Hamilton», der den Film mitproduziert hat.
Ein paar Charaktere sehen anders aus – der Fisch Fabius etwa oder auch der Vogel Scuttle (bekannt für seine Erklärung des «Dingelhoppers»). Ohnehin hat die Optik in der Neuverfilmung mehr karibische Einflüsse. Und die Besetzung ist diverser – es spielen Menschen mit verschiedenen Hautfarben mit.
Dass eine schwarze Frau als Arielle gecastet wurde, hatte etwa bei Twitter unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Viele Menschen freuten sich darüber und sahen sich selbst repräsentiert, andere lehnten die Besetzung ab und verwiesen auf den alten Zeichentrickfilm, in dem Arielle weisse Haut und rote Haare hatte.
Regisseur Marshall ging es um die beste Besetzung
Regisseur Rob Marshall wundert sich über die Debatte. Vor 25 Jahren habe er an einem Fernsehmusical gearbeitet, in dem Cinderella von einem jungen, schwarzen Mädchen namens Brandy gespielt worden sei. «Ich erinnere mich, dass Whitney Houston die gute Fee war und Whoopi Goldberg die Königin», sagte Marshall. Dass das heute also noch eine Nachricht sei, komme ihm wie aus einem anderen Jahrhundert vor.
Ihnen sei es darum gegangen, die beste Besetzung zu finden, sagt Marshall («Chicago», «Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten»). Bailey ist für ihn die beste Besetzung. «Es hätte niemanden gegeben, der sie besser hätte spielen können», sagte Marshall der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Die Rolle sei sehr herausfordernd. Man habe etwa jemanden finden müssen, der unglaublich gut singen könne.
Es habe keine Agenda gegeben, explizit eine «woman of color» zu casten. «Es kommt mir etwas veraltet vor, dass wir das im Jahr 2023 überhaupt noch diskutieren, wissen Sie?» Er habe aber auch festgestellt, dass es eben doch wichtig sei – als er gesehen habe, dass schwarze Mädchen und Jungs sich darin wiedergefunden hätten.
Die Figur der Arielle kann man – gemessen an ihrem Frauenbild – kontrovers diskutieren. Einerseits ist sie neugierig, wissbegierig und traut sich in eine neue Welt. Anderseits gibt sie in einem Deal ihre Stimme (zumindest vorübergehend) auf, um bei ihrem Prinzen zu sein. Im Gegenzug muss sie ihn dazu bringen, sie zu küssen. Im Original rät Meerhexe Ursula ihr dann, eben auf ihr Aussehen zu setzen, die Männer hassten ohnehin viel Gelaber und «wer bescheiden ist, wird pausenlos begehrt».
In der Neuverfilmung wird versucht, der Beziehung von Arielle und dem Prinzen etwas mehr Tiefe zu geben. Ohnehin fügt sie dem alten Film manches hinzu. Man erfährt beispielsweise mehr über die Geschichte von Prinz Erik. Dafür ist der Film deutlich länger geraten, was einen die kompakten rund 80 Minuten von früher doch vermissen lässt. Die Unterwasserwelt wird wunderbar gezeigt und McCarthy als Ursula ist hervorragend. Die Computeranimationen lassen aber vieles bedrohlicher wirken als im Zeichentrickfilm von früher.