Giulia Becker spürt in neuem Buch Absurdem im Alltag nach
Giulia Becker ist bekannt für schrägen Humor. In «Wenn ich nicht Urlaub mache, macht es jemand anderes» schreibt sie auch über BiFi Rolls und Wellnessurlaub.
Die Entertainerin und Podcasterin Giulia Becker steckt das Groteske und Abgedrehte einfach im Blut. Als Gag-Schreiberin wurde sie durch die Satireshow «Neo Magazin Royale» von Jan Böhmermann bekannt.
Heute ist die 33-Jährige in der Comedy-Sendung «Die Carolin Kebekus Show» zu sehen und im erfolgreichen Podcast «Drinnies» zu hören. In ihrem Buch «Wenn ich nicht Urlaub mache, macht es jemand anderes» treibt Becker ihre schrägen Geschichten und Gedanken auf die Spitze.
Eine Kostprobe ihres Humors bekommt der Leser gleich auf der ersten Seite: «Mir ist schleierhaft, warum ich existiere, aber ich finde es grossartig, dass die Zeitspanne meiner Existenz mit der von kabellosen Staubsaugern und Brause-Ufos überlappt. Und Adam Driver!»
Das Buch besteht aus Kurzgeschichten, die aus der Ich-Perspektive geschrieben sind. Hin und wieder fliesst ein Selbsttest mit ein, wie «Bin ich ein Vampir?» oder abgedrehte Gedichte und Songtexte, denn Becker ist auch Musikerin. Eine zusammenhängende Erzählung wie in ihrem ersten Roman «Das Leben ist eins der Härtesten» (2020) gibt es diesmal nicht.
In Beckers neuem Buch denkt die Ich-Erzählerin unter anderem darüber nach, ob eine BiFi Roll ein Burger, ein Sandwich oder ein Würstchen ist: «Ist eine Salami auch dann noch ein Würstchen, wenn sie einen Teigmantel trägt? Leugnet man damit die Existenz des Teigmantels?
Wenn ich Hegel richtig verstanden habe, und das habe ich ganz sicher nicht, dann gibt es nur eine einzige Wahrheit. Und diese Wahrheit ist immer das Ganze, umfasst also sowohl die eine Seite als auch den Gegensatz dazu. Die BiFi Roll trägt also einen Teigmantel, ist aber auch eine BiFi Roll, ein Würstchen, aber auch kein Würstchen, sie lebt im Widerspruch.»
Szenarien zum Lachen und Nachdenken
Beckers Texte beginnen oft banal, nehmen absurde Wendungen – und geben Denkanstösse. So wie in der Geschichte «Therapie», in der sie mit spitzfindigem Ton das Problem der Depression aufgreift.
«Die Therapieplatzsuche in Deutschland ist eine Disziplin, die bei Olympia ausgetragen werden sollte. Um überhaupt in die Nähe einer Therapiemöglichkeit zu kommen, braucht man drei Dinge, die bekanntlich charakteristisch sind für Menschen mit einer mittelschweren Depression: Eigeninitiative, Tatendrang und Beharrlichkeit.
Menschen, die sich in einer psychosozialen Abwärtsspirale befinden und seit fünf Tagen im Bett liegen, nicht sprechen und nicht duschen, lieben es, einer aufwendigen Recherchearbeit nachzugehen.»
Über Humor lässt sich ebenso streiten wie über Geschmack. Die einen stehen auf Flachwitze, die anderen auf Komik mit Tiefgang. In «Wenn ich nicht Urlaub mache, macht es jemand anderes» kommt jeder auf seine Kosten. Denn aus ihren aus dem Alltag gegriffenen Geschichten hat Becker Szenarien gestrickt, die zum Lachen und Nachdenken sind.
«Ich habe schon immer versucht, auch über blöde Dinge zu lachen, das Leben nicht ganz zu ernst zu nehmen», sagte sie in einem Interview des Jugendmagazins «Fluter». Und darin hat Becker viel Übung.