Godards «Bildbuch»: Ein Strudel an Bildern und Fragen
Jean-Luc Godard dreht experimentelle Filme par excellence. In «Bildbuch» verzichtet er vollständig auf handelnde Figuren und schafft einen Strom an Bildern, mit denen er viele Fragen stellt.
Das Wichtigste in Kürze
- Ausschnitte aus alten Filmen, Auszüge aus Reportagen und Bilder von Kriegen und Kriegsverbrechen: Eine Flut an Aufnahmen, die in «Bildbuch» der französischen Regielegende Jean-Luc Godard auf das Publikum einstürzen.
In dem Film reiht der Nouvelle Vague-Vertreter disparat Szenen des Arabischen Frühlings, eines tanzenden Paares und Bilder von Folter und Mord aneinander. Während in den vorherigen Collagen «Film socialisme» und «Adieu au langage» noch Protagonisten vorkommen, verzichtet der französisch-schweizerische Regisseur (88) nun ganz auf handelnde Figuren.
Seine Stimme aus dem Off begleitet den Fluss der Filmschnipsel mit Fragen, die ihn schon lange beschäftigen: die nach der Moral des Krieges und der Verbrechen sowie nach dem Verhältnis von Bild und Wahrheit. Godards visuelle Reise führt unter anderem in den Nahen Osten zu den Kämpfen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und dem fiktiven Emirat Dofa, das ohne Erdölvorkommen ist. Dort lebt die Bevölkerung in Armut, aber weitgehend in Frieden.
Der Film reiht sich in das Spätwerk des Autors ein, der durch innovative und gesellschaftskritische Filme wie «Ausser Atem», «Elf Uhr nachts» international bekannt wurde. Mit «Bildbuch» durchbricht Godard mehr denn je die traditionellen Filmmuster, verzichtet auf dramatische Handlungen und einen klassischen Spannungsbogen - es ist ein Experimentalfilm par excellence. Beim Filmfest Cannes wurde der Kino-Essay im vergangenen Jahr mit einer Sonder-Palme ausgezeichnet.
Bildbuch, Frankreich, Schweiz 2018, 85 Min., FSK ab 12, von Jean-Luc Godard