Heimspiel mit Herzenswärme: Element Of Crime in Berlin

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Deutschland,

Auf dem neuen Album untermauern Element Of Crime ihre Verbundenheit mit Berlin. Jetzt spielen Songpoet Regener und seine Band drei Heimspiel-Konzerte in der Hauptstadt - und werden zu Recht gefeiert.

Sven Regener und seine Band Element Of Crime sind live ein Genuss. Foto: Britta Pedersen/Archiv
Sven Regener und seine Band Element Of Crime sind live ein Genuss. Foto: Britta Pedersen/Archiv - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Sie haben seit Ende April schon ein strammes Tourneeprogramm hinter sich, mit fast 20 Konzerten in ungefähr ebenso vielen Tagen.

Doch man merkt es den vier reifen Herren von Deutschlands liebster Songpoeten-Rockband am Donnerstagabend in Berlin nicht an. Für Element Of Crime ist der Gig im proppevollen Zeltbau Tempodrom schliesslich auch ein Heimspiel.

Erst recht mit einer neuen Platte im Gepäck, die nur so strotzt vor Berlin-Feeling. Das Kaufhaus KaDeWe, Schlesisches Tor, Prinzenbad, Prenzlauer Berg und Friedrichshain tauchen in den erneut ganz wunderbaren Alltags-Texten des Anfang Oktober erschienenen Studiowerks «Schafe, Monster und Mäuse» auf.

Immer wieder spaziert Sänger Sven Regener wie ein kleiner Junge, der sich verschmitzt über den schönen Augenblick freut, in der Bühnenmitte herum, reisst die Trompete hoch, winkt ins euphorische Publikum, dankt auf seine unnachahmlich norddeutsche Art (der Mann ist gebürtiger Bremer). Die langjährigen Bandmitglieder Jakob Ilja (Gitarre), Richard Pappik (Schlagzeug) und David Young (Bass) verrichten ihren Job unaufgeregt, aber hochmotiviert.

Diese auf der Bühne sechsköpfige Band ist sowas von eingespielt und erstarrt doch nie in Routine. Im Mittelpunkt des ersten von drei Tempodrom-Auftritten (weitere sollten am 24. und 25. Mai folgen) stehen daher auch viele neue Lieder. Der so melancholische wie wortwitzige Album-Opener «Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang» und der Titelsong machen gleich deutlich, wie wichtig der Band diese Platte ist. Im vorigen Herbst landete «Schafe, Monster und Mäuse» direkt auf Platz 2 der deutschen Charts und wurde von der Kritik (wieder mal) einhellig gefeiert.

Auch das zum Brüllen komische «Ein Brot und eine Tüte» - von Regener als Song über asoziales Verhalten beschrieben, das ja auch Spass machen könne - stammt vom neuen Album. Doch dann ist erstmal Schluss mit der Aktualität. In der für ihn typischen schnoddrig-ironischen Art kündigt Regener an, Element Of Crime sei ja nun mal eine Band, die auch sehr gern ihre alten Hits spiele. Mit Hits ist das bei dem Quartett allerdings so eine Sache, denn Single-Erfolge hatte diese klassische Album-Band eigentlich nie - aber immerhin ganz viele Publikumsfavoriten.

Von denen sind etliche zu hören an diesem zweistündigen und doch enorm kurzweiligen Konzertabend: «Immer da wo du bist bin ich nie», «Am Ende denk ich immer nur an dich», «Lieblingsfarben und Tiere», «Weisses Papier», natürlich «Delmenhorst». Aber auch der Soundtrack-Beitrag «Robert Zimmermann» wird gespielt, als Hommage - na klar - an den von Regener verehrten Bob Dylan. Ausserdem das uralte «Wer ich wirklich bin» - das eigene Stück aus den 90er Jahren hole man sich quasi vom Songschreiber-Kollegen Gisbert zu Knyphausen zurück, der es kürzlich hervorragend gecovert habe.

So sind Element Of Crime - auch als Live-Musiker: freundlich und jovial, selbstbewusst und doch bescheiden, kurz: rundum sympathisch. Und natürlich allesamt tolle Musiker: Regener als (hervorragend verständlicher) Sänger mit leicht raspeligem Ton und effektvoller Trompeter, der lange unterschätzte E-Gitarrist Ilja mit formidablen Soli, der feinfühlige Drummer Pappik, der stoische Bass-Mann Young.

Die befreundeten Ekki Busch (Akkordeon) und Rainer Theobald (Saxofon, Klarinette) sollen im Konzert zusätzliche Klangfarben liefern - das tun sie mit Bravour. Und wie auf dem neuen Album hat Regeners Teenager-Tochter Alexandra auch live einen Auftritt als Co-Sängerin des Papas bei «Karin» - um dann schnell wieder zum Merchandising-Stand zurückzukehren, wo sie T-Shirts («Too old to die young») und Bierdeckel mit den Band-Konterfeis verkauft.

Den vielleicht schönsten Moment erlebt die Show mit dem Lied «Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin»: Der schwermütige Text wärmt die Herzen der Hauptstädter, Hunderte singen den Refrain - und ungefähr in diesen Minuten weckt der populäre Fussballclub Union Berlin mit einem Tor Hoffnungen auf den Bundesliga-Aufstieg, viele bekommen es per Handy mit.

Regener und Co. treten noch zu einer guten halben Stunde mit Zugaben an, dann geht das Licht im Tempodrom an. Nicht wenige gehen heim in dem Gefühl, dass es mit ihrer Lieblingsband Element Of Crime, mit diesem rumpelig-schunkeligen Grossstadtstreuner-Sound zwischen Rock, Folk und Chanson gern ewig so weitergehen darf.

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