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«Madam Secretary»: Hillary Clinton auf der Berlinale

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Deutschland,

Kein Fan-Gekreische, aber immerhin Ovationen: Hillary Clinton wird auf der Berlinale wie ein Hollywoodstar empfangen. Dem politischen Geschäft entkommt sie dabei nicht und scheint auch nichts dagegen zu haben.

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Hillary Rodham Clinton auf der Berlinale. Foto: Jörg Carstensen/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn sie zusammenzähle, habe sie im Wahlkampf 2016 zusammengerechnet 25 Tage mit Schminken und Frisieren verbracht.

Dazu die Debatten mit Donald Trump und hunderte Fernsehauftritte - an Erfahrung vor der Kamera mangelt es Hillary Clinton nicht. Dass die US-Politikern auf der Berlinale wie ein Filmstar empfangen wird, ist also auch nicht weiter verwunderlich.

Bei der Premiere der Dokuserie «Hillary» jubelt ihr das Publikum am Montagabend wie einer Hollywoodgrösse zu. «Madam Secretary», wie die frühere Aussenministerin angesprochen wird, fühlt sich vor den Kinobesuchern sichtlich wohl.

Für die Begrüssung hatte das Festival einiges aufgeboten. So ist neben den beiden Berlinale-Chefs Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters zum Haus der Berliner Festspiele gekommen. Doch der prominente Gast aus den USA lässt die Gastgeber erst einmal ein bisschen warten.

Einige Fans haben sich hinter der Absperrung am roten Teppich postiert. «Ich finde einfach, Hillary Clinton ist eine sehr machtvolle Frau und hat viel erreicht», erzählt eine Kölner Künstlerin, die ein Spray-Porträt der früheren Aussenministerin mitgebracht hat. Clinton-kritische Zaungäste machen mal mehr, mal weniger lautstark auf sich aufmerksam und gehen hart mit der Politik der 72-Jährigen ins Gericht. Auch das böse Wort «Killary» fällt.

Dann der ersehnte Moment – für alle: Clinton läuft die letzten Meter zum roten Teppich, gibt ausgiebig Interviews, lässt sich fotografieren und bekennt: «Ich liebe Berlin, ich liebe Filme. Was könnte besser sein, als beides hier zusammen zu haben?».

Auch als sie am Dienstag vor die internationale Presse tritt, geht es viel um Kino und die Serie über sie. Aber um die aktuelle US-Politik kommt sie natürlich nicht herum: Die Frage, ob die Demokraten wirklich einen Sozialisten aufstellen werden, umschifft sie noch diplomatisch geschickt und versichert, den Kandidaten unterstützen zu wollen, den ihre Partei am Ende aufstelle.

Anschliessend spricht sie dann immer wieder über Donald Trump, ohne den jetzigen Präsidenten aber selbst beim Namen zu nennen. Sie spricht mehrfach vom «jetzigen Amtsinhaber» und die aus ihrer Sicht gefährlichen Folgen von dessen Politik.

Mit Hillary Clintons zweitägigem Besuch haben die Internationalen Filmfestspiele ihre Promi-Quote deutlich nach oben getrieben. Zwar ist der für den US-Streamingdienst Hulu produzierte Vierteiler bereits auf dem Sundance-Festival gelaufen. Doch die Chance, die berühmte Politikerin zu holen, liessen sich die Berlinale-Chefs nicht entgehen.

In Deutschland soll die Serie auf dem Abo-Sender Sky laufen. Auch global ist Hillary eine Grösse. Als Aussenministerin besuchte sie 101 Staaten und legte dabei mehr als 1,5 Millionen Flugkilometer zurück, wie sie in «Hillary» berichtet.

Der Vierteiler verbindet Aufnahmen hinter den Kulissen während des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 mit Interviews von Freunden und politischen Weggefährten Clintons. Zu Wort kommt auch ihr Ehemann, Ex-US-Präsident Bill Clinton, der unter anderem über die Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky im Weissen Haus spricht. Für die Produktion stand Hillary für sieben Drehtage zur Verfügung.

Aus dem Material ist das Porträt einer intellektuell brillanten und durchsetzungsstarken Persönlichkeit entstanden, die sich gegen Vorurteile und Stereotypen durchsetzt, aber auch die Grenzen ihrer Möglichkeiten erkennt.

Sie sei sich immer bewusst gewesen, dass sie polarisiere, sagt Hillary Clinton vor ihrem Berliner Publikum. «Akzeptiert wurde ich vor allem, wenn ich für andere im Dienst war», vor allem für Männer, etwa als First Lady oder Aussenministerin. Als sie selbstständig politisch aktiv geworden sei, etwa als Senatorin oder Präsidentschaftskandidatin, sei sie immer wieder angefeindet worden. Es sei höchste Zeit, gegen solche - vor allem gegen Frauen gerichteten - Vorurteile anzugehen.

In ihren politischen Absichten habe sie sich allerdings nie missverstanden gefühlt. «Ich glaube nicht, dass mich Wladimir Putin missverstanden hat. Er wusste, dass ich meine Stimme für mein Land, den Westen, für Demokratie und Freiheit erheben würde», sagt Clinton. Das Verhältnis zwischen Clinton und Putin, die von Wikileaks durchgestochenen E-Mails, die Rolle des FBI-Chefs Comey, könnten durchaus Stoff für einen Film hergeben. Clinton liefert dafür ein Stichwort: «Putin wollte mich besiegen», sagt sie. Ob er es geschafft hat?

Jedenfalls hat Hillary Clinton den Kampf nicht aufgegeben. Es sei noch viel zu tun - das Klima schützen und Donald Trump besiegen. Doch sie freue sich nun auch über mehr Zeit, um ins Kino zu gehen mit Ehemann Bill, der ein absoluter Kino-Fan sei. Ob «High Noon» («Zwölf Uhr mittags) oder «Casablanca» - diese Klassiker habe sie möglicherweise «schon vierzigmal gesehen».

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