In der Filmbiografie «Better Man» ist Robbie Williams ein Affe
Robbie Williams wird in seiner Filmbiografie von einem Affen dargestellt – und das ist nicht die grösste Überraschung.
Robbie Williams geht in seiner Filmbiografie offen mit seinen Dämonen um. Dass der Brite von einem Affen dargestellt wird, ist aber nicht die grösste Überraschung des Biopics.
«Guten Abend, ihr Pisser»: Nicht gerade auf die freundlich-britische Art begrüsst Robbie Williams seine Fans zu Beginn seiner Filmbiografie. Zu den Tönen eines seiner ersten Solohits, «Let Me Entertain You», erklärt der Sänger, warum es «Better Man» überhaupt in dieser Form gibt. Er wolle sich den Menschen zeigen, wie er sich wirklich sieht – offensichtlich als Affe.
Affe als Spiegel seiner Karriere
Biopics über britische Weltstars hat es in den vergangenen Jahren schon einige gegeben – über Freddie Mercury, Elton John oder Amy Winehouse. Um da herauszustechen, musste sich der australische Filmemacher Michael Gracey («Greatest Showman») also einen besonderen Kniff überlegen.
Die Entscheidung, Williams von einem computergenerierten Affen darstellen zu lassen, habe er zusammen mit dem Sänger getroffen. Der habe sich in seiner Karriere immer wieder als Affe gefühlt, der auf die Bühne geschickt wird, um die Leute zu unterhalten. So absurd die Idee wirkt, desto erstaunlicher ist, dass sie aufgeht.
Schon nach wenigen Minuten dürften sich die meisten Kinogänger mit dem Anblick des tierischen Williams abgefunden haben. Das liegt vor allem an der visuellen Umsetzung der Oscar-prämierten Effektschmiede Wētā FX von «Herr der Ringe»-Regisseur Peter Jackson, der in ähnlicher Weise schon Bösewicht Gollum (Andy Serkis) zum Leben erweckte.
Take That: Erfolgreichste britische Band seit den Beatles
In «Better Man» spielte Schauspieler Jonno Davies («Kingsman: The Secret Service») die Szenen am Set in einem speziellen Ganzkörperanzug. Bewegungen und Mimik wurden dann später auf den Computer-Schimpansen übertragen, der die Gesichtszüge vom echten Williams hat und im Film wie selbstverständlich mit den menschlichen Darstellerinnen und Darstellern interagiert.
So beginnt die Geschichte 1984 in den englischen Midlands, in Stoke-on-Trent. Der kleine Robert gilt in der Schule als Aussenseiter und liebt das Showgeschäft. Zusammen mit seinem Vater himmelt er Frank Sinatra an. «Ich will kein Niemand sein», erklärt der Junge, der im Schultheater erstmals im Rampenlicht steht.
Als 15-Jähriger wird Robert dann als Teil einer Boyband gecastet, die zunächst in Schwulenclubs auftritt und dessen Manager schon früh prophezeit. «In fünf Jahren werden wir uns alle hassen. Aber wir werden alle stinkreich sein.» Take That verkauft zwischen 1990 und 1996 rund 19 Millionen Alben und Singles und wird in Grossbritannien zur erfolgreichsten Band seit den Beatles.
Robbie Williams: Kampf um die Anerkennung seines Vaters
Doch Williams, den Manager Nigel Martin-Smith «Robbie» tauft, bleibt voller Selbstzweifel, leidet an Depressionen und ertränkt sein Unglück im Alkohol. Der Bad-Boy der Band, der sich und seine Ideen nicht ernst genommen fühlt, fliegt 1995 schliesslich aus der Gruppe.
«Better Man» zeigt, wie Williams sich Frontmann Gary Barlow, seiner Familie und der zwischenzeitlichen Freundin Nicole Appleton gegenüber wie ein «Arschloch» (Williams) verhält. Und wie er es dann doch zu einer einzigartigen Solokarriere schafft und sich mit seinen früheren Ichs versöhnt.
Das Herzstück des Films und den emotionalen Rahmen bildet die ambivalente Beziehung zu seinem Vater Peter Conway, der die Familie früh verlässt, um in London als Entertainer Fuss zu fassen. Der Musiker kämpft sein Leben lang um die Anerkennung seines Idols, was in einem äusserst emotionalen Finale mündet.
«Better Man»: Eine aussergewöhnliche Filmbiografie mit Musical-Höhepunkten
«Better Man» ist vielleicht die kreativste Filmbiografie, die es je gegeben hat. Sie überzeugt abseits der visuellen Darstellung seiner Hauptfigur auch mit einigen hochkarätigen Musical-Elementen. Etwa bei einer herzergreifenden Montage zum Superhit «Angels».
Dabei geht Regisseur Gracey, in Absprache mit dem Porträtierten, schonungslos offen mit dessen Leben um. Schliesslich endet der Film nach über zwei Stunden, wie er begonnen hat – etwas ruppig. «Ich bin der allerbeste – fickt euch.»