Ismail Kadare: Zentrale Grösse der albanischen Literatur verstorben
Am 1. Juli ist Ismail Kadare im Alter von 88 Jahren in Tirana gestorben. Er gilt als wichtigster albanischer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
Das Wichtigste in Kürze
- Der albanische Schriftsteller Ismail Kadare ist am 1. Juli 88-jährig verstorben.
- Seine Werke kandidierten jedes Jahr um den Literaturnobelpreis.
- International berühmt wurde Kadare mit seinem Roman «Der General der toten Armee» (1963).
Ismail Kadare, einer der berühmtesten Schriftsteller Albaniens, ist tot. Der 88-Jährige war am Montag leblos in seiner Wohnung in Tirana aufgefunden worden. Laut Verleger Bujar Hudhri starb er an einem Herzinfarkt.
Kadare galt als Monolith der albanischen Literatur: Jedes Jahr kandidierten seine Werke um den Literaturnobelpreis. Internationale Berühmtheit erlangte er mit seinem Roman «Der General der toten Armee» (1963), der 1970 ins Französische übersetzt wurde.
Zeitlebens musste sich der Schriftsteller gegenüber dem kommunistischen Regime Albaniens positionieren. Von 1970 bis 1982 war er, durch seine Bekanntheit geschützt, sogar Abgeordneter, hatte jedoch genauso mit Anfeindungen und Drohungen zu kämpfen.
Ismail Kadare als «Albaniens Václav Havel»
Mitte der 1970er Jahre erhielt Kadare zeitweise Publikationsverbot und wurde aufs Land verbannt. Seit den 1980er Jahren äusserte er dann offen Kritik am Stalinismus, was ihm sogar den Titel «Albaniens Václav Havel» einbrachte.
Seine 80 Werke wurden in 45 Sprachen übersetzt und behandeln die Mechanismen des Totalitarismus. Seine Romane, Erzählungen und Lyrik gehören zum Kanon der albanischen Literatur.
Albaniens Präsident Bajram Begaj sagte über Kadare: «Albanien und die Albanier haben ihr Genie der Worte verloren, ihren spirituellen Befreier.» Der Balkan verliere den Poeten seiner Mythen – Europa und die Welt einen der höchst angesehenen Vertreter der modernen Literatur, heisst es in der Amtsmitteilung des Präsidenten.
