Jonathan Wilson: Heimweh in Songs gegossen
Als Musiker, Songwriter und Produzent ist Jonathan Wilson in der US-Rockszene eine grosse Nummer. Amerikanischer als sein neues Solowerk kann ein Album kaum klingen - wehmütiger auch nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Zuletzt stand Jonathan Wilson auf den ganz grossen Bühnen - direkt neben Pink-Floyd-Mastermind Roger Waters, für dessen jüngstes Album und letzte Tournee er Gitarre spielte.
Mit seinem fünften Soloalbum «Dixie Blur» wählt der Kalifornier nun bewusst einen kleineren Ansatz - und auch der steht ihm gut.
Wilson ist als Multiinstrumentalist, Songschreiber und Produzent in der gegenwärtigen US-Rockszene die Verkörperung des alten Hippie-Traums: ein langhaariger, entspannter Typ mit riesiger Kompetenz für den berühmten Laurel-Canyon-Sound der 1960er und 1970er Jahre. Diese eigentlich längst vergangene Klangwelt hatte er schon auf seinen drei von der Kritik gefeierten Alben «Gentle Spirit» (2011), «Fanfare» (2013) und «Rare Birds» (2018) perfekt nachgebaut.
«Dixie Blur» ist mit 14 Songs und 55 Minuten Laufzeit wieder ein opulentes Werk. Doch im Gegensatz zu den manchmal etwas angestrengten Progressive-Rock-Exkursionen der Vorgänger - die ihn freilich für Roger Waters erst interessant gemacht hatten - beschränkt sich Wilson hier auf den Kern seiner Americana-Erinnerung. Virtuose Gitarrenmusik verknüpft er mit traditionellen Einflüssen seiner Heimat: Folk, Country, Bluegrass.
Der Ursprung einiger Songs dieser sehr schönen neuen Wilson-Platte liegt im Heimweh während der Waters-Welttournee. «Wenn man da draussen in einem Hotel in Lettland feststeckt, ist es ein langer Weg zu dem, was man Heimat oder Familie nennt», sagt der 45-Jährige. Lieder wie «69 Corvette» oder «El Camino Real» transportieren die Sehnsucht, die Wilson spürte, in Songtiteln und vielen Textzeilen.
Mit Hilfe seines Freundes Pat Sansone (Wilco) entstand im «Sound Emporium» der US-Country-Metropole Nashville eine überwiegend nostalgisch-wehmütige Songsammlung. Laut Wilson ist «Dixie Blur» sein bisher persönlichstes Soloalbum: So fühle sich für ihn Heimat an.