«Kassensturz»-Testsieger zahlen für SRF-Logo 15’000 Franken
Im «Kassensturz» werden wöchentlich Produkte getestet und ein Testsieger gekürt. Hersteller, die damit werben wollen, müssen tief in die Tasche greifen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der SRF-«Kassensturz» geniesst eine grosse Glaubwürdigkeit.
- Wöchentlich testet und benotet das Kundenmagazin Produkte.
- Testsieger, können ihr Produkt mit dem «Kassensturz»-Logo kennzeichnen.
- Das kostet sie 15'000 Franken für eine Lizenz, die ein Jahr lang gültig ist.
Im SRF-«Kassensturz» werden wöchentlich Produkte getestet und bewertet. Ob Sonnencreme, Schokolade oder Kopfhörer – die Expertinnen und Experten küren je einen Testsieger.
Die Marke darf das Produkt dann mit einem entsprechenden Sticker kennzeichnen. Darauf zu sehen ist das Logo vom «Kassensturz» und die Schrift Aufschrift «Testsieger».
Die Hoffnung: Die Kunden sehen das Logo und greifen dann eher zu.
Hersteller zahlen 15'000 Franken
Jetzt kommt ans Licht: Wer das Logo nutzen will, zahlt 15'000 Franken! Die Lizenz ist dann für ein Jahr gültig.
Firmen dürfen auf ihr gutes Abscheiden im Test verweisen. Das Logo dann aber kostet Geld.
Dem «Tages Anzeiger» liegt ein Schreiben der SRF-Lizenzabteilung an einen Produkthersteller vor. Darin heisst es: «Gerne informiere ich Sie über die Möglichkeit zur Lizenzierung des offiziellen ‹Kassensturz›-Testlogos für die Nutzung Ihrer Werbe- und Marketingmassnahmen. Danke im Voraus für die Prüfung unseres Angebotes.»
Brisant: Der Hersteller hat das Schreiben von SRF unaufgefordert erhalten.
SRF betont: «Kassensturz»-Tests sind unabhängig
Wie eine SRF-Sprecherin betont, arbeite die Redaktion des «Kassensturz» unabhängig von der Vermarktungsabteilung. «Die Redaktion entscheidet unabhängig nach publizistischen Kriterien, welches interessante Testprodukte für das Publikum sind.»
Laut Medienprofessor Urs Saxer von der Universität Zürich ist das erlaubt. Zwar habe SRF einen öffentlich-rechtlichen Auftrag, aber ihnen sei nicht verboten, auch wirtschaftlich tätig zu sein. Lizenzgeschäfte und auch Merchandising seien deshalb grundsätzlich erlaubt.
Wie die SRF-Sprecherin weiter erklärt, hat die Redaktion keinen finanziellen Vorteil vom Verkauf des «Kassensturz»-Logos. Der Betrag fliesse auf ein, von der Redaktion, unabhängiges Konto.
Die Einnahmen der Lizenzen würden zudem «bei weitem nicht» die Anschaffungskosten für die Testprodukte und die Laborkosten decken, heisst es.
«Kassensturz» hat grosse Glaubwürdigkeit
Bringt den Herstellern der Sticker überhaupt was? Laut Markenexperte Stefan Vogler geniesst der «Kassensturz» eine grosse Glaubwürdigkeit. Wer einen «Testsieger»-Sticker auf Shampoo und Co. sieht, entscheide sich eher dafür. «Das Logo der Sendung kann da eine Signalwirkung haben.»
Nicht alle Firmen würden die Lizenz erwerben, erklärt jedoch ein Unternehmer, der anonym bleiben will. Kurzfristig würden die Produkte zwar tatsächlich mehr verkauft werden, dies sei aber auch ohne Werbung mit dem Logo der Fall. Seine Firma verzichte deshalb inzwischen darauf, die Lizenzen zu erwerben – der Umsatzerfolg sei damit nicht nachhaltiger.