Günther Küblböck sieht im Tod seines Sohnes Staatsversagen und unterlassene Hilfeleistung. Psychisch Kranke sind seiner Meinung nach nicht gut geschützt.
Daniel Küblböck
Günther Küblböck, Vater von Daniel Küblböck, ist gleich wie die Ermittler überzeugt, dass sich sein Sohn das Leben nahm. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Daniel Küblböck wies vor seinem Verschwinden Anzeichen einer schizophrenen Psychose auf.
  • Sein Vater kritisiert den Staat, dass er und Ärzte den Sänger nicht behandeln konnten.
Ad

Der Vater des seit September vermissten Sängers Daniel Küblböck kritisiert, dass die aktuelle Rechtslage in Deutschland den Tod seines Sohns mitverursacht habe. «Es ist gesellschaftlich-politisch gewollt, dass man psychisch Kranke mehr oder weniger sich selbst überlässt», sagte er am Mittwochabend bei «Stern TV». Er habe bereits einige Monate vor Küblböcks Sprung von einem Kreuzfahrtschiff Verhaltensänderungen bei seinem Sohn festgestellt, die Behörden wollten demnach aber nicht eingreifen.

küblböck kreuzfahrt
Daniel Küblböck zeigt sich auf seinem zweiten Instagram-Account als Frau. - Instagram

Der Sänger sei teilweise aggressiv und verwirrt gewesen. Er habe herumgeschrien und Dinge zertrümmert. Sprach er vorher mit der Familie im bayerischen Dialekt, habe er plötzlich Hochdeutsch mit einer Frauenstimme gesprochen. «So habe ich ihn vorher nicht gekannt», sagte Günther Küblböck. Ein Neurologe habe im August diagnostiziert, dass Küblböck «wahrscheinlich eine akute Episode einer schizophrenen Psychose» durchlebt habe.

Patienten sind für Zwangsbehandlungsbehandlung

Deshalb habe sich der Vater an Polizei, Ordnungsamt, Betreuungsgericht und Gesundheitsamt gewandt, doch alle hätten ihm gesagt: «Es geht immer nur, wenn die Person selbst mitmacht.» Die Rechtslage in Deutschland erlaube eine Zwangsbehandlung gegen den Willen der Betroffenen nur bei Selbst- oder Fremdgefährdung. Günther Küblböck empfand diese als frustrierend: «Man fühlt sich nicht nur machtlos, man ist auch machtlos –das wird einem ja ganz klar gesagt, dass man selbst nichts unternehmen kann.»

Auch der Leiter eines Kölner Fachkrankenhauses für Psychiatrie, Manfred Lütz, kritisierte in der Sendung die Gesetzeslage. Schizophrene Patienten würden nur selten einer Behandlung zustimmen: «Das Problem ist: Wenn jemand nicht krankheitseinsichtig ist, dann lässt er sich auch nicht behandeln – und das führt dazu, dass Menschen lange unbehandelt mit ihrer Krankheit leben müssen, bis dann ein Zustand eintritt, wo sie dann selbst- oder fremdgefährdend werden». Lütz würde in akuten Wahnmomenten lieber früher eingreifen können: «Die meisten Patienten sind dankbar für die Zwangsbehandlung. Das sagen sie aber nicht in einer akuten Situation, sondern häufig erst im Nachhinein.»

Ad
Ad