Lebe deinen Traum: «Der Klavierspieler vom Gare du Nord»

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Deutschland,

Ein hochbegabter Junge aus einfachen Verhältnissen startet nach vielen Hindernissen eine Karriere als Konzertpianist. Gut besetztes Musikdrama mit viel Bach und Liszt und einem starken Hauptdarsteller.

Mathieu Malinski (Jules Benchetrit) - mit dem Klavier aus der Banlieue zum Erfolg. Foto: Neue Visionen Filmverleih
Mathieu Malinski (Jules Benchetrit) - mit dem Klavier aus der Banlieue zum Erfolg. Foto: Neue Visionen Filmverleih - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Gegen alle Widerstände den Traum vom Künstler Wirklichkeit werden lassen, davon erzählen so unterschiedliche Filme wie das leichtfüssige Tanzdrama «Billy Elliot - I Will Dance» (2000) oder das brutale Schlagzeuger-Duell «Whiplash» (2014).

Aber manchmal ist der Traum vom harten Alltag und widrigen Umständen verschüttet worden und muss erst wieder mühsam ans Licht gebracht werden.

Mathieu Malinski (Jules Benchetrit), der junge Protagonist in Ludovic Bernards Tastendrama «Der Klavierspieler vom Gare du Nord», wohnt in einer tristen Pariser Vorstadt bei seiner alleinerziehenden Mutter und hält sich mit Einbrüchen über Wasser. Als kleiner Junge hatte er einen Klavierlehrer, der früh Mathieus Talent entdeckt hatte. Aber diese Zeiten sind lange vorbei. Jetzt spielt der hochbegabte Aussenseiter manchmal in einer Pariser Bahnhofshalle Suiten von Bach - und dort wird Pierre Geithner (Lambert Wilson), der Leiter des Konservatoriums, auf ihn aufmerksam.

Mit einem Trick lockt er den renitenten Mathieu an sein Institut und lässt ihn von der strengen Lehrerin (Kristin Scott Thomas), die nur die Gräfin genannt wird, ausbilden. Pierre glaubt fest an die Fähigkeiten seines Schützlings, seine Fürsorge wird aber ein wenig zur Obsession. Er meldet Mathieu für einen renommierten Klavierwettbewerb an, die Uhr läuft, aber dann kommt eine Sehnenscheidenentzündung dazwischen, und der Traum scheint zu zerplatzen.

Der französische Regisseur Ludovic Bernard («Die Pariserin: Auftrag Baskenland») geht in seinem gefälligen, gut besetzten Drama den ganz grossen Konflikten aus dem Weg. Der eher vorhersehbaren Aufstiegsgeschichte des Jungen aus der Banlieue fehlen dabei ein wenig die Ecken und Kanten. Im Zweifelsfall glättet Franz Liszts «Ungarische Rhapsodie» die Wogen.

Der harte soziale Background bleibt diffus, dafür darf sich Mathieu in die hübsche Cellistin Anna verlieben. Wenn die beiden nachts durch Paris streifen, kommt zur Untermalung auch mal Popmusik zum Einsatz. Das Drehbuch hält dazu etliche weichgespülte Sentenzen bereit: «Was du im Herzen trägst, wird in dein Klavier fliessen». Dann lieber Liszt.

Ein grosses Plus allerdings ist die ansehnliche Besetzung: Der 21-jährige Newcomer Jules Benchetrit, Sohn der 2003 gestorbenen Marie Trintignant und des Schauspielers Samuel Benchetrit, spielt den Hochbegabten mit einer klugen Mischung aus Rebellion und Empfindsamkeit. Die Blessuren auf der Seele nimmt man diesem melancholischen Outsider sofort ab. Dazu kommen dann der wunderbar warmherzige Lambert Wilson als Ziehvater und die resolute Kristin Scott Thomas als Klavierpädagogin, die das ungestüme Tastengenie in geordnete Bahnen lenkt.

Der Klavierspieler vom Gare du Nord, Frankreich 2019, 106 Min., FSK ab 0, von Ludovic Bernard, mit Jules Benchetrit, Lambert Wilson, Kristin Scott Thomas

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