Lou Pearlman: So nutzte er NSYNC und Co. schamlos aus
Während sie auf der Bühne standen, scheffelte er das Geld: So perfide zockte Lou Pearlman die Boybands der 90er-Jahre ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Lou Pearlman gründete in den 90ern mehrere erfolgreiche Boybands.
- Dazu gehören NSYNC und die Backstreet Boys.
- Von dem Erfolg der jungen Stars profitierte aber vor allem er selbst.
Die Backstreet Boys und NSYNC mit Justin Timberlake (43) gehörten in den 90er-Jahren zu den berühmtesten Boybands überhaupt.
Gegründet wurden sie von Lou Pearlman (†62). Der Produzent, auch «Big Poppa» genannt, katapultierte die Teenie-Schwärme bis an die Spitze der Charts.
Doch: Hinter dem Erfolg des Managers steckt ein betrügerisches Schneeballsystem. Zudem zockte er seine vermeintlichen Schützlinge schamlos ab.
Lou Pearlman zahlte Boybands kaum Geld aus
In einer neuen Doku auf Netflix werden die kriminellen Machenschaften von Pearlman nun detailliert ans Licht gebracht. Unter anderem wird enthüllt, dass er ein Grossteil des Geldes, welches die Boybands verdienten, für sich selbst behielt.
Ein Beispiel: Obwohl die Jungs von NSYNC schon Millionen von Platten verkauft hatten, zahlte er ihnen je nur mickrige 10'000 Dollar aus. Umgerechnet sind das etwa 8800 Franken.
«Warum reissen wir uns den Hintern auf und Lou scheffelt Millionen?», so NSYNC-Mitglied Chris Kirkpatrick (52) dazu.
Tatsächlich verfügte Pearlman über einen perfiden Knebelvertrag. Dieser hielt fest, dass 43 Prozent (!) der Einnahmen der Boybands an ihn fliessen sollen.
«Wir waren die Versuchskaninchen»
Doch nicht nur geldtechnisch machte der Produzent seinen Teenie-Stars das Leben schwer. Auch das Wohlbefinden der Jungs schien ihm egal zu sein.
So war Nick Carter (44) damals beispielsweise gerade mal 12 Jahre alt, als er Teil der Backstreet Boys wurde.
Und weil die Band anfangs nur in Deutschland erfolgreich war, sah Carter seine Familie fast zwei Jahre nicht! Nicht mal an Weihnachten durfte er nach Hause.
Ende der 90er-Jahre taten sich NSYNC und die Backstreet Boys schliesslich zusammen, um gemeinsam gegen Lou Pearlman vorzugehen. Damit sie ihn loswerden, zahlten sie ihm 64 Millionen Dollar (rund 56 Millionen Franken).
Rückblickend meint Backstreet-Boys-Mitglied AJ McLean (46) über den betrügerischen Manager: «Er hatte viel Geld und einen Traum. Und wir waren die Versuchskaninchen für diesen Traum.»
Aufgeflogen ist Lou Pearlman erst 2002, als er von Aaron Carter (†34) verklagt wurde. So kamen die Behörden hinter das Schneeballsystem des angeblichen Geschäftsmannes.
Pearlman zu 25 Jahren Haft verdonnert
Pearlman sackte nämlich nicht nur das Geld der Boybands ein. Er zockte auch zahlreiche Kleinanleger ab. Die investierten in sein «Trans Continental Savings Program». Dabei handelt es sich um einen Fonds für die Angestellten seiner Fluglinie.
Das jedenfalls dachten die Investoren. In Wirklichkeit hatte seine Fluglinie gar keine Mitarbeiter. Über 260 Millionen Franken sammelte er in zehn Jahren auf diese Weise. Und das ganz Geld landete auf seinem Konto.
Nachdem er aufgeflogen war, tauchte Lou Pearlman unter. Erst nach mehreren Monaten auf der Flucht wurde er im Jahr 2007 auf Bali gefunden und festgenommen.
Ein Jahr später folgte der Prozess, in welchem er wegen Verschwörung, Geldwäsche und Insolvenzbetrugs zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde.
Der berühmt-berüchtigte Boyband Manager starb im August 2016 im Gefängnis an einem Herzinfarkt.